The 2nd try

end


Übersetzung: moenoel




Es war der Nachmittag des Tages, an dem sie dem Tod des siebzehnten Engels beigewohnt hatte, an dem Rei durch die Straßen von Tokyo 3 wanderte. Sie war sich nicht sicher, warum sie es tat. Es hatte nicht wirklich einen Sinn. Sie hätte diese letzten Stunden auch in ihrem Apartment oder in der NERV-Basis verbringen können. Doch nun war sie hier, auf einer, wie eine Stimme in ihrem Hinterkopf es nannte, "letzten Wandertour".

Vielleicht war es das, was Menschen des Öfteren als Rastlosigkeit erlebten, darauf hoffend vor einem wichtigen oder angsteinflößenden Ereignis in ihrem Leben ihre Nerven beruhigen zu können. Vielleicht war es eine menschliche, melancholische Eigenart etwas zum letzten Mal zu tun, selbst wenn es nur das Schlendern durch die Nachbarschaft war, die sie bald niemals wieder sehen würden.

Für eine lange Zeit hatte sie sich die Frage gestellt, ob sie wirklich ihr Schicksal erfüllen wollte. Mit Ikaris und später Soryus Hilfe hatte sie langsam das Gefühl bekommen, dass es mehr in ihrem Leben gab, dass sie einen anderen Grund dafür finden könnte. Aber seit dem Tod des siebzehnten war der Ruf so laut geworden, dass jede Faser ihres Seins danach schrie endlich die Bestimmung zu erfüllen, für die sie erschaffen wurde und den Frieden suchen, den er ihr ansonsten niemals erlauben würde.

Doch sie hatte Angst. Das konnte sie nicht leugnen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie gewusst, dass es so enden würde und hatte sich ohne Reue darauf gefreut. Aber nun, da dieses Ende nahe war, konnte die junge Frau die Zweifel in ihrem Geist nicht verdrängen.

Die Entscheidung des Siebzehnten hatte sie nachdenklich gemacht. Er hatte sein Schicksal, sich mit Lilith zu vereinen und ewig zu leben, umgangen, indem er sich auslöschen ließ. Für sie, für NERV, war es jedoch genau das, was zu passieren vorherbestimmt war. Wenn selbst das Schicksal eine Frage des Standpunktes war... was war dann ihres?


Als sie durch die fast leeren Straßen lief, holte sie ein leises Geräusch plötzlich aus ihrer Gedankenwelt. Mehr aus Instinkt als Neugierde folgte sie dem leisen Wimmern zu einer Seitenstraße, die nur wenige Meter vor ihr lag. Zuerst sah sie nichts, bis ihre Augen zum Boden wanderten. Ein junges, braunhaariges Mädchen, nicht älter als vier oder fünf, saß zusammengekauert in einer Ecke. Ihr Erscheinungsbild erinnerte an das einer Obdachlosen; ihre Kleidung zu groß für ihren kleinen Körper, als wäre es das einzige, was sie zum Anziehen hatte; ihre Füße nackt und dreckig.

Ihr sanftes Weinen schien von den wenigen Leuten, die vorbeiliefen, nicht bemerkt zu werden. Es war eine verbreitete Verhaltensweise der Menschen, den Schmerz von jemandem, der ihnen nicht nahe steht, zu ignorieren, indem sie sich selbst sagten, dass die Eltern letztendlich zurückkommen würden um sich um sie zu kümmern, oder die Verantwortung an die Behörden oder andere Passanten abwälzten. Und diese Eigenart kam sogar noch mehr zum Vorschein, wenn es sich um jemanden handelte, der vermutlich ein Ausgestoßener der Gesellschaft war.

Aber etwas passte nicht in dieses Bild. An der Kleidung des Mädchens haftete nur wenig Dreck, was davon kommen konnte, dass sie auf der Straße saß und an der Wand hinter ihr lehnte.

Rei war sich nicht sicher über das Gefühl, das dieser Anblick bei ihr auslöste, aber es gab nichts, was sie tun konnte. Sie hatte keine Erfahrung darin Kinder zu trösten, wusste nichts über die Bedürfnisse des Mädchens, oder welche Art von Hilfe sie brauchte. Und was auch immer ihren Schmerz verursachte, ihr Leid würde sowieso nicht mehr lange anhalten. Sie würde in nur wenigen Stunden niemals wieder Schmerz fühlen.

Doch als Rei ihren Weg gerade fortsetzen und diesen Moment vergessen wollte, so wie jeder andere auch, hörte das Mädchen plötzlich auf zu weinen und erwiderte schniefend und mit verheulten Augen ihren Blick. Hatte sie so lange dort gestanden und das Kind angestarrt, dass sie ihr Interesse geweckt hatte?

Das Verlangen zu gehen wuchs in ihr, als das Mädchen sie weiterhin erstaunt ansah, ihren Kopf auf die Seite legend, als würde sie irgendetwas in Reis Gesicht suchen. Irgendwas war merkwürdig an diesem Kind, aber sie konnte nicht sagen was.

Mehr aus Instinkt, als irgendwas sonst, wandte sie sich abrupt ab und ging davon, ohne sich nochmal umzudrehen. Sie konnte dieses Gefühl tief in ihren Eingeweiden nicht zuordnen, es war keines das Gefahr anzeigte oder sie Beunruhigte, aber sie wollte sich ihm aus irgendeinem Grund nicht stellen. Doch selbst während sie ihren Blick nach vorne gerichtet hielt, konnte sie es nicht abschütteln, als sie die kleinen Schritte hinter sich hörte, eilig zuerst, um sie einzuholen, bevor sie sich ihrem Tempo anpassten, um einen respektvollen Abstand zu halten. Selbst als Rei ihr Tempo erhöhte, blieb die Präsenz hinter ihr stets an ihr dran.

Letztendlich, einsehend, dass es kein einfaches Entkommen gab, blieb sie stehen.

"Warum folgst du mir?", fragte Rei ohne sich umzudrehen.

"Du siehst aus wie Freund", antwortete die leise Stimme schüchtern.

Nun drehte sie ihren Kopf, um das Kind über die Schulter hinweg anzusehen, dass sie noch immer beobachtete, mit Angst aber auch Hoffnung in den Augen. "Du musst mich mit jemandem verwechseln. Ich kenne dich nicht."

"Wie ist dein Name?"

"Ich bin Rei Ayanami", antwortete sie automatisch.

"Ich bin Aki!", rief das Kind deutlich fröhlicher. "Jetzt kennen wir uns, oder?"

Rei konnte diese Logik nicht wirklich abstreiten. Aber sie wünschte sie könnte es. "Du kannst mich nicht begleiten", erklärte sie. "Du solltest deinen gesetzlichen Vormund suchen."

"Meinen Vomunt?", verstand das Kind den Ausdruck offensichtlich nicht.

"Deine Eltern oder eine andere Vertrauensperson, die sich bisher um dich gekümmert hat."

Akis Lippen begannen auf die Worte hin wieder zu beben. "Mama und Papa sind weg", sagte sie schniefend. "Und ich kann sie nicht finden."

"Wenn du dich verlaufen hast, solltest du Hilfe bei den Behörden suchen."

"Bist du eine Behöde?", fragte Aki hoffnungsvoll.

"Ich bezog mich eigentlich auf die Polizei oder eine ähnliche Institution, die die Kapazitäten besitzt, um nach deinen Eltern zu suchen."

Das Kind schien immer noch nicht zu verstehen, lehnte sich abwechselnd von einem ihrer nackten Füße auf den anderen. "Kannst du mir nicht helfen...?", fragte sie zaghaft.

"Ich kenne deine Eltern oder ihren gegenwärtigen Aufenthaltsort nicht", sagte Rei ihr wahrheitsgemäß. Doch als sie sah, wie dem Kind wieder die Tränen in die Augen schossen, kam das merkwürdige Gefühl wieder zurück, das sie zuvor gespürt hatte. "Ich kann... dich aber zum nächsten Polizeirevier bringen, wenn du das möchtest."

Zum ersten Mal schlich sich ein leichtes Lächeln auf das Gesicht des Kindes, als es schniefend nickte.

"Dann folge mir", forderte Rei Aki auf und ging los, ohne zurückzublicken. Sie musste Aki nicht ansehen, um zu wissen, dass sie der Aufforderung nachkommen würde.

"Rei?", rief nur kurz darauf die Stimme hinter ihr, näher als zuvor. "Bist du ein Teil meiner Familie?"

Die Frage überraschte den Teenager, da sie sie nicht wirklich nachvollziehen konnte. Die Chancen einen unbekannten Verwandten in einer Stadt in der Größe von Tokyo-3 zu finden waren eher gering, doch vermutlich war das Mädchen noch zu jung, um solchen Wahrscheinlichkeiten auszurechnen. Da sie, wenn man ihre Entstehungsgeschichte betrachtete, einfach keine Familie hatte, antwortete sie wahrheitsgemäß mit "Nein."

Aki schien mit dieser Antwort jedoch sehr glücklich zu sein, denn sie hörte sich schon viel fröhlicher an. "Also bist du ein Freund!"

Verwundert sagte Rei... gar nichts.


*********


Auf ihrem Weg bemerkte Rei wie Aki die Entfernung zwischen ihnen mehr und mehr verringerte. Bis da schließlich ein leichtes Ziehen an ihrem Rock war und eine kleine Hand nach ihrer griff. Zuerst versuchte Rei nicht zu zeigen, wie überrascht sie von dem Kontakt war. Doch als sie fühlte wie sich der Körper des Mädchen hin und wieder an sie drückte, konnte sie nicht anders als herunter zu sehen und zu bemerken, dass Aki sich nervös umsah und ihre Umgebung mit neugierigen aber auch ängstlichen Augen aufnahm – und zusammenzuckte, wann immer jemand an ihnen vorbeilief.

"Hast du Angst vor Fremden?", fragte Rei nach einer Weile, die offensichtliche Angst nicht wirklich begreifend, da das Mädchen nicht so viel Zurückhaltung geübt hatte, als es auf sie zugekommen war.

Aki schüttelte den Kopf. "Da sind plötzlich so viele. Ich weiß nicht warum. Und... Mama und Papa können es mir nicht sagen..."

Rei wusste nicht so recht, was sie von der Erklärung des Kindes halten sollte, das auf die Erinnerung an seine verlorenen Eltern hin wieder anfing zu schluchzen. Ein wenig neugierig entschied sie sich, weiter nachzuhaken, wissend, dass diese Information später nützlich sein konnte. "Kommst du aus einer verlassenen Gegend?"

Der Themenwechsel schien Aki ein wenig von ihrer missmutigen Stimmung abzulenken, aber die Unsicherheit in ihren Augen, als sie Rei ansah, machten deutlich, dass sie die Frage nicht völlig verstand.

"Ich... ich komme von Zuhause...?", schluchzte sie entschuldigend, richtig annehmen, dass ihre Antwort nicht sehr hilfreich war.


*********


Es war auf halben Weg zum nächsten Polizei-Revier, als Rei ein Ziehen an ihrer Hand fühlte. "Eh! Warte!"

"Warum?"

Sich umdrehend, sah sie den bittenden Blick des Mädchens zwischen sich selbst und dem Kaufhaus hin und her wandern, dass sie gerade passiert hatten. Erkannte das Kind diesen Ort etwa wieder? Es war eine der vielen Filialen einer bekannten Kaufhauskette und in ihrem Alter sahen vermutlich sowieso alle Geschäfte gleich aus. Vielleicht wusste sie einfach nur, dass es dort eine Möglichkeit gäbe sich zu erleichtern.

"Meine Wachsmaler sind fast verbraucht! Ich brauche neue!"

Rei sah zu, wie das aufgeregte Mädchen ihre Hand losließ und in den Laden stürmte, bevor sie etwas sagen konnte. Nun, da Aki abgelenkt und außer Sichtweite war, konnte Rei endlich gehen, ohne dass ihr das Mädchen überall hin folgen würde. Sie konnte diese Begegnung endlich beenden, die schon viel zu lange angedauert hatte und ihre üblichen Routinen sowieso schon zu sehr durcheinander gebracht hatte.

Aber sie schaffte es nicht sich zu bewegen. Ein Gedanke verfolgte sie, wie das Kind fröhlich mit ihrem neuen Besitz aus dem Laden gelaufen kam, bis sie bemerkte, dass man sie wieder allein gelassen hatte und wieder einsam und verlassen war. Und Rei wollte nicht die Ursache des Weinens sein, von dem sie wusste, dass sie es hören würde, selbst wenn sie längst außer Hörweite wäre.

Immerhin... würde ein Freund so etwas nicht tun.

Ein lautes "Hey!" aus dem Geschäft beendete ihren Gedankengang und sie stürmte instinktiv hinein. Wie sie es fast schon erwartet hatte, fand sie Aki, scheinbar den Tränen nahe, wie sie vor einem Verkäufer kauerte, der einen Karton Wachsmalstifte hielt.

"Du kannst damit nicht einfach so hier raus spazieren!", sagte der junge Mann freundlich aber entschieden. "Haben dir deine Eltern nicht beigebracht, dass man vorher bezahlen muss?"

"Gibt es hier ein Problem?", lenkte Rei ihre Aufmerksamkeit auf sich.

Der Verkäufer musterte sie kurz. "Bist du ihre Schwester?", fragte er, mit dem Daumen auf Aki deutend. "Hast du nicht auf sie aufgepasst? Ich weiß, dass Kinder nicht mit Geld umgehen können, aber sie sollten doch zumindest lernen, dass sie nicht einfach alles nehmen können, was sie haben wollten."

Aus irgendeinem Grund wurden Reis Wangen warm, auf die Andeutung hin, sie könnte die ältere Schwester des Kindes sein. Es war nicht wirklich aus Verlegenheit, aber...

Ein Schluchzen zu ihrer Seite brachte ein schnelles Ende für ihre Verwirrung.

"Ich entschuldige mich für das Missverständnis", sprach Rei den Verkäufer an, sich höflich verbeugend. "Ich werde für sie bezahlen."


*********


Sie brauchten noch weitere fünf Minuten, nach dem Vorfall in dem Laden, der Aki sichtlich aufgewühlt hatte, bis sie das nächste Polizei-Revier erreichten. Sie blieb den ganzen Weg über leise, das Paket, das Rei für sie gekauft hatte, fest an sich drückend, während sie so nahe wie möglich bei dem Teenager blieb, scheinbar noch ängstlicher gegenüber Fremden als zuvor. Die Begegnung mit dem Verkäufer musste sie sehr verstört haben.

Das Revier war eigentlich nur eine dieser kleinen Polizei-"Boxen", sodass es nicht allzu verwunderlich war, dass sie nur einen Beamten hinter dem Tresen vorfanden, der das meiste des engen Raumes ausfüllte. Er sah von den Papieren auf, die er gerade ausfüllte, als sie hereinkamen, fast überrascht wirkend, dass hier Leute waren.

"Oh... hallo", brachte er heraus, bevor er sich fing. "Wie kann ich Ihnen helfen?"

"Dieses Mädchen hier wurde offenbar von ihren Eltern getrennt." Rei verlor keine Zeit, setzte sich nicht einmal auf den angebotenen Stuhl. Immerhin benutzte die merklich aufgeregte Aki ihren Körper als Schutzschild.

"Oh?" Sergeant Sato, wie Rei von dem Namensschild des Mannes im mittleren Alter lesen konnte, bemerkte ebenfalls die Angst des Kindes und versuchte ein entwaffnendes Lächeln aufzusetzen, das er auf Aki richtete. "Hey, wie alt bist du denn, Kleine?"

Doch Aki antwortete nicht auf die Frage des Beamten. Sie starrte hinauf zu Rei, scheinbar auf der Suche nach Unterstützung von ihrer neugefundenen Freundin, konfrontiert mit diesem Fremden.

"Bitte antworte auf seine Frage", sagte Rei ruhig zu ihr. "Sonst kann er nicht nach deinen Eltern suchen."

Sie sah den großen Mann hinter dem Schreibtisch kaum an, hielt aber ihre Hand hoch und zeigte drei Finger. "Ich... ich bin drei", murmelte sie, bevor sie geschockt aussah, als würde sie sich an etwas erinnern. "Aber bald ist mein Geburtstag! Dann werd ich vier!", fügte sie hastig, mit stolzer Stimme, hinzu und hielt noch einen weiteren Finger hin. Doch der Ausbruch der Freude währte nicht lange und sie zog sich fast sofort wieder hinter Rei zurück, vielleicht sogar noch mehr vor Scham.

"So ist das also...", kicherte Sato, während er sich eine Notiz machte.

Reis Blick blieb hingegen auf dem Mädchen. Sie fragte sich, ob man ihr oft gesagt hatte, dass sie bald vier wäre, oder ob sie selbst darauf gekommen war. Soweit sie wusste, war es nicht unbedingt alltäglich für Kinder in diesem Alter, auf solche Dinge zu kommen.

"Und würdest du mir wohl auch deinen Namen verraten?", führte der Polizeibeamte seine Befragung fort.

"Aki...", antwortete sie scheu.

"Gut, Aki", sagte Sato und begann die Information niederzuschreiben. "Und wie lautet dein Nachname?"

"Nach-nachname?", wiederholte Aki, den Beamten verwirrt ansehend, dann Rei und dann wieder den Boden.

"Ja", nickte Sato, sich ein wenig weiter über den Tisch lehnend. "Du weißt schon, dein Familienname."

Unsicher begann das Mädchen auf seiner Unterlippe zu kauen, offensichtlich immer noch nicht verstehend, was man von ihr wollte.

"Aki...?", bot sie an, die Finger ihrer freien Hand nervös zusammenballend und wieder entspannend.

"Nein, schau", versuchte der Sergeant es erneut, "Ich meine den Namen den andere Leute benutzen, um jemanden aus deiner Familie anzusprechen. Wie nennen Leute z.B. deinen Vater?"

"Leute...?" Aki schüttelte sich gegen Rei, Tränen bahnten sich ihren Weg in ihre Augen. Diese – für sie – unmöglichen Fragen, wurden langsam merkbar zu viel für ihr verängstigtes Gemüt. "I-ich weiß nicht..."

"O-okay, okay, ke-kein Grund zu weinen!", versuchte er Beamte eilig das aufgewühlte Kind zu beruhigen, aber sogar Rei bemerkte, dass er eher ungeschickt darin war. Scheinbar hatte er nicht viel Erfahrung im Umgang mit Kindern. "Weißt... weißt du wenigstens seinen Vornamen?"

Das war scheinbar eine angenehmere Frage, denn sie beruhigte sich und antwortete ohne zu zögern: "Papa."

"Nein, schau", Sato biss sich auf die Zunge, um nicht seiner merkbar steigenden Frustration nachzugeben und dachte sich eine leichtere Methode für die dreijährige aus. "Wie... wie nennt deine Mutter ihn? Abgesehen von 'Papa' oder 'Liebling' oder sowas."

Diesmal musste Aki etwas länger nachdenken, aber ihre Antwort war genauso selbstsicher wie zuvor. "Baka."

Satos Schultern sackten zusammen. "Was so ziemlich auf jeden verheirateten Mann in der ganzen Stadt zutrifft. Soviel dazu es einzugrenzen." Er seufzte. "Tja, wenn wir die notwendigen Informationen nicht von ihr bekommen, könnte ich es andersherum versuchen und nachsehen, ob jemand sie als vermisst gemeldet hat."

Doch als er so vor sich hin tippte, hin und wieder einen Blick von dem Computermonitor auf Aki richtend, wurde sein Gesicht von Sekunde zu Sekunde ernster. Letztendlich schüttelte er den Kopf. "Es tut mir leid, aber ich habe keine Beschreibung, die auf sie passen würde."

Rei sah hinter sich zu dem Mädchen, welches den Blick daraufhin besorgt erwiderte. Sie hatte getan, was sie konnte, oder? Und trotzdem fühlte es sich nicht wirklich richtig an, als sie fragte: "Ich nehme an, sie werden sich von nun an um sie kümmern?"

"W-warte!" Rei hätte erwartet, dass Aki ihrer Angst Ausdruck verlieh, als sie sich zum Gehen wandte, doch Sato war schneller. "Ich kann sie nicht hierbehalten. Sie dich doch um, Mädchen. Die Stadt wird Evakuiert und wir auch. Es ist kaum noch jemand da, der nicht für NERV arbeitet und wir haben Anweisung uns nicht in ihre Angelegenheiten einzumischen. Wir kümmern uns mit ganzen drei Mann um den gesamten Bezirk. Und zwei davon sind auf Patrouille. Wir können uns unmöglich auch noch um ein Kind kümmern." Er kratzte sich nervös am Kopf. "Es gibt Gerüchte, dass die JSSDF kommt, um zu helfen. Aber ich habe noch nicht offizielles in dieser Richtung gehört. Bis dahin ist alles, was ich dir anbieten kann, einen Sozialarbeiter zu rufen, der sie in ein Waisenheim in Gotemba oder Odawara bringt aber das würde mindestens einige Stunden dauern, den Papierkram nicht eingerechnet. Ich bezweifle, dass heute noch irgendjemand hier rauskommt."

"Sie wollen mir sagen, dass es keinen Platz gibt, an dem sie die Nacht verbringen kann, richtig?", schloss Rei.

"Ah... schei-" Sato fasst sich, als seine Augen auf Aki fielen. "Ich meine... Mist, ich könnte in ernsthafte Schwierigkeiten kommen, sowas vorzuschlagen, aber...", der Beamte zuckte nervös mit den Schultern, "vielleicht könntest du... oder wüsstest jemanden, der sich für eine Nacht um sie kümmern könnte?"

Rei fühlte sich von dem Vorschlag in eine Ecke gedrängt. Sie sollte sich nicht noch weiter mit diesem Kind einlassen. Sie hatte getan, was sie konnte...

Nein, sie hatte getan, was man von ihr erwartet hatte. Aber sie konnte nicht ernsthaft... Unter anderen Umständen hätte Major Katsuragi das Kind vielleicht mit zu sich, Ikari und Soryu genommen. Aber diese Möglichkeit stand zurzeit nicht zur Option.

Ein Ruck an ihrem Rock besiegelte ihre Entscheidung.

"Sie... kann für die Nacht bei mir bleiben."


*********


"Wo gehen wir jetzt hin?", fragte Aki sofort, als sie Rei aus der Polizeibox folgte, nachdem ihr temporärer Vormund dem Polizisten ihre Adresse und Telefonnummer gegeben hatte. Der überarbeitete Beamte hatte sich merklich wohler mit seiner Entscheidung gefühlt, nachdem er die NERV-ID gesehen hatte.

Überrascht, sah der Teenager für einen Moment zu ihrer rechten Hand, als sie fühlte wie das Mädchen mit seiner linken danach griff, aber sie wehrte sich nicht dagegen. "Wir gehen zu meinem Apartment. Du wirst die Nacht dort verbringen."

Aki blieb eine Weile still, aber schon bald wurde sie merkbar angespannt. Letztendlich sprach sie ihre Sorgen aus. "Also kann ich nicht mehr nach Hause gehen...?"

"Du kannst zurückkehren, sobald wir jemanden gefunden haben, der weiß wo du wohnst", versicherte Rei ihr.

"Aber ich weiß, wo ich wohne..."

Das verdutzte Rei nun wirklich, genug um stehenzubleiben und das Kind zu mustern. "Du kennst die Adresse deiner Wohnstätte?"

Akis machte ein langes Gesicht. "Naja... nein..."

"Dann..."

"Aber ich kenne den Weg zurück", unterbrach das Mädchen sie schnell.

Rei nahm ein leichtes Stechen in ihrem Kopf wahr. "Warum hast du das nicht schon früher erwähnt?"

"Ich... ich wusste nicht, dass ich das sollte...", gab Aki schüchtern zu.

"Es ist wahrscheinlich, dass deine Eltern letztendlich dorthin zurückkehren werden", erklärte Rei. "Du hättest dort auf sie warten können."

Akis blaue Augen wanderten nervös zu Boden. "Aber... diese gruselige Frau war dort..."

"Gruselige Frau?", wiederholte Rei.

"Ja, ich bin aufgewacht und Mama und Papa waren nicht da, aber die gruselige Frau, also bin ich weggelaufen, bis ich dich gefunden habe!", erklärte Aki, wobei sie tiefe Atemzüge nahm, als hätte sie vergessen zwischendurch Luft zu holen.

Rei sah das kleine Kind einfach nur an, bevor es versuchte die Situation auf logische Art und Weise zu analysieren.

"Diese Frau könnte ein Gast deiner Eltern gewesen sein. Außerdem ist es gängige Praxis für Eltern einen sogenannten 'Babysitter' zu engagieren, während sie weg sind." Doch sie musste zugeben, dass es, auch wenn sie sich in diesen Dingen nicht besonders gut auskannte, ungewöhnlich erschien, jemanden auf sein Kind aufpassen zu lassen, den dieses zuvor noch nie getroffen hatte. "Wir sollten dorthin gehen. Wenn es wirklich dein Zuhause ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass jemand dort ist und auf dich wartet."

"Aber...", begann Aki zu protestieren, doch dann ließ sie ihren Kopf hängen, auf ihre sich windenden Füße starrend. "Kommst du auch mit...?"


*********


"Das ist mein Zuhause!"

Die Sonne ging bereits unter, als Aki, vom Zugang des eher großen Anwesens in den Außenbereichen von Tokyo 3, aufgeregt auf das bekannte Haus zeigte.

Es schien ein ziemlich merkwürdiger Zufall zu sein, dass das kleine Mädchen gerade dieses ausgewählt hatte. Zu groß war die Versuchung, um die Frage nicht zu stellen, die Rei auf der Zunge lag. "Kannst du das mit Sicherheit sagen?"

Die Antwort bestand wieder einmal aus einem Paar unverständiger Augen.

"Bist du dir sicher, dass dies der Ort ist, an dem du lebst?", versuchte sie es erneut.

Aki nickte, sah sich aber dennoch noch einmal gründlich um. "Der Zaun ist weg... Aber alles andere ist wie sonst."

Rei legte die Stirn in Falten. Zumindest eine der beiden, täuschte die Erinnerung. Und sie bezweifelte, dass es ihre eigene war. Doch es gab nur eine Methode um sicher zu gehen.

Als sie jedoch begann auf die Vordertür zuzugehen, merkte sie, dass ihr kleiner Schatten ihr ausnahmsweise nicht mehr folgte. Einen Blick über die Schulter werfend, sah sie das Mädchen immer noch an derselben Stelle stehend, nervös herum zappelnd, als könnte sie sich nicht entscheiden ob sie vor oder zurück wollte. "Möchtest du nicht nach Hause gehen?"

"W-was wenn die Frau immer noch da ist?", wimmerte Aki, an ihrem gelben Shirt zupfend. "Sie... sie hat mir Angst gemacht..."

"Du wirst es nicht herausfinden, wenn du mich nicht begleitest", stellte Rei fest und ging zu der Tür. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Aki zu ihr aufgeschlossen hatte und sich an den Rock des Teenagers klammerte, gerade als dieser die Klingel betätigte.

Auf der anderen Seite der Tür waren deutlich Schritte zu hören, die schnell näher kamen. Rei konnte fühlen, wie sich die kleinen Finger tiefer in den Stoff gruben. Ein lautes Wimmern entwich dem Kind, als die Tür endlich aufschwang und eine ältere, grauhaarige Frau zum Vorschein brachte.

"Hallo, was kann ich...", begann Frau Yamadera, bis ihre Augen auf die blauhaarige Pilotin fielen. "Ah, kenne ich dich nicht von irgendwoher?"

Rei nickte einfach nur.

"Ja, du bist das Mädchen, das ohnmächtig geworden ist, als du mit deinen Freunden wandern warst, richtig?", erinnerte sich die Rentnerin. "Also, was führt dich her?"

Aber bevor Rei antworten konnte, sah Frau Yamadera an ihr vorbei, scheinbar das Mädchen bemerkend, das versuchte sich hinter ihrem Rücken zu verstecken. "Oh, wenn das mal nicht unser kleiner Einbrecher ist", sagte sie lächelnd, in einem freundlichen Tonfall, der die anklagenden Worte wett machte. Sie beugte sich ein Stückchen zu Aki herunter, was das Mädchen nur dazu veranlasste, sich noch enger an Rei zu schmiegen, sich fest an den Rock klammernd. "Du bist so schnell weggelaufen, dass ich gar nicht die Gelegenheit hatte mit dir zu sprechen."

Nach einer Weile nutzte Aki die vermeintliche Sicherheit, die Reis Körper bot, um ein kleines Bisschen Mut zusammen zu kratzen. "Wo sin' Mama und Papa?!"

Die ältere Frau blinzelte kurz. "Oh, es tut mir leid, aber ich fürchte ich weiß nicht, wo deine Mama und dein Papa sind. Kenne ich sie denn? Wenn du mir deinen Namen verrätst, könnte ich dir vielleicht helfen."

Es gab eine weitere Pause, aber die Umklammerung um Reis Rock lockerte sich ein wenig. "Ich bin Aki...", murmelte sie vorsichtig.

"Und was ist..."

"Sie erinnert sich nicht", beantwortete Rei die unvollständige Frage. Es gab keinen Grund diese Diskussion zu wiederholen.

"Oh? Naja, warum kommt ihr beiden nicht erstmal rein, dann können wir sehen, ob ich was tun kann. Ich glaube ich habe noch ein paar Kekse übrig", fügte sie mit einem Zwinkern in Akis Richtung hinzu.

Wie es schien, reichte das aus, um das kleine Mädchen zur der Entscheidung kommen zu lassen, dass die alte Frau doch nicht so gruselig war.


*********


Ein paar Minuten später, saßen die drei an einem Tisch im Wohnzimmer der Yamaderas. Die langjährige Hausfrau nutzte die Gelegenheit mal wieder Gäste zu haben und bot ihnen einen Tee an. Rei lehnte höflich ab, fand dann aber trotzdem eine gefüllte Tasse vor sich auf dem Tisch.

Aki saß auf dem Sofa, vorsichtig an einem großen Keks mit Schokostücken knabbernd, den sie mit beiden Händen festhielt, die wertvollen Wachsmaler an ihrer Seite, während sie ihren Gastgeber beobachtete, der sie immer noch mit einer gewissen Nervosität erfüllte, als er herumlief und sich schlussendlich selbst eine Tasse mit Tee füllte.

"Also, was ist eure Geschichte?", fragte Frau Yamadera neugierig Rei, nachdem sie sich selbst hingesetzt hatte. "Hat sich die Kleine verlaufen?"

"Alles deutete darauf hin, dass das der Fall ist", antwortete Rei gelassen. "Ich fand sie allein in einer Gasse und von dort an folgte sie mir."

Bemerkend, dass über sie gesprochen wurde, ließ Aki ihren Blick zwischen den beiden älteren Frauen hin und her wandern, brachte sich aber selbst noch nicht in die Unterhaltung ein.

"Aber warum sollte sie glauben, dass ihre Eltern hier sind? Sind sie gerade zu Besuch in Tokyo-3?" Sie drehte ihren Stuhl und senkte ihren Kopf um Aki direkt zu fragen. "Könnte es sein, dass du woanders wohnst, in einem Haus, das dem hier ähnlich sieht? Warst du auf einer langen Reise, bevor du von deinen Eltern getrennt wurdest?"

Schniefend, an ihre Eltern erinnert, schüttelte das braunhaarige Mädchen nur mit dem Kopf.

"Bist du sicher? Vielleicht hast du während der Fahrt geschlafen?"

Wieder schüttelte Aki ihren Kopf verneinend, was Rei nicht besonders überraschte. Nachdem sie zu der Gasse zurückgekehrt waren, in der sie sich getroffen hatten, hatte das Mädchen den Weg zurück erstaunlich schnell gefunden; sie hatte kaum einmal Zweifel gehabt und immer nach bestimmten Gegebenheiten gesucht, auch wenn sie sich dabei immer mit einer Mischung aus Neugier und Angst umgeschaut hatte. Als sie dieses Gebiet erreicht hatten, hatte sie dieses Haus in dem Moment als ihr Heim erkannt, da sie es gesehen hatte. Es war schwer zu glauben, dass jemand, der sich so sicher war, doch geirrt haben sollte.

"Kein Besuch", sagte das junge Kind leise wimmernd. "Das hier's Zuhause."

Die ältere Dame bot ihr einen mitfühlenden Blick an. "Oh, es tut mir so leid, aber das kann nicht sein. Ich und meine Mann leben hier schon eine lange Zeit." Eine Spur des entschuldigenden Lächelns war noch immer auf ihren Lippen, als sie sich wieder fasste. "Aber es stimmt schon, warum sollte jemand zu einer Zeit wie dieser diese Stadt besuchen wollen, wenn alle anderen aus ihr hinaus wollen. Es ist alles in die Hose gegangen, bevor es überhaupt angefangen hat."

Sie seufzte, verträumt an die Decke starrend, während sie in Erinnerungen schwelgte. "Ich kann mich noch daran erinnern, als das hier noch ein friedlicher Vorort von Hakone war. Aber als hätte der Impact nicht schon genug Schaden angerichtet, kamen sie mit ihren LKWs, ihren Baggern und Kränen und fingen an zu graben, als suchten sie nach einem vergrabenen Schatz. Als sie nur diese riesige Höhle fanden, dachte ich sie würden aufgeben, aber aus irgendeinem Grund entschieden sie sich dazu die neue Hauptstadt hier zu bauen. Diese Regierungsfeiglinge haben sich die Sache mit diesen versenkbaren Gebäuden vermutlich ausgedacht, um ihre Är... ich meine sich in Sicherheit zu bringen, falls es wieder Krieg gibt. Ich wusste, dass das nur dazu führen würde, dass so ein Krieg genau hier ausbrechen würde, aber ich wollte die Existenz nicht aufgeben, die wir uns hier aufgebaut haben. Ich habe nicht damit gerechnet, dass unsere Feinde solche riesigen Monster
sein könnten, aber ich habe es trotzdem gewusst. Und nun, da dieser Roboter den Großteil der Stadt zerstört hat, fürchte ich, dass die Zeit gekommen ist, doch noch wegzuziehen. Wir haben schon alles vorbereitet zu unserem ältesten Sohn nach Tokyo-2 zu ziehen, aber nachdem wir hier so lange gelebt haben, wird es schwer werden in nur ein paar Tagen von hier wegzugehen..."

Nun, da sie zu einem Ende gekommen war, hatte sie endlich gemerkt, dass niemand sie unterbrochen hatte. "Oh, es tut mir leid, ich bin mal wieder abgeschweift. Ich hatte in letzter Zeit nicht sehr oft die Gelegenheit mich mit andern Leuten zu unterhalten. Wolltest du etwas sagen?"

"Nein", stellte Rei fest. Sie hatte genauso aufmerksam zugehört, wie das Mädchen, dass sie beobachtete, welches tief in Gedanken versunken schien.

"Ich weiß!" Aki überraschte die beiden, als sie plötzlich aufsprang, mit einem breiten, hoffnungsvollen Grinsen im Gesicht. "Ich kann es beweisen! Ich... ich habe den Teppich hier an der Ecke angekokelt, mit einer heißen Lampe und Mama war deswegen wirklich böse mit mir!"

Voller Energie eilte sie zu der Stelle, auf die sie gedeutet hatte, nahe der Tür, die zur Veranda führte; die beiden anderen folgten ihr mehr oder weniger neugierig.

Doch das breite Lächeln fiel in sich zusammen, als es nichts zu sehen gab. Tränen stiegen in Akis Augen und ein leises Schluchzen begann von ihr auszugehen, während sie wie von Sinnen die Umgebung absuchte, um sicherzugehen, dass sie sich nicht bei der Stelle geirrt hatte. Doch da war nichts; keine Brandflecken; nur einfacher, glatter Teppich.

Es war wohl zu viel für das Mädchen, ihrer letzten Hoffnung beraubt zu werden und es begann zu weinen, lauter und lauter, so sehr, dass ihr kleiner Körper zitterte.

Der Anblick wurde für die langjährige Mutter und vielleicht sogar Großmutter, schnell nicht mehr zu ertragen. "Oh, Schätzchen, es tut mir so leid", versuchte sie Aki zu beruhigen, als sie sich hinkniete und das Weinende Kind in eine liebevolle Umarmung zog.

Rei konnte nicht wirklich sagen warum... aber sie konnte diesen Drang verstehen, die Traurigkeit auf diese Art von dem Mädchen wegzunehmen... denn sie konnte ihn selbst kaum zurückhalten.


*********


Es wurde draußen bereits dunkel, als sie sich von Frau Yamadera verabschiedeten. Aki hatte sich letztendlich beruhigt, sprach von da an aber kaum noch ein Wort. Die freundliche alte Dame hatte angeboten sich für die Nacht um das Kind zu kümmern und auch Rei eingeladen zu bleiben. Sie hätte nichts gegen die Gesellschaft, da ihr Mann nicht in der Stadt war, weil er ihren Umzug vorbereitete und bis spät in die Nacht nicht zurückerwartet wurde.

Doch Rei hatte abgelehnt. Es wäre nicht klug gewesen, zu dieser Zeit zu weit weg von NERV zu sein. Und Aki hing bereits viel zu sehr an ihrer Freundin, um allein bei der älteren Frau zu bleiben.

Die Gefühle des Mädchens, während sie durch die Straßen wanderten, schien sich nun mehr in Neugier gewandelt zu haben, was vielleicht daran lag, dass kaum Menschen unterwegs waren, auf ihrem Weg. Mit ihren großen blauen Augen starrte das Mädchen die Neonlampen-Werbung, Schilder und Ampeln an. Selbst die Straßenbeleuchtung schien sie aufs Äußerste zu faszinieren.

Rei fand sich im Gegenzug auf eine merkwürdige Art und Weise fasziniert vom Verhalten des braunhaarigen Kindes. Sie konnte nicht sagen warum. Sie hatte sich nie sehr schnell zu anderen Leuten hingezogen gefühlt, ganz zu schweigen von Kindern, die viel jünger waren, als sie. Es hatte nie einen Grund gegeben. Also warum jetzt? Nun da es zu spät war, um einen Unterschied zu machen?

Ein gewisses Geräusch durchbrach die Ruhe des Abends und brachte Aki wieder zum Sprechen. "Ich... ich habe Hunger...", sagte sie schüchtern zu ihrer Begleiterin, die Aussage betonend, indem sie eine Hand auf ihren Bauch legte. "Mein Magen knurrt schon."

Rei betrachtete das Mädchen einen Moment lang. "Hast du heute schon etwas gegessen, abgesehen von dem Gebäck von Frau Yamadera?"

Aki nahm sich einen Augenblick zum Nachdenken, schüttelte aber, nicht zur Überraschung von Rei, mit dem Kopf. Es war noch ein ganzes Stück bis zu ihrem Apartment und sie verspürte selbst einen leichten Appetit, also ließ Rei ihre Blicke wandern, bis sie ein Stück weiter, auf der anderen Straßenseite, ein geöffnetes Restaurant entdeckte.

"Da ist ein Ramen-Geschäft", kündigte sie an. "Dort können wir essen."

"Ramen?", fragte Aki neugierig.

"Ja", bestätigte Rei, die Merkwürdigkeit ignorierend, dass sie eine der bekanntesten Elemente der japanischen Küche nicht kannte. "Nudelsuppe."

"Ah! Ich weiß!", rief Aki daraufhin. "Papa macht das manchmal!"

Rei betrachtete das als Zustimmung und führte das Mädchen zu dem kleinen Restaurant. Tatsächlich war es sogar kleiner, als der kleine Stand, den sie vor Monaten mit Ikari, Soryu und Major Katsuragi besucht hatten; nur ein paar Stühle an einem Tresen. Aber das machte keinen besonderen Unterschied, da sie die einzigen dort waren.

Der Koch, ein Mittvierziger mit lichter werdendem Haar, dachte scheinbar dasselbe. "Oh, Kunden! Und ich hatte schon darüber nachgedacht heute früher dicht zu machen", gab er seufzend zu. "Ich hätte es besser wissen sollen, als zu bleiben, wo doch der größte Teil der Stadt entweder zerstört oder verlassen ist."

Nicht die Notwendigkeit einer Erwiderung verspürend, half Rei Aki dabei auf einen der hohen Stühle zu klettern, bevor sie sich auf den daneben setzte.

Der Mann lächelte freundlich, als er sich über den Tresen lehnte, um die niedliche Dreijährige anzusprechen. "Also, was kann ich dir zaubern, Kleine?"

Die Frage verwirrte Aki sichtlich. "Ähm... Ramen?"

"Ja, aber welche Sorte?"

"Nudeln?"

Der Koch warf seinen Kopf mit einem herzhaften Lachen in den Nacken, das eine Weile andauerte, bevor er sich wieder beruhigte. "Ich kann dir Ramen mit Fisch, Hühnchen, Schwein, Schrimps..."

"Schwein?", unterbrach das neugierige Mädchen seine Aufzählung. "Was ist das?"

"Du weißt das nicht?", fragte der freundliche Mann. "Das ist ein Tier, von dem man leckeres Fleisch kriegt."

"Fleisch?" Nun schien Aki ernsthaft überrascht zu sein. "Wow! Ist heute ein besonderer Tag?"

Wieder lachte der Koch. "Natürlich ist ein besonderer Tag! Immerhin habe ich zwei so liebreizende junge Damen als Gäste!", erklärte er. "Also, einmal Schwein nehme ich an? Und was...?"

"Knoblauch, ohne Fleisch."


*********


"Es sieht so traurig aus...", waren Akis erste Wort, als sie sich umsah.

Wie ein Raum in der Lage sein sollte, die Emotion der Traurigkeit auszudrücken, konnte Rei nicht sagen, doch sie widersprach auch nicht. "Es sieht so aus, seit ich hier wohne."

Dass der Anblick ihrer Wohnung nicht sehr ansprechend für das Kind war, war kaum eine Überraschung. Für keinen der wenigen Leute, die sie mit der Zeit besucht hatten, war er das, auch wenn die meisten zu höflich gewesen waren, es offen auszusprechen. Für sie selbst war es jedoch immer ausreichend gewesen.

"Aber macht es dich nicht traurig?", versuchte das Kind es weiter. "Du brauchst etwas, damit es fröhlicher aussieht!"

"Ich hatte nie das Bedürfnis etwas zu ändern."

"Ich weiß! Wir malen ein paar Bilder und hängen sie an die Wand!", rief Aki und hielt die Schachtel mit ihren neuen Wachsmalern hoch, scheinbar ohne zugehört zu haben. Ihre Augen flogen im Raum herum, als würde sie nach etwas suchen. "Hast du kein... Ah!"

Sie lief eilig zu dem Schrank herüber, auf dem Reis Schultasche offen herumlag und holte einen Stapel Ausdrucke heraus, die leeren Rückseiten untersuchend. "Wir können das hier benutzen!", stellte sie fest, ohne Rei nach ihrer Meinung zu der Sache zu fragen.

Aber es gab auch keinen Grund, sich darüber Gedanken zu machen. Sie war für eine ganze Weile nicht in der Schule gewesen. Und bald würde es niemals wieder jemand sein.

Doch Aki kümmerte sich natürlich nicht um solche Gedanken, sie suchte sich seine Stelle auf dem Boden, wo sie die Blätter hinwarf, die Wachsmaler daneben legte, sich hinkniete und sogleich anfing zu malen, als müsste sie sich nicht einmal Gedanken über ein Motiv machen.

Rei sah dem Mädchen dabei zu, wie es das Blatt Papier mit verschiedenen Farben füllte, hin und wieder den Wachsstift tauschend, als sie bemerkte, wie etwas genau neben Aki im künstlichen Licht glitzerte. Nachdem sie ihr Vertrauen in ihn verloren hatte; ihre wage Hoffnung, dass sie mehr für ihn war, als nur ein Bauernopfer in seinem Szenario, hatte sie das Symbol dieser Hoffnung zerstört und es einfach auf den Boden geworfen, wo es seitdem gelegen hatte. Sie hatte sich nie die Mühe gemacht es wegzuräumen, da es für sie nie ein Hindernis geschweige denn eine Gefahr gewesen war. Kinder in Akis alter waren jedoch bekannt dafür, dass ihnen solche Gefahren nicht auffielen, also ging sie und sammelte vorsichtig die Überreste der zersplitterten Brille ein, das braunhaarige Mädchen scheinbar zu sehr in ihre Arbeit vertieft, um sie zu bemerken.

Sie brachte sie zu dem kaum benutzten Mülleimer, doch gerade als sie sie hineinwerfen wollte, hörte ihre Hand auf sich zu bewegen. Rei fragte sich plötzlich, ob es wirklich nur Gleichgültigkeit gewesen war, die sie daran gehindert hatte, dies schon früher zu tun. Während es ein leichtes war vorzugeben, dass sie die Brille auf dem Boden ignorierte, die sie so lange wertgeschätzt hatte, war sie immer in Sichtweite gewesen. Jetzt würde sie für immer weg sein.

Es war sicherlich merkwürdig, sich so sehr an ein lebloses Objekt zu klammern. War es immer noch... wegen ihm...?

Die zerbrochenen Überreste fielen in den leeren Mülleimer.

Sich umdrehend, erwartete Rei Aki immer noch bei der Arbeit an ihrem Bild zu sehen, doch das lag allein mit den verteilten Wachsmalern herum. Stattdessen blockierte das Mädchen ihren Weg, eins der Papiere und einen dunkelgrünen Stift zu ihr hochhaltend.

"Du auch!"

"Ich habe keine Erfahrungen mit Kunst."

Aki legte den Kopf auf die Seite, was kein Zeichen des Verstehens zu sein schien. Nach einer Weile hob sie die Malutensilien erneut hoch. "Du auch!"

Da es scheinbar keinen Sinn hatte zu streiten, nahm Rei den Wachsstift und das Papier und beobachtete Aki, wie sie sofort wieder zurück zu ihrem Arbeitsplatz rannte, um sich hinzulegen und mit wilder Linienführung weiterzumalen.

Rei starrte das leere Blatt Papier in ihrer Hand an. Sie hatte noch nie in ihrem Leben etwas gemalt, aber sie fragte sich nicht wirklich, wie man Muster aufs Papier brachte. Doch sie hatte keine Ahnung, was sie als Motiv wählen sollte. Es war nicht mal so, dass es zu wenig zur Auswahl gab, eher das Gegenteil.

Als sie die weiße Fläche anstarrte, fühlte es sich an, als würde sie nach ihr rufen, ihr eine Chance anbieten die Leere mit irgendetwas zu füllen, das sie ausdrücken wollte, irgendetwas, was sie ansonsten niemals ausdrücken könnte. Sie hatte niemals bemerkt, wie viel das wirklich war. Sie konnte sich einfach nicht entscheiden.

Das Summen einer sanften Melodie warf sie aus ihren Gedanken und ihr Blick wanderte wieder zu dem kleinen Mädchen, das bäuchlings auf dem Boden lag und abwesend mit den Füßen in der Luft umher wedelte. Und wie von selbst begann der grüne Wachsmalstift sich über die Oberfläche des weißen Papiers zu bewegen, Linien wurden zu Umrissen, Umrisse wurden zu detaillierten Formen.

"Whoaa!", beendete ein erstaunter Ausruf neben ihr die Trance-ähnliche Arbeit. "Bin ich das?"

Rei blinzelte, das Bild zum ersten Mal als Ganzes betrachtend und es fühlte sich an, als wäre es nicht sie gewesen, die es erschaffen hatte. "Ja."

"Das ist wirklich gut!"

Das war es tatsächlich. Zumindest soweit Rei das beurteilen konnte. Es schien keine Fehler in Form und Proportionen zu geben, die Schattierung erzeugte ein Gefühl der Tiefe, die filigranen Details zeigten die Eigenschaften des Mädchens genauestens, sodass, hätte sie ihr Gesicht nicht in ihren eigenen Blättern vergraben, man sie auf der Stelle erkennen würde. Es war eine so genaue Kopie, wie es möglich war mit einem einfarbigen Stift zu erschaffen.

"Hier, ich hab auch eins von dir gemacht!", rief Aki stolz, eines der vielen Bilder aus dem Stapel holend und wieder zu ihr laufend. Es war ein groteskes Strichmännchen, mit wilden blauen Streifen als Haarschopf, zwei dicken roten Linien als Augen und – eher unähnlich zu ihrem wahren selbst – einem breiten Lächeln. In die hoffnungsvollen Augen des Kindes sehend, wusste sie nicht so recht, auf was Aki wartete.

"Wie gefällt es dir?", beantwortete sie schließlich Reis unausgesprochene Frage.

Verblüfft, antwortete der Teenager nicht sofort. Ehrlich zu sein würde vermutlich die Gefühle des Kindes verletzen und das wollte Rei nicht. Aber würde sie nicht das selbst tun, wenn sie sie anlog?

"Der... Blau-Ton ist gut gewählt", sagte sie schließlich.

Scheinbar reichte das schon als Kompliment für das Mädchen, als sein Lächeln breiter wurde, bevor es eifrig zurück an seinen Arbeitsplatz zurückkehrte. Rei folgte ihr schweigend, eine gewisse Neugier wuchs in ihr, als sie sah, wie viele Bilder die junge Künstlerin bereits gemalt hatte.

"Ist blau deine Lieblingsfarbe?"

Die plötzliche Frage überraschte sie. "Ich bevorzuge keine Farbe gegenüber anderen."

"Aber du magst es?"

Rei dachte einen Moment darüber nach. Hatte die Farbe irgendeine Bedeutung für sie? "Es ist... beruhigend."

"Meine Lieblingsfarbe ist rot!", erklärte Aki stolz, unwissend über den Konflikt, den sie dadurch bei ihrer Gastgeberin heraufbeschwor.

"Rot...?"

Sie mochte keine Lieblingsfarbe haben, aber sie konnte rot nicht ausstehen. Es war keine bewusste Entscheidung, eher eine instinktive und sie hatte das Gefühl, das besser nicht in der Gegenwart dieses Mädchens auszusprechen, das die Farbe so sehr mochte.

"Ja! Ich mag rote Sachen! Sie erinnern mich an Mamas Haare", fuhr Aki fort, ihre Stimme beim letzten Satz schwächer werdend.

"Die Haare deiner Mutter...?", wiederholte Rei. "Diese Information könnte nützlich beim Aufspüren deiner Eltern sein."

"Häh?" Aki hörte auf zu malen und sah zu ihr auf. "Warum?"

"Rot ist einer relativ unübliche Pigmentierung für Haare", erklärte sie. "Sogar noch mehr in asiatischen Ländern, wie unserem. Ich habe nur zu einer Person mit dieser Haarfarbe Kontakt."

Sich über die Schulter des Mädchens beugend, um ihr letztes Werk zu betrachten, kam ein Bild in ihr Blickfeld, das vielleicht eine Familie darstellen mochte. Die Person mit kurzem, rötlichem "Haar" war nicht zu übersehen. "Stellt das deine Mutter dar?"

"Ja! Das ist Mama, das Papa und das bin ich!", listete Aki auf und zeigte dabei auf die einzelnen Figuren. "Und das ist Kiko, die ich halte!"

Rei verstand die Gefühle nicht wirklich, die das Bild in ihr auslöste. Es schien unmöglich zu sein, jemand durch so eine simple Zeichnung zu erkennen, die alle bis auf die offensichtlichsten Merkmale vermisste und auch wenn es detaillierter gewesen wäre, war sie sich sicher, dass sie diesen Leuten vermutlich niemals begegnet war.

Und doch hatten sie etwas merkwürdig Vertrautes an sich.


*********


Eine Stunde später kündigte ein Gähnen das Ende der Kunst-Session an. Rei konnte nicht wissen, dass es eigentlich schon lange nach Akis Schlafenszeit war, als das Mädchen die verteilten Blätter zusammensuchte.

"Jetzt müssen wir sie aufhängen", erklärte sie, als sie Rei ihren Stapel präsentierte, nun deutlich weniger Lebhaft als zuvor.

"Ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas besitze, um sie an der Wand zu befestigen."

"Kein Klebeband?" Die Stimme war leise, aber ob es vor Enttäuschung oder Müdigkeit war, konnte Rei nicht sagen.

Nicht noch dazu beitragen wollend, falls es ersteres wäre, wanderten ihre Augen schnell durch die Wohnung, auf der Suche nach einer angebrachten Alternative. Sie kamen auf der Oberseite des Kühlschrankes zum Stehen, auf dem ihre medizinischen Gegenstände lagen. Eilig herüberlaufend, war es ihr ein leichtes zu finden, wonach sie suchte.

Ein gutes Stück des Alternativmaterials aufhebend, suchte sie nach Zustimmung, die sie in Form eines Lächelns und Nickens erhielt.

Nach nur wenigen Minuten waren alle Bilder über die zuvor desolate Wand über dem Bett verteilt, von Pflastern an jeder Ecke gehalten.

Rei starrte die ungewohnte Dekoration eine Weile lang an, die ungewohnte Tatsache überhaupt eine Dekoration zu haben, etwas dessen einziger Zweck darin bestand den Raum weniger "traurig" aussehen zu lassen.

Und sie musste zugeben, dass es klappte.


*********


Rei konnte in dieser Nacht nicht schlafen. Sie konnte nicht sagen, ob es von der Aufregung kam, oder weil sie zum ersten Mal nicht nur ihr Zimmer, sondern auch ihr Bett mit einer anderen Person teilte. Sie war an eine solche Nähe nicht gewöhnt und war sich nicht sicher, ob es sich gut oder schlecht anfühlte. Doch wie es auch sein mochte, versuchte sie sich dem nicht zu entziehen. Anders als sie, hatte Aki die Nähe im Schlaf aktiv gesucht, sich immer näher zu ihr gewühlt und sich fest an den Teenager gekuschelt.

Während sie wach dalag, beobachtete Rei den warmen Körper, der sich an ihren presste. Das blasse Licht des Vollmondes erleuchtete den Raum genug, um jedes Detail des braunhaarigen Mädchens zu erkennen, die weichen Züge des Kindergesichtes, das dann und wann im Traum zuckte.

'Wie würde es ein, jemanden zu umarmen?' Sie konnte nicht anders, als sich das zu fragen. Wie von selbst, bewegte sich ihre rechte Hand auf den Kopf des Kindes zu. Sie bewegte sich nur langsam, zögerlich, aber Rei konnte sie auch nicht stoppen, bis sie sie fast berührte, nur den Bruchteil eines Zentimeters mehr und...

"Mama", entwich dem Mädchen plötzlich ein leises Wimmern, während es sich noch fester an Reis Shirt klammerte. "Papa..."

Obwohl sie noch nie die Möglichkeit gehabt hatte, selbst einen zu erleben, konnte sie sich vorstellen, dass das Kind gerade einen rastlosen Traum hatte. Es war bereits das dritte Mal gewesen, dass sie im Schlaf nach ihren Eltern gerufen hatte.

Reis Finger schwebten noch für einer weitere Sekunde in der Luft... doch dann glitten sie vorsichtig durch das braune Haar. Und zu ihrer Überraschung, schien das einen beruhigenden Effekt auf sie beide zu haben. Vielleicht fühlte sie sich nur besser, weil Aki sich nicht mehr so fest an sie klammerte, wie zuvor, doch die trocknenden Tränen im Mondlicht glitzernd sehend, wusste sie, dass es etwas anderes war: Sie mochte es nicht, das Mädchen traurig zu sehen.

Dieses Kind...

Es schien so... rein.

Hätte sie irgendeinen Beweis gebraucht, dass das Instrumentality-Projekt nicht die letzte Hoffnung der Menschheit auf Fortschritt war, dann lag dieser gleich hier. Die Menschheit wurde mit jedem Kind, das das Licht der Welt erblickte, neugeboren. Es lag in der Verantwortung der Leute um sie herum um sicherzustellen, dass sie nicht korrumpiert werden, dass sie nicht den Schmerz der Einsamkeit erfahren mussten.

In ihrer, Reis, Verantwortung...?


*********


Letztendlich war sie auch eingeschlafen, aber es konnte nicht sehr lange her gewesen sein. Der Mond schien immer noch hell durch ihr Fenster. Doch das war es nicht, was sie aufgeweckt hatte.

Sie konnte es fühlen. Es rief nach ihr, lauter als jemals zuvor. Die Zeit ihr Schicksal zu erfüllen war nahe.

Lautlos stand sie auf, sich nicht die Mühe machend, sich etwas anderes anzuziehen, als das Shirt, das sie trug und ging zur Tür.

Nur ein einziges Mal wollte sie noch schwimmen gehen, bevor er sie rufen würde. Dann würde sie endlich wieder frei sein; frei von den Schmerzen und den Sorgen die sie in dieser Welt verfolgten.

Ja, das war die Stimme, auf die sie hören sollte. Nicht die, die ihr Angst machte; die, die ihr sagte, dass der Grund für ihre Existenz falsch war, dass seine selbstsüchtigen Wünsche keine Bedeutung mehr hatten. Die, die sie in letzter Zeit daran hatte zweifeln lassen, dass dieser Weg der richtige für die Menschheit war..

Wenn sie auf diese Stimmen hören würde, würde sie niemals in der Lage sein zu –

"Wo gehst du hin?"

Reis Augen weiteten sich schlagartig. Ihre Hand berührte nicht einmal die Türklinke.

Langsam drehte sie sich um, um Aki verschlafen auf dem Bett sitzen zu sehen. Sie war sich der Konsequenzen ihrer Bestimmung immer bewusst gewesen, dass die Menschheit sich gegen ihren Willen, durch ihre Hand, selbst verlieren würde. Die Menschheit hatte ihr nie etwas bedeutet.

Obwohl es Ausnahmen gegeben hatte. Zuerst Commander Ikari, später sein Sohn, der Major und sogar Soryu. Doch keiner von ihnen war in der Lage gewesen ihr die Konsequenzen vor Augen zu halten, ihr klar zu machen, dass sie ebenfalls, zusammen mit ihr, verschwinden würden. Aber dieses kleine Mädchen, das sie nicht einmal einen Tag lang kannte, hatte ihr Herz berührt, indem es einfach nur da war.

Sie konnte es nicht. Sie konnte dieses Kind sich nicht selbst verlieren lassen. Sie konnte nicht zulassen, dass ihr irgendwas geschieht.

"Schnell!", befahl Rei, als sie hastig zum Bett zurückkehrte, Akis Kleidung aufhob und sie auf die Matratze legte. "Steh auf und zieh dich an! Wir müssen gehen!"

"Jetzt?", stöhnte Aki müde.

"'Jetzt' ist vielleicht schon zu spät..."

Denn was auch immer in den nächsten Stunden passieren würde, diese Stadt würde alles andere als ein sicherer Ort für sie sein.


*********


Es war ein ungewöhnlicher Anblick für diese Tageszeit: Zwei Mädchen, eines davon ein Teenager mit blauen Haaren, die die Hand eines barfüßigen, braunhaarigen Kleinkindes hielt, währen sie auf dem Bahnsteig auf die einzige Linie warteten, die sie zu dieser Zeit noch zu den Außenbezirken bringen würde. Doch niemand, der sie hätte sehen können, würde in den nächsten Stunden an dieser verlassenen Haltestelle eintreffen.

Der Zug, der nach einer Wartezeit von 38 Minuten endlich ankam, sah nicht anders aus. Ein einzelner Fahrgast lag schlafend auf einer Bank, eine Zeitung auf seinem Gesicht liegend, die seine Augen vor dem künstlichen Licht abschirmte. Ein anderer saß, aber sein Gesicht war gesenkt und von einer Baseballkappe verdeckt, die so dreckig war, wie der Rest seiner Kleidung. Ein starker Alkoholgeruch erfüllte die Luft.

Rei führte Aki schnell zum nächsten leeren Wagon. Schweigend setzten sie sich hin, während der Zug sich in Bewegung setzte. Hin und wieder hielt er an, doch niemand stieg zu. Das Mädchen, das zuvor so lebhaft und redselig gewesen war, lehnte seinen Kopf nun an Reis Seite, nahe dran den Kampf gegen ihre sich schließenden Augenlider zu verlieren. Das einzige Geräusch, das hin und wieder von ihr ausging, war ein Gähnen.

Normalerweise wäre alles, was Rei während einer solchen Fahrt tun würde, stramm da zu sitzen und geradeaus zu starren, bis ihre Haltestelle kam, keinen Gedanken an ihre Umgebung im Zug oder der vorbeirauschenden Landschaft vergeudend. Doch dieses Mal fand sie ihre Augen an dem kleinen Körper klebend, der sich an sie drückte.

Es half ihr dabei die Ruhe zu bewahren. Sie konnte kaum glauben, dass sie das hier wirklich tat; wegzulaufen vor dem einzigen Zweck ihrer Existenz, sich dem Mann widersetzend, der sie geschaffen hatte. Zum ersten Mal würde sie seinen Befehlen nicht Folge leisten. Von nun an würde sie ihre eigenen Entscheidungen für ihr Leben treffen... solange es andauern würde.

Sie hatte sich von ihren Fesseln befreit, aber dafür ihre Sicherheit aufgegeben. Und das nur für sie.

Es war nur natürlich aufgeregt zu sein, Angst zu haben, einen Fehler zu machen... oder?

"Sehr verehrte Fahrgäste", riss sie eine Ansage aus den Lautsprechern des Zuges aus ihren Gedanken, "aufgrund von Schäden an den Gleisen, die beim letzten Angriff verursacht wurden, wird die nächste Haltestelle, Togendai, die Endstation dieses Zuges sein. Wir bitten die Fahrgäste mit dem Ziel Gora auf Linie 14 umzusteigen, Gotemba kann über den Bus nach Sengoku erreicht werden. Ihre Fahrscheine werden dort akzeptiert. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten."

Rei runzelte daraufhin die Stirn. "Die Schienen wurden während des Kampfes nicht beschädigt. Irgendetwas stimmt nicht", murmelte sie. Ein flüchtigen Blick auf Aki werfend, entschied sie sich ihrem schlechten Gefühl zu vertrauen. "Wir müssen jetzt aussteigen."

Sie stand auf und zog Aki mit sich, bevor das stolpernde, schlaftrunkene Mädchen verstehen konnte, was los war. Sie ergriff den Hebel für die Notbremse und zog mit aller Kraft daran. Das Quietschen schmerzte in ihren Ohren und auch Aki bedeckte instinktiv die ihren, als der Zug in seinem unvorgesehenen Versuch anzuhalten durchgeschüttelt wurde. Der letzte Ruck warf sie beinahe von den Füßen, doch sie schaffte es das Gleichgewicht zu halten. Zur nächsten Tür eilend, betätigte Rei den Notfallmechanismus und sie verließen den Zug so schnell wie möglich.

"Wo gehen wir hin?"

Rei hielt kurz an, antwortete dem Kind aber nicht, das sie bisher nur hinter sich hergezogen hatte. Ihre Augen wanderten weit zurück, wo die Lichter des Bahnhofes mehrere Leute beleuchteten, die offenbar bewaffnet waren. Und natürlich hatten diese den vorzeitigen Stop des Zuges bereits bemerkt. Es würden nur wenige Minuten verbleiben, bevor sie hier eintreffen und nach dem Grund dafür suchen würden.

Dann wanderten ihre Augen zu den dunklen Bergen, die sich vor ihnen auftürmten und so nahe am Stadtrand sogar noch größer erschienen.

"Rei?", fragte Aki erneut, "Wo gehen wir hin?"

"Weg", sagte sie, "So weit wie möglich."


*********


"Ich bin müde und meine Füße tun weh", jammerte Aki mit ehrlichem Unbehagen. "Lass uns hier anhalten."

Abwägend sah Rei ihre erschöpfte Weggefährtin an, selbst schwer atmend. Es war nicht so warm, wie auf der Wandertour mit Ikari und Soryu, aber der lange und steile Weg durch das Unterholz hatte von beiden seinen Tribut gefordert. Und doch wusste sie, dass sie weit davon entfernt waren, eine sichere Distanz zur Stadt erreicht zu haben.

Es waren mehrere Stunden vergangen, seit sie den Zug verlassen hatten; der Morgen war schon lange angebrochen.

"Es wäre vielleicht klüger gewesen, dir eine angebrachte Fußbekleidung zu besorgen", sagte Rei zu dem Kind.

"Fußbekleidung?"

"Schuhe", präzisierte sie.

"Ich mag keine Schuhe", schmollte Aki, diese Diskussion scheinbar nicht zum ersten Mal erlebend. "Die machen meine Füße so warm und feucht und stinkig."

"Sie würden deine Fußsohlen schützen", argumentierte Rei. "Wir würden viel schneller vorankommen."

Aki legte nur ihren Kopf fragend auf die Seite.

"Sie würden jetzt nicht so wehtun", führte die Pilotin weiter aus.

"Das ist es nicht. Ich kann hier laufen. Nur nicht so lange."

Rei schloss die Augen und versuchte selbst erstmal zu Atem zu kommen. Als sie sie wieder öffnete, bemerkte sie, dass sie eine kleine Lichtung erreicht hatten. Einige schwere Felsbrocken lagen herum, einladend, sie als natürliche Sitzgelegenheiten zu verwenden. "Wir können uns hier für ein paar Minuten ausruhen", stellte sie fest und setzte sich auf einen der flachen Felsen, Aki folgte ihr sogleich und kletterte auf einen Stein, der ihr gegenüber lag.

Erst dann bemerkte sie, dass sie von hier aus die Stadt Tokyo-3 sehen konnten.

Dort unten würde er auf sie warten, erwarten, dass sie ihr Schicksal erfüllte, um ihr diejenige wiederzubringen nach dessen Ebenbild sie erschaffen worden war. Sie konnte noch immer den Ruf hören, der sie zur Rückkehr bewegen wollte, scheinbar immer stärker werdend, je weiter sie sich davon entfernte, so verlockend, so verführerisch, so ...

"Ist irgendwas?"

Rei keuchte geschockt. Sie hatte bis jetzt nicht bemerkt, dass sie am ganzen Leib zitterte, kalter Schweiß mischte sich mit der Transpiration des anstrengenden Marsches. Ihre müden Augen fielen auf das besorgt aussehende Kind vor ihr, das noch immer auf eine Antwort wartete.

"Ich... ja... nein..." Rei schüttelte den Kopf. "Ich bin mir nicht sicher..."

"Wenn es dir nicht gut gehen würde, würdest du es wissen!", sprach Aki überzeugt.

Spürend, dass das Mädchen sich nicht so leicht abwimmeln lassen würde, nickte Rei. "Man... hat erwartet, dass ich etwas tue. Meine ganzen Leben war nur dieser Aufgabe gewidmet. Aber ich habe mich dagegen entschieden."

"Warum?"

"Es hätte vielen Leuten eine Menge Schmerzen bereitet", erzählte Rei dem neugierigen Kind, dabei nicht erwähnend, dass sie, Aki, der Hauptgrund für ihre Entscheidung war. "Und ich möchte nicht, dass das passiert."

Aki legte ihren Kopf auf die Seite. "Aber warum bist du dann traurig?"

Traurig? Rei fragte sich, ob das nur wieder das begrenzte Vokabular des Mädchens war – oder ob man das Gefühl wirklich so beschreiben konnte. "Ich enttäusche jemanden mit meinem Ungehorsam", erklärte sie. "Jemanden, der mir sehr wichtig ist, der mein ganzes Leben für mich da war. Aber... in letzter Zeit... bin ich verwirrt, was meine Gefühle für ihn anbelangt. Und ich habe seine Motive hinterfragt. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich ihm auf keinen Fall helfen kann. Dass es falsch ist." Ihre nun zitternden Hände zerknautschten ihren Rock, als sie sich in ihm vergruben. "Aber... ich fühle... fühle immer noch..."

Ihr Zittern stoppte sofort, als sie spürte, wie kleine Arme sie lose umarmten. Sie hatte nicht einmal bemerkt, wie Aki zu ihr gekommen war, aber als sie ihren Kopf hob, sah sie in die mitfühlenden Augen des jungen Mädchens.

"Ich weiß nicht, ob's der Jemand tut", murmelte Aki. "Aber ich mag dich trotzdem."

Zuerst wusste Rei nicht, wie sie reagieren sollte, konfrontiert mit so aufrichtigem Mitgefühl. Es fühlte sich viel zu leicht an, wie ihr Kummer von diesen Worten gelindert wurde. Doch dann erinnerte sie sich, was sie in einer solchen Situation tun sollte.

"Danke", sagte sie lächelnd.

Ein lauter Donner von Oben ließ sie zusammenzucken, Aki sprang kreischend in Reis Arme. Das First Children erkannte auf der Stelle das Geräusch eines VTOLs, das über ihre Köpfe hinweg auf die Stadt zu brauste. Und offensichtlich war es nicht das einzige.

Angestrengt hinhörend, nahm sie Explosionen in der Ferne wahr.

"Es hat begonnen", flüsterte sie zu sich selbst, doch Aki hörte es.

"Was hat?"

Rei betrachtete ihre kleine Begleiterin. "Das ist jetzt egal. Wir müssen weiter gehen", erklärte sie, das Kind hinter sich herziehend. Sie waren auf dieser Lichtung viel zu leicht erkennen. Wenn auch nur eine Person aus den zahlreichen Fluggeräten heruntersehen würde, würde man sie leicht erkennen und damit sie beide in Gefahr bringen.

Aber Aki folgte ihr nicht, die Hacken in den Boden stemmend. Ihren Kopf drehend, konnte Rei sehen, wie sie in Richtung Stadt starrte, wo zwei vertraue Giganten erschienen waren, um die angreifenden Truppen abzuwehren. Das Kind schien von dem Anblick überrascht zu sein – aber scheinbar nicht im Geringsten verängstigt.

"Sind das... Rüstungen?", fragte sie Rei mit hoffnungsvoller Stimme. "Rie-riesige Rüstungen, gesegnet mit... mit den Seelen der Mütter?"

Rei runzelte überrascht die Stirn, aber Aki erklärte bereits, ohne gefragt zu werden. "Papa hat mir mal von ihnen erzählt!"

"Hat er...?"


*********


Akis Worte verfolgten Rei auf ihrem Weg durch die Wälder, in dem Versuch Abstand zwischen sich und dem laufenden Kampf zu bringen. Es könnte reiner Zufall gewesen sein. Die Evangelions waren inzwischen sehr bekannt und der Vater hätte sich eine Geschichte ausgedacht haben, die näher an der Wahrheit lag, als er es sich hatte vorstellen können. Vielleicht stellte das Kind auch einfach Verbindungen zu einer völlig anderen Geschichte her.

Aber das Misstrauen, das sich gebildet hatte, wurde nur noch stärker durch die aufkommende Frage: Was wenn nicht?

"[Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm,]"

Sie drehte sich zu der kleinen Quelle um, die leise vor sicher her sang, während sie über einen Stein kletterte.

"[Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein,]"

"Aki", unterbrach Rei das Lied, "sei bitte leise."

Das Kind zuckte zusammen, sichtlich schockiert über das plötzliche Verbot. "Ich... ich habe nur versucht... diese lauten Geräusche...", murmelte Aki zur Entschuldigung, scheinbar in der Vorstellung etwas getan zu haben, für das sie bestraft werden könnte.

"Es tut mir leid", fuhr Rei eilig fort, "Aber dein Gesang könnte jemandem auffallen."

"Wäre das schlecht?", fragte Aki unwissend.

"Es ist möglich, dass hier Männer unterwegs sind, die uns... wehtun könnten, wenn sie uns finden", versuchte sie es so zu formulieren, dass es das Kind am wenigsten erschrecken würde.

Doch die Stille die folgte, war ausnahmsweise sogar Rei unangenehm. Und nicht nur, weil ihr gerade etwas anderes auffiel.

"Diese Worte... sie waren Deutsch, nicht wahr?", fragte sie, sich wieder zu dem ihr folgenden Kind umdrehend.

Aki nickte. "Das hat Mama mir beigebracht. Sie sagt ich wäre darin besser als Papa", erklärte sie stolz, aber ihre Stimmung veränderte sich durch die Erinnerung. "Das hat ihm nie etwas ausgemacht. Er hat dann nur immer gesagt 'Das ist gut für dich' und mir die Haare zerwuschelt. Ich... ich habe immer gesagt, dass ich es nicht mag, wenn er das macht, aber... aber..." Ihre Lippen bebten während sie schniefte, Tränen entkamen ihren Augen. "Aber da-das habe ich!"

Sie hielt an, jetzt unverhohlen weinend.

Rei zögerte nur für eine Sekunde. Sie ging zu dem heulenden Kind und kniete sich zu ihm hin, ihre fahlen Hände umschlossen vorsichtig das tränenbenetzte Gesicht. Es hatte den gewünschten Effekt Aki zu beruhigen und brachte sie dazu zu ihr aufzusehen.

"Mach dir keine Sorgen", sagte Rei, "Du wirst deine Eltern bald wiedersehen."

"Wirklich...?"

Sie nickte zuversichtlich. "Wirklich."

Ein riesiger Schatten verdunkelte plötzlich die Umgebung, das Rauschen gewaltiger Flügel ließ sie aufsehen, doch es war bereits verschwunden. Angst erfüllte sie, dieses Ding war so anders gewesen, wie die Flugzeuge, die sie kannte.

Sie rannte los ohne darüber nachzudenken, die überraschte Aki folgte ihr, bis sie eine weitere Lichtung erreichten, von der aus sie ihre Ängste bestätigen konnte.

"Die EVA-Serie?", wisperte sie zu sich selbst.

Die kleinen Finger zitterten, als sie sich fest in den Rock ihrer Uniform krallten, genau wie der Körper, der sich an sie kauerte. "Die-die haben Mama weh getan!", wimmerte Aki mit einem angsterfüllten Hicksen.

Rei nahm den Blick nicht von den neun weißen, geflügelten Kreaturen, die in einem perfekten Kreis zu ihrer erklärten Beute abstiegen. Zahlenmäßig den technisch weit überlegenen Modellen unterlegen, würde es ein harter Kampf für NERVs EVAs werden, diese Annahme als falsch darzustellen. Ganze besonders für die kabelgebundene Einheit-02, dessen einziger Vorteil gegenüber den seelenlosen Bestien, die Erfahrung der Pilotin war.

Ein lautes Stampfen zerstreute Reis Konzentration; die Erde bebte, als die Quelle der Geräusche schnell näher kam. Selbst sie zuckte vor Überraschung zusammen, als er plötzlich über ihre Köpfe hinweg sprang, ein weiterer gigantischer Schatten, der die Sonne für einen Moment verdunkelte.

Die unförmige Masse des Jet Alone beobachtend, wie er auf das Schlachtfeld zustürmte, auf dem der Kampf bereits begonnen hatte, legte Rei ihren Arm auf den Rücken des verängstigten Mädchens und drückte es an sich. "Nein", sagte sie leise. "Werden sie nicht."


*********


Es war schwer gewesen, das Kind dazu zu bringen, wieder weiterzugehen, die Dreijährige war viel zu sehr in den Anblick der EVAs vertieft, doch Rei hatte es geschafft, bevor der Kampf erst richtig losgehen konnte. Sie hatten ein gutes Stück geschafft, als die Bäume sich plötzlich lichteten und eine leere Straße freigaben.

Rei spähte in beide Richtungen, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich verlassen war, bevor sie über die Leitplanke stieg und Aki hinüber half. Sie drängte sie beide eilig auf die andere Seite, in den Wald hinein. Die Straße hätte ihre Reise über den Berg einfacher gemacht, doch obwohl die Geräusche und Erschütterungen des Kampfes kaum noch in der Ferne wahrnehmbar waren, waren sie noch nicht weit genug von der Kampfzone entfernt, um ungedeckt herumlaufen zu können.

Allerdings stellte sich das flüchtige Gefühl der Sicherheit durch den Wald als sehr kurzlebig heraus. Die Straße musste eine scharfe Biegung gemacht haben, denn sie fanden sich schon bald auf dem Parkplatz eines Aussichtspunktes wieder – und sahen sich mit einem Patroullien-Jeep konfrontiert, mit drei genauso überraschten JSSDF-Soldaten, die sich gegen ihr Fahrzeug lehnten.

Die Schrecksekunde legte sich jedoch viel zu schnell, gab ihnen nicht annähernd genug Zeit um zu entkommen, als die Soldaten ihre Waffen auf die beiden Mädchen richteten. Ohne darüber nachzudenken, stellte Rei sich sofort schützend vor Aki, die von der Situation überwältigt zu sein schien und sich gegen ihre Beschützerin kauerte.

"Versteck dich", sagte sie leise zu dem kleinen Mädchen. "Halt dir die Ohren zu und dreh dich nicht um, bis ich dir etwas anderes sage."

"Was... was ist mit dir?", fragte Akis angsterfüllte Stimme.

"Mach dir keine Sorgen um mich. Und geh, schnell. Ich werde dich gleich holen kommen. Aber bis dahin, dreh dich nicht um", wiederholte sie noch einmal. Es dauerte noch ein paar weitere quälend lange Sekunden, in denen sie mit warnendem Blick den vorsichtig näher kommenden Soldaten entgegen starrte, bis das kleine Kind endlich zu einer Entscheidung kam. Rei fühlte sich erleichtert, als sie die kleinen Füße in den Wald eilen hörte.

Sie fühlte sich von den Gewehren der Männer nicht bedroht. Sie hatte keine vor dem Tot. Doch sie wollte nicht, dass Aki das Blutvergießen miterlebte. Dieses reine Wesen durfte nicht verdorben werden. Um jeden Preis.

"HEY!", rief der Mann, der wohl der kommandierende Offizier war, hinter Aki her. "Yoshida, folge dem Mädchen!"

"Ich..." Jetzt spürte sie Panik. Diese Männer... dass sie sie töten wollten war verständlich. Aber dass sie den Willen hatten, ein unschuldiges Wesen zu jagen und töten, war unverzeihlich. So wurde ihre Panik zu dem Funken, der eine Emotion entzündete, die ihr Angst machte, aber auch ihre Entschlossenheit anfachte.

"ICH WERDE NICHT ZULASSEN, DASS IHR IHR ETWAS ANTUT!" Rei bezweifelte, dass die kampferprobten Soldaten von der Zurschaustellung eines jungen Mädchens mit beschützend ausgestreckten Armen einschüchtern lassen würden, aber sie blieben stehen, als sie ihre Stimme im Zorn erhob.

"Verdammt, glaubst du wirklich, dass sie Kleinkinder dafür trainiert haben, diese Monster zu steuern?", fragte der eher nervöse Mann zur Linken des Offiziers. "Das Kind war nicht auf der Liste."

"Das ist mir egal!", zischte der Offizier zurück. "Sie war bei dieser hier und SIE ist mit Sicherheit einer der Piloten. Es gibt nicht viele Kinder mit blauen Haaren und roten Augen. Das andere Kind ist vermutlich das erste eines neuen Schwungs, den NERV gezüchtet hat und nun da sie wissen, dass wir hier sind, um ihre Pläne zu stoppen, versuchen sie sie in Sicherheit zu bringen um in ein paar Jahren wieder von vorne anzufangen."

Rei fühlte ihren Zorn nur noch weiter ansteigen, durch diese paranoiden Gedanken. "Sie hat nicht zu tun mit..."

"HALTS MAUL!", brachte der aufgeregte Offizier sie zum Schweigen. "Du weißt es vielleicht nicht, Kind, aber ihr Piloten sollt bei Sichtkontakt erschossen werden. Ishida!" Er machte eine Geste zu dem Soldaten zu seiner Rechten, der langsam nickte und auf sein Ziel anlegte.

Rei schloss ihre Augen, versuchend ihren Atem und schnellen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen, die sich im Angesicht der auf sie gerichteten Waffe unwahrscheinlich beschleunigt hatten. Sie konzentrierte sich, bereitete sich auf den Schuss vor – doch es passierte nichts.

"Worauf wartest du?", verlangte der Truppführer nach einigen ereignislosen Sekunden zu wissen.

"Ich...", der Soldat schluckte, bevor abrupt sein Gewehr herunternahm. "Es tut mir leid, Sir, ich... ich kann einfach nicht auf einen unbewaffneten Zivilisten schießen."

Die Wut des Offiziers kochte über. "Wo zum Teufel warst du während des Briefings?! Wir können uns keine Gnade erlauben!"

"Ich weiß!", schrie Ishida zurück.

"Sie haben gesagt, dass jeder der Zweifel hat, zurückbleiben soll!"

"ICH WEISS! Zur Hölle, es hatte einen Grund, dass ich einen Posten bei den Patrouillen-Einheiten verlangt habe!" Er schnaufte wütend. "Verdammt, ich will auch nicht, dass die Welt untergeht, aber... Scheiße, ich habe eine Tochter in dem Alter!"

Doch der Anführer zeigte kein Verständnis. "Wenn du nicht auf der Stelle schießt, klage ich dich wegen Hochverrats an!"

"Das ist mir egal! Zumindest habe ich ein reines Gewissen!"

Der Offizier schnaubte angewidert. "Schön! Dann mache ich es eben selbst!", stellte er fest, seine Waffe hebend um zu zielen. "Ich werde niemals verstehen wie du durch die..." Das Donnern eines Gewehrschusses beendete den Satz. Seine Uniform war blutgetränkt, bevor sein Körper den Boden erreichte.

Ishida wirbelte zu seinem anderen Kameraden herum, doch Yoshidas Reflexe waren schneller. Sein schockiertes Gesicht machte es augenscheinlich, dass er gar nicht wirklich merkte, was er in seinem Versuch zu überleben tat, bis der Schuss ertönte und Ishida vor ihm zusammenbrach.

Rei dachte, dass dies eine ausreichende Ablenkung war, um zu entkommen, aber Yoshida bemerkte es, bevor sie auch nur zwei Schritte gehen konnte.

"S-STOP!", rief er mit einer Stimme, die genauso zittrig war, wie die Hände, mit denen er die blutbefleckte Waffe hielt, die er nun auf sie gerichtet hielt. Der Schock der letzten paar Sekunden hatte ihn erbleichen lassen. Der Schock, dass einer von ihnen zum Verräter geworden war. Der Schock einen ehemaligen Kameraden getötet zu haben, vielleicht sogar langjährigen Freund.

Doch nun würde er sicherlich nicht darin zögern, diejenige zu töten, die indirekt dafür verantwortlich war.

Er kam gar nicht erst soweit. Ein Schuss kam aus dem Nichts und ließ ein kleines Stückchen vom Asphalt der Straße absplittern; ein zweiter ging genau vor die Füße des panikerfüllten Soldaten; bevor der letzte seine Schulter durchbohrte. Er schrie als er seine Waffen fallen ließ und dann selbst auf den Boden fiel, vor Schmerz erzitternd, während er seine Wunde hielt.

Verwirrt sah Rei sich um und wurde sich endlich dem Geräusch des sich nähernden VTOL bewusst. Als sie sich ihm zuwandte, sah sie, wie es scheinbar versuchte in sicherer Entfernung auf der Straße zu landen. Auf den Anblick der uniformierten Männer hin fürchtete sie zunächst, dass sie gekommen waren, diese gefallenen JSSDF-Mitgliedern zu unterstützen; die letzten Schüsse für sie bestimmt, aber auf fatale Weise daneben gegangen. In diesem Moment erstarb jede Hoffnung auf Flucht in ihr.

Doch dann erkannte sie ein vertrautes Gesicht, das den sich nähernden Männern vorrauseilte.

"Ich weiß ihre Hilfe zu schätzen, Herr Kaji", begrüßte sie ihn, als er nahe genug war. Dass er eigentlich tot sein sollte, störte sie nicht weite da er es – offensichtlich – nicht war.

"Kein Problem", tat der Mann mit dem Pferdeschwanz den Dank ab. "Obwohl es schon eine ziemliche Überraschung war, dich hier draußen zu sehen."

"Ich habe versucht zu entkommen, bevor sie zuschlagen konnten", gab Rei zu. "Ich war mir sicher, dass es im Hauptquartier nicht sicher sein würde."

Kaji betrachtete sie einen Moment lang, aber sie hatte nicht das Bedürfnis ihm mehr zu verraten. "Ich habe nicht unbedingt über Sicherheitsgründe gesprochen..."

"Ich..." Sie war verblüfft über sein Nachhaken, auch wenn es nicht völlig unerwartet war. Die vorherige Scham über ihren Verrat kam schnell zurück und sie fragte sich, wie viel sie ihm wohl verraten müsse, bevor er nachgeben würde. "Ich hatte meine Gründe den Commander... nicht zu unterstützen...""

Er sah nicht wirklich zufrieden aus, nickte aber. "Also gut, das macht uns einiges leichter. Sakamoto!", rief er zu einem der Soldaten herüber, die ihn begleitet hatten. "Haben wir Platz für einen Anhalter?"

"Ich fürchte das würde ein bisschen Eng werden, mit diesen drei hier an Bord!", antwortete Sakamoto, auf die drei gefallenen Soldaten deutend, die gerade in das VTOL getragen wurden.

Kaji kratzte sich am Kinn, seine Augen fielen auf den Jeep der Patrouille.

"Glauben Sie, sie schaffen den Rest auch allein?", rief er noch einmal hinüber.

Er zuckte unmerklich, als Sakamoto den Daumen hob, offensichtlich nicht ganz Glücklich mit der Antwort.

"Also gut." Kaji wandte sich wieder Rei zu. "Wir werden diesen Jeep nehmen und ich werde dich hinbringen wo du willst, bis das ganze vorbei ist."

Rei nickte, folgte ihm jedoch nicht, als er begann auf das Fahrzeug zuzugehen. Ihre Augen verblieben auf dem blutverschmierten Asphalt. "Könnten Sie das Fahrzeug auf die andere Seite der Bäume fahren? Ich möchte nicht noch einmal an dieser Stelle vorbeikommen."

"Äh, sicher", hörte sie ihn hinter sich, während sie auf den Wald zulief, in den Aki gelaufen war, "aber warum kann ich dich nicht einfach jetzt mitnehmen?"

Sie hielt kurz an. "Ich muss noch jemanden abholen", kündigte sie nur an, bevor sie in den Büschen verschwand.

Jede Sorge, dass das Kind vielleicht zu weit gelaufen sein mochte, war umsonst, als Rei schon bald das "Versteck" in Form eines Baumes entdeckte, der dünner war, als Aki selbst. Wenn irgendetwas schiefgelaufen wäre, wäre es unwahrscheinlich gewesen, dass sie überlebt hätte. Aber zumindest standen die Chancen gut, dass sie nicht zu viel mit angesehen hatte, denn sie kauerte in entgegengesetzter Richtung, die Augen fest verschlossen und die Ohren zugehalten, wie man es ihr gesagt hatte.

Sie hielte die Ohren so gut zu, dass Rei sie nach zwei fehlgeschlagenen Versuchen ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, berühren musste, wodurch das Kind überrascht aufkeuchte, als die Hand in Berührung mit ihrem Kopf kam. "Die Gefahr ist abgewendet", sagte Rei zu ihr, nun, da sie ihre Aufmerksamkeit hatte. "Wir können jetzt gehen."

Aki fragte nicht nach den Einzelheiten. Sie ergriff Reis sich zurückziehende Hand, um den Teenager dazu zu bringen ihr aufzuhelfen und ließ sie nicht wieder los, während sie den Wald verließen. Sie festigte den Griff sogar noch, zusammenzuckend, als sie Herrn Kaji sah, wie er auf der Straße in dem Jeep auf sie wartete.

"Mach dir keine Sorgen", versuchte Rei sie zu beruhigen. "Er ist hier, um uns zu helfen."

Aki wechselte den Blick nochmal von ihm zu Rei und wieder zurück, bevor sie ein schüchternes "Hi..." hervorbrachte.

Der Mann schien über den Anblick des Mädchens, dass sich hinter Reis Rock versteckte, ähnlich verdutzt zu sein. Eine gerade angesteckte Zigarette wurde schnell aus dem Wagen geschnipst, ohne dass Kaji die Augen von Aki nahm.

"Ähm... hi?", grüßte er zurück und gab Rei einen Blick, von dem sie wusste, dass er nach Antworten suchte.

"Ihr Name ist Aki. Ich habe sie gestern getroffen", erklärte sie eilig. "Ich helfe ihr, ihre Eltern zu finden. Können wir jetzt fahren?"

"Ja, sicher. Springt rein", murmelte er, immer noch das Kind anstarrend, aber nun mit einem freundlichen Lächeln. "Ich wollte dich nicht erschrecken Kleine. Es ist nur... kann es sein, dass ich deine Eltern kenne?"

"Ich kenne dich nicht", antwortete Aki wahrheitsgemäß, während Rei ihr auf den Rücksitz half.

Kaji lachte. "Nein, ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind. Ich würde so eine liebreizende Dame nicht so leicht vergessen", schmeichelte er ihr. "Aber da ist etwas in deinen Augen, das vertraut wirkt..."

"Ich bin mir sicher, dass wir uns bald mit ihren Eltern treffen werden", unterbrach Rei, das Verlangen verspürend, ihn an die ernsthafte Situation zu erinnern, trotz dem Hoffnungsschimmer in Akis Augen. "Zumindest wenn wir uns bald in Bewegung setzen."

"Richtig." Kaji wandte sich wieder dem Lenkrad zu. "Also, wo wollt ihr hin?"

"Ich hatte geplant so weit wie möglich von der Stadt wegzukommen und habe versucht Gotemba oder Hadano zu erreichen. Aber wenn es Ihnen tatsächlich gelingen sollte den Angriff abzubrechen, wird das nicht länger notwendig sein."

"Also ist es dir recht zu NERV zu fahren?"

"Nein", schüttelte sie mit dem Kopf. "Bringen Sie uns zu meinem Apartment. Wenn der Angriff auf das Hauptquartier so aggressiv war, wie ich es befürchte, möchte ich sie jetzt nicht dort hinbringen, selbst wenn bis zu unserem Eintreffen alles vorbei ist."

"Also gut", kündigte er an, als er den Gang einlegte, einen letzten Blick auf das aufsteigende VTOL werfend, dass gerade über ihre Köpfe hinweg in Richtung Geofront davonjagte.

Kaji näherte sich der Stadt ein wenig vorsichtiger, einige Umwege nehmend, offensichtlich um weitere gefährliche Begegnungen zu umgehen und eventuelles Kreuzfeuer zu vermeiden, bis er die definitive Bestätigung hatte, dass die Kämpfe eingestellt wurden. Nicht zu vergessen den Kampf der EVAs, die sie in nur wenigen Sekunden erreichen konnten, wenn auch nur einer der Giganten in ihre Richtung hechten würde.

Rei sah immer wieder nach Aki. Der Kampf war weit davon entfernt harmlos zu sein, keiner der Teilnehmer schien ohne eine blutige Verletzung zu sein, zugefügt von den scharfen Waffen, die verwendet wurden und sogar einige Gliedmaßen fehlten. Und gerade stürzten sich die feindlichen EVAs auf den Jet Alone, der aus irgendeinem Grund zum Stillstand gekommen war und rissen ihn in Fetzen.

Es war schwer zu sagen, welche Narben so ein Kampf auf dieser unschuldigen Seele hinterlassen könnte. Erst recht durch ihre... persönliche Verbindung.

Doch glücklicherweise forderte der Schlafmangel endlich seinen Tribut von dem Mädchen, nun, da sie sich sicher fühlte und ihre Augen rangen zu sehr damit, offen zu bleiben, als den Monstern dort draußen zusehen zu können.

Plötzlich traf eine ohrenbetäubende Explosion den Jeep und erschütterte das Fahrzeug und seine Insassen aufs Mark. Kajis schnelle Reflexe bewahrten sie davor einen Überschlag zu machen, das Fahrzeug neigte sich gefährlich weit, als es kreischend zum Stillstand kam, während die Schockwellen an ihnen vorbeizogen.

Es war schwer zu sagen, ob es einer der Feinde war, der gefallen war und einige seiner Brüder mit sich genommen hatte, aber das machte keinen Unterschied. Einheit-02 war nicht länger auf dem Schlachtfeld.

Furcht erfüllte sie, als sie auf das unwissende Kind sah, das sich noch immer die Ohren zuhielt und die Augen fest zudrückte, als wäre sie unsicher, ob das schreckliche Ereignis schon vorbei war, oder nicht. Kaji verstand natürlich, genau wie Rei, sofort. Sie konnte die Trauer in den Augen des Mannes sehen, als sie ihre trafen. Doch er war dem Tod oft genug begegnet, um sich nicht durch den Schock und den Schmerz lähmen zu lassen.

"Wir sollten weiter", murmelte er betroffen.

Rei wollte gerade zustimmend nicken... aber dann traf es sie. Gerade als Kaji den Jeep wieder auf die Straße bringen wollte, zog eine gewaltige Welle aus Schmerz, Verzweiflung und Zorn durch sie hindurch, mit einer Intensität, die weit über dem lag, für das sie sich selbst fähig sah, wenn sie von ihr ausgegangen wäre.

"Oh nein..."

Die anderen schienen es erst ein paar Sekunden später zu bemerken, als aus dem Nichts heraus ein donnernder Sturm den Himmel verdunkelte. Aber das Geräusch war kein Donner. Es war der dröhnende Schrei von EVA-01, als er seine Flügel spreizte.

"Heilige Scheiße...", hörte sie Kaji ehrfürchtig fluchen, doch es war kaum auszumachen, durch die lähmenden Emotionen, von dem ohrenbetäubenden Schrei mitgetragen wurden.

"Ikari...", flehte sie leise, ihren schmerzenden Kopf umklammernd. "Ikari, nicht..."

"Was... was passiert hier?", fragte Aki verängstigt.

"Er ruft es", murmelte Rei, nicht sicher, ob sie antworte, oder nur die Gefühle beschrieb, die sie durchströmten. "Er ruft das Ende herbei... das Ende von allem..."

"Wer tut was?", fragte Kaji besorgt vom Fahrersitz aus.

"Ikari!", wiederholte sie, vor Schmerz beinahe schreiend. "Schnell! Wir müssen Verbindung mit ihm aufnehmen! Bevor es zu spät ist!"

"Ich bezweifle, dass das möglich ist. Wir hätten schon Glück auch nur irgendeine offene NERV-Frequenz zu finden", widersprach Kaji, machte sich aber trotzdem bereits mit einer Hand am Funkgerät zu schaffen.

"Es... es ist zu spät. Es kommt..."

"...AKA! HÖR AUF!", plärrte eine vertraute Stimme plötzlich durch das Rauschen des Comms.

Der Schmerz, die unendliche Trauer eines unerträglichen Verlustes, war auf der Stelle wie fort gewaschen, durch eine unglaubliche Erleichterung, von der Rei nicht wusste, ob es nur seine war, oder auch ihre eigene. Zurück auf das Schlachtfeld blickend, sah sie die Lanze des Loginus direkt auf den Kern von Einheit-01 zeigend – doch die hielt sie sicher in ihren Händen.

Der kleine Passagier neben ihr, war von etwas anderem viel zu aufgeregt, um das zu bemerken. "Das...", sagte sie hastig, auf das Funkgerät zeigend, "Das war..."

"Ja", bestätigte Rei, schwach nickend, "das war sie."


*********


Da der Weg sie um einen Berg herumführte, der den Blick auf die EVAs versperrte, konnten sie das Ende des Kampfes nicht mehr miterleben. Aber da Shinji die Lanze des Longinus hatte, bestand kaum ein Zweifel daran, dass er die Feinde, die die Selbstzerstörung von Einheit-02 überlebt hatten, mit Leichtigkeit erledigen würde.

Als über Funk endlich angekündigt wurde, dass alle Kampfhandlungen sofort eingestellt werden sollten und allen Einheiten befohlen wurde, sich zurückzuziehen und auf weitere Befehle zu warten, überkam Erleichterung die beiden Insassen des Jeeps, die mit diesen Informationen etwas anfangen konnten.

Es war vorbei. Obwohl es unmöglich war, jetzt schon zu sagen, ob man es einen Sieg nennen konnte, waren sie fürs Erste sicher.



****************



Rei schrie.

Das Fahrzeug hatte gerade vor dem Apartmentgebäude angehalten, in dem sie wohnte, doch in dem Moment, in dem sie ausstieg, durchfuhren schreckliche Schmerzen ihren Körper. Sie brach zusammen ohne die aufgeregten Rufe ihrer beiden Begleiter wahrzunehmen. Dieser Schmerz war ein anderer, als der, den sie von Ikari gespürt hatte. Er schien eher physischer Natur zu sein. Es fühlte sich an, als würde sie in Flammen stehen, ihre Haut, das Fleisch darunter, brennen. Und die Flammen erloschen erst, als sie zusammen mit ihren Körper begraben wurden. Dann...

Plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, war alles wieder vorbei.

"Rei!", hörte sie Akis besorgte Stimme, als sie sich vom Bürgersteig hochrappelte, auf halbem Wege Kajis Hilfe annehmend. Das Mädchen wischte sich die schniefende Nase mit dem Arm ab. "Ge-geht es dir gut?"

Sie sah an sich selbst herunter, bevor sie antworte, sich selbst überraschend: "Ja."

"Was ist passiert?", wollte Kaji wissen. "Wieder etwas mit Shinji?"

"Nein... ich glaube, Lilith...", sie verstummte, als die Bedeutung dieses Gedanken sich ihrem Kopf manifestierte, "Liliths Körper wurde zerstört."

"Lilith...? HEY, vorsichtig" Er stützte sie, als sie einen vorsichtigen Schritt wagte und dabei fast wieder hinfiel. "Soll ich mit euch hochkommen?"

"Das wird nicht notwendig sein", versicherte Rei ihm, das Schwindelgefühl bereits im Verschwinden begriffen. "Und ich nehme mal an, dass Sie so bald wie möglich zu NERV wollen."

"Okay", gab Kaji nach ein paar Sekunden Bedenkzeit nach. "Aber sei vorsichtig. Wer weiß, ob sie keine Überraschungen hinterlassen haben."

Sie warteten nicht so lange, um ihn davonfahren zu sehen. Akis Hand in ihre nehmend, führte sie das Mädchen die Treppen hinauf zu ihrer Wohnung. Die Verwüstungen waren bereits zu erahnen, bevor sie sie überhaupt betraten. Die Tür hatte einen schweren Schlag abbekommen, wie eine tiefe Beule im Metall zeigte. Und es wurde nur noch schlimmer, als sie hineingingen. Es war nicht viel dort gewesen, was die Soldaten hätten verwüsten können, aber scheinbar hatten sie alles mitgenommen, was sie kriegen konnten.

Die noch immer verblüffte Aki zurücklassend, ging sie zu dem Bett, das man auf die Seite geworfen hatte und strengte sich an, das schwere Gestell anzuheben, bis die Schwerkraft ihr unter die Arme griff und es mit einem schweren Einschlag auf die Füße fallen ließ. Die Aufmerksamkeit des kleinen Kindes kehrte durch das laute Geräusch zu ihr zurück, aber die angebotene Hilfe bei Reis Versuch, die Matratze wieder hinauf zu wuchten, war eher unnötig, da sie kaum die Kraft aufbrachte etwas auszurichten. Als das Bett wieder in Ordnung war, wenn auch nicht an seiner alten Stelle stand, sondern schräg im Raum, bedeutete sie Aki hinaufzuklettern.

"Du kannst dich hier jetzt ausruhen. Ich werde nach deinen Eltern suchen."

"Kann... kann ich nicht mit dir kommen?", fragte das kleine Mädchen zaghaft, offensichtlich verängstigt, von dem Gedanken auch nur eine kurze Zeit allein gelassen zu werden, von der sie wohl den größten Teil schlafen würde.

"Du bist müde, oder?" Aki nickte zögerlich. "Der notwendige Weg könnte eine Stunde oder länger dauern. Es ist in deinem besten Interesse dich auszuruhen."

"Aber...", murmelte Aki, den Satz nicht fortführend. Scheinbar wartete sie auf etwas, bevor sie ihr Problem weiter erklären würde.

"Aber?", wiederholte Rei anbietend.

"Aber w-was ist, wenn die bösen Männer wiederkommen?", argumentierte sie, sich bei dem Gedanken zusammenkauernd.

Rei betrachtete das ängstliche Kind für einen Moment. Es würde vermutlich nicht viel bringen damit zu argumentieren, dass die JSSDF-Soldaten sich zurückzogen hatten und nicht länger eine Bedrohung für ihr Leben waren. Ihre Augen wanderten zum Nebenraum, der von teilweise heruntergerissenen Vorhängen verdeckt wurde.

"Wenn du jemanden kommen hörst, kannst du dich dahinter verstecken", riet sie, in vollem Wissen, dass das so gut wie keinen Schutz bieten würde, falls ihr wirklich jemand etwas antun wollte. Doch Aki akzeptierte mit einem Nicken, bevor sie sich auf der Matratze hinlegte, ihren Kopf auf das gerade geholte Kissen legend.

Als sie sah, wie ihre Augen sich schlossen, wandte sich Rei zu gehen. Doch sie kam nicht sehr weit. "Rei? Kannst du... hier bleiben, bis ich eingeschlafen bin?"

Sie antwortete nicht. Sie kam einfach zurück und setzte sich auf das Bett, wo sie dann noch weitere zehn Minuten verweilte.


*********


Während sie durch die verlassene Stadt wanderte, suchte Rei in Gedanken immer noch nach einer Erklärung für den Schluss, zu dem sie gekommen war. Sie wusste immer noch nicht wie es möglich war, aber sie wusste, dass es so sein musste. Die Herkunft der Mutter. Das Wissen des Vaters und seine wohlbekannten Worte. Und am meisten von allen die Vertrautheit, die sie bei dem Mädchen fühlte.

Die letzten Zweifel hatten zu bröckeln begonnen, als Aki die feindliche EVA-Serie erkannt hatte und waren völlig verschwunden, als sie die Stimme ihrer Mutter erkannt hatte.

Obwohl sie keine logische Erklärung finden konnte, obwohl sie nicht wusste wie, kannte sie die Identität von Akis Eltern.

Als sie den Zugang zu den Tiefen der Geofront erreichte, traf sie auf eine einsame Wache, die, sichtlich mitgenommen, einen heimgesuchten Blick im Gesicht, an dem zerstörten Eingang stand. Das Gewehr in seiner Hand wurde alles andere als ruhig gehalten. Die JSSDF hatte anscheinend einen kleinen Sprengkopf oder mehrere Sprengladungen verwendet, um sich Einlass zu verschaffen, denn nur noch einige Trümmer und rußgeschwärzte Wände erinnerten an die schweren Tore. Das und nach so einem Angriff der einzige Mann an dieser Position zu sein, die eigentlich von dreien hätte gesichert werden sollen, war genug, um die blasse Wache schon durch das Geräusch ihrer Schritte mehr als nervös zu machen.

"Halt! Wer...?" Er senkte seine Waffe, als er ihre hervortretenden Merkmale erkannte. "Pilot Ayanami?"

Sie verschwendete keine Zeit mit unnötigen Begrüßungen. "Wo kann ich die Piloten Ikari und Soryu finden?"




********************************




Shinji hatte erstaunlich viel Glück gehabt und konnte die Krankenstation recht schnell wieder verlassen. Er hatte die Mädchen beinahe eingeholt, als sie den Apartmentkomplex erreichten, aber sie waren gerade hineingegangen, als er nach ihnen rufen wollte. Ihnen hinterher eilend, rannte er die Treppen hinauf, bevor er schwer atmend vor der demolierten Tür von Apartment 402 zum Stehen kam. Er hoffte, dass Rei mit ihrer wichtigen Ankündigung gewartet hatte.

Doch als er die Tür öffnete und eintrat, wusste er sofort, dass er alles verpasst hatte.

Er konnte sich keinen Zentimeter bewegen, während sein Verstand versuchte zu verarbeiten, ob die Szene vor ihm tatsächlich die Realität war, oder ob er noch immer im Bett in der Krankenstation lag und einen unmöglichen Traum träumte. Leises Schluchzen hallte durch die Luft, von der Stelle an der Asuka auf dem Boden kniete, ihr unverletzter Arm fest um ein kleines braunhaariges Mädchen geschlungen, dass die Umarmung erwiderte.

Sein kleines braunhaariges Mädchen.

"Du bist verletzt", sagte die Stimme, von der er sich für so viele Monate gesehnt hatte, sie zu hören, als Aki die Bandagen um die Schulter ihrer Mutter bemerkte, doch Asuka schüttelte schnell mit dem Kopf.

"Es ist nicht so schlimm. Nicht mehr", sagte sie leise, vermutlich nicht ganz die Wahrheit sagend. Sie musste es noch immer spürend, aber er konnte sich leicht vorstellen, dass das Gefühl ihre Tochter wieder in den Armen zu halten, den Schmerz in den Hintergrund drängte.

"Wo warst du? Und warum siehst du so komisch aus? Deine Haare... sie sind so lang."

"Das ist eine lange Geschichte", antwortete Asuka, halb schluchzend, halb lachend. "I-ich lass mir die Haare schneiden, sobald wir Zuhause sind, okay?"

Aber Aki schüttelte den Kopf. "Sieht gut aus", sagte sie, sich ein Stück zurückbeugend, um ihre Mutter betrachten zu können. "Bist du traurig?"

"Nein", lachte Asuka. "Nein, überhaupt nicht."

"Aber du weinst...?"

Asuka legte eine Hand auf die Wange ihrer Tochter, sie zweimal streichelnd, als wollte sie sicher gehen, dass Aki auch wirklich da war. "Lächele, wenn du glücklich bist. Weine, wenn du traurig bist", wiederholte sie ihr altes Versprechen. "Und tue beides, wenn du glücklicher bist, als jemals zuvor."

Das Mädchen schien nicht so ganz zu verstehen, nickte aber dennoch. Sein Mädchen...

"Aki...", schaffte er es endlich zu hauchen, die Aufmerksamkeit auf sich lenkend.

"Papa?", sagte sie erstaunt, ihn für einen Moment anstarrend, bevor sie sich von ihrer Mutter trennte und lachend auf ihn zu rannte, ihre Arme ausstreckend als Aufforderung sie hochzuheben.

Er hätte es auch so getan.

Sie kreischte, als er sie hochzog und sie fest in die Arme nahm. Dieser kleine warme Körper an seinem, dieser süße Geruch, der in seine Nase stieg; er hatte es nicht vergessen, aber es hatte sich noch nie so intensiv angefühlt. Er wollte sie nie wieder loslassen.

Aki schien jedoch andere Pläne zu haben, als sie sich ein Stückweit von ihm trennte. "Du siehst auch komisch aus!"

"Und du... du siehst genauso aus, wie der kleine Engel, an den ich mich erinnere", brachte Shinji heraus, die Albernheit seiner Worte ein verlegenes Kichern bei dem Mädchen in seien Armen auslösend. Seine Augen trafen sich kurz mit denen seiner Ehefrau, die sie zufrieden ansah, während sie sich zögerlich vom Boden erhob. "Wie bist du nur hierhergekommen?"

Die Frage war eher an ihn selbst gerichtet, aber natürlich entschied Aki sich sie dennoch zu beantworten, auf die sehr enthusiastische Art und Weise einer Dreijährigen. "Ich weiß nicht, ich bin aufgewacht und alle meine Spielzeuge waren weg, sogar Kiko und meine Bilder auch und du und Mama waren nicht da, aber diese gruselige Frau, die eigentlich gar nicht so gruselig war, weil sie mir Kekse gegeben hat, aber zu der Zeit habe ich gedacht, dass sie gruselig ist, also bin ich weggelaufen und alles war so merkwürdig und laut draußen und so viele Leute! Ich hatte ganz doll Angst, aber dann habe ich Rei getroffen und wir sind zu einer Behöde gegangen, die einen lustigen Anzug getragen hat und wir haben neue Wachsmaler geholt, aber man wollte sie uns nicht einfach geben, denn sie wollten ein Stück Papier dafür haben, haben das aber nicht einfach gesagt!" Sie deutete auf die Wand. "Mit den Wachsmalern haben wir all diese Bilder gemalt! Magst du sie?"

"Ja", lachte Shinji, sein lebhaftes Kind wieder an sich drückend. Er hatte im besten Fall die Hälfte der Geschichte verstanden, aber das war egal. Es fühlte sich so gut an, sie wieder in den Armen halten zu können, nach all der Zeit, in der er gefürchtet hatte, das niemals wieder tun zu können. Er würde allem zuhören, was sie ihm sagen wollte, jedes Bild wäre ein Meisterwerk, einer Ausstellung wert, egal wie einfach und krude es für andere aussehen würde. "Sie sind großartig."

"Nicht wahr? Wir sind dann nach Hause gegangen und die Frau war immer noch da, aber mit Rei hatte ich keine Angst und dann hat die Frau mir Kekse gegeben. Sie haben gut geschmeckt." Sie wurde ein bisschen leiser. "Aber... aber ihr wart trotzdem nicht da. Also... also sind wir hierher gekommen. Oh, aber vorher haben wir Ramen gegessen! Wusstest du, dass die da Fleisch haben?"

"Wirklich?" Er tat so, als wäre er verblüfft.

"Yeah! Und dann sind wir hergekommen und haben Bilder gemalt und sie an die Wand gehängt, damit es nicht mehr so traurig aussieht! Und dann haben wir uns schlafen gelegt, aber Rei ist aufgewacht und ich auch und sie hat gesagt, dass wir vor den bösen Männern weglaufen müssten und wir sind in einem riiieeesigen Auto gefahren! Es war so groß, dass ich nicht einmal sehen konnte, wer es gefahren hat! Und dann sind wir einen laaaangen, langen Weg durch den Wald gelaufen, bis mir die Füße wehgetan haben und Rei hat gesagt ich brauche Schuhe, aber die mag ich nicht! Und wir haben riesige Rüstungen gesehen, genau wie in deinen Geschichten und sie haben viel Lärm gemacht. Dann haben uns die bösen Männer gefunden und ich hatte ganz doll Angst, aber Rei und Herr Kaji haben sie vertrieben! Und dann sind wir hierher zurückgefahren und ich habe Mama in dem Auto gehört und Rei hat alles wehgetan und später nochmal, aber dann ging es ihr wieder gut und ich
sollte hier schlafen, während sie weg war, aber ich hatte immer noch Angst, dass die bösen Männer wiederkommen würden, also bin ich gleich wieder aufgewacht und dann waren da diese Geräusche, also habe ich mich versteckt, aber dann habe ich gesehen, dass es Mama war, auch wenn ich erst nicht ganz sicher war, ob sie es ist, weil sie jetzt komisch aussieht!"

"Mann...", keuchte er, versuchend sich nicht zu viele Sorgen über die eher beunruhigenden Teile der Geschichte zu machen. Immerhin hatte sie es geschafft, bei der ganzen Sache unverletzt zu bleiben. "Hört sich an, als hättest du einen sehr aufregenden... Tag... gehabt..."

Aki nickte, aber ihre Aufregung klang scheinbar schon wieder ab und der Schlafmangel forderte noch immer seinen Tribut von ihr, als er bemerkte, wie sie sich die Augen rieb. "Ich hatte viel Spaß mit Rei!"

"Rei?", fragte er und plötzlichen waren alle Augen auf den blauhaarigen Teenager gerichtet. Bis dahin hatte sie sich im Hintergrund gehalten, schweigend die Wiedervereinigung der Familie beobachtend, ohne sie zu unterbrechen. Nun schien sie unter der plötzlichen Aufmerksamkeit immer kleiner zu werden.

"Rei", wiederholte Asuka dankbar, die wenigen Schritte zu ihr gehend, bevor sie das blauhaarige Mädchen überraschte und sie fest umarmte. "Vielen Dank..."

Verblüfft von dem scheinbar untypischen Verhalten des Rotschopfes, brauchte Rei eine Weile um reagieren zu können, bis sie – zögerlich – die Umarmung erwiderte. "Gern... geschehen..."


*********


Es war fast als hätte die Zeit wieder einen Sprung zurück – oder nach vorne – gemacht. Eine Familie, endlich wieder vereint, wanderte durch die verlassene Stadt. Natürlich waren die Zerstörungen nicht annähernd so stark. Und die beiden Eltern, deren Lächeln einfach nicht verschwinden wollte, waren körperlich wieder lediglich vierzehn Jahre alt.

"Sie ist schwerer, als in meiner Erinnerung", sagte Shinji irgendwann. Aki ritt auf seinen Schultern, ihre Arme instinktiv um seinen Kopf gewickelt, während ihr Körper im Schlaf daran ruhte, der sie letztendlich übermannt hatte. Selbst die Aussicht darauf, dass Kiko auf sie wartete, konnte sie nicht wach halten.

"Baka", tadelte Asuka ihn gespielt. "Mein Mädchen ist nicht schwerer geworden. Du bist einfach nur schwächer."

"Ja, mag wohl sein", kicherte er, vorsichtig darauf achtend, dass Aki nicht herunterrutschte. "Ich habe wohl nicht mehr wirklich den Körper eines hart arbeitenden Farmers."

"Tja, du hättest mal ein bisschen Trainieren sollen", stellte Asuka streng fest. Aber das Schauspiel fiel schnell in sich zusammen, als sie ihre schlafende Tochter betrachtete. Tränen der Freude drohten sich erneut zu bilden, als sie mit ihrem guten Arm sanft über den Rücken ihres Kindes strich, immer noch den Kontakt brauchend, um sich zu versichern, dass dies kein Traum war. "Sie ist zurück, Shinji. Sie ist wirklich wieder bei uns."

"Und für sie war es nur ein einziger Tag", grübelte Shinji, den Kopf schüttelnd, als sie ihr Apartmentgebäude betraten. "Warum ist sie nicht gleich mit uns zurückgekommen? Kaworu hat etwas von einer 'unerwarteten Freude' gesagt und dass sie noch größer wäre, als eine erwartete. Da hatte er nicht ganz unrecht", grinste Shinji, das Gefühl genießend, wie der Körper seiner Tochter auf ihm lastete, ihre Wärme, ihr Gewicht, die kleinen Finger in seinen Haaren, selbst das kleine Rinnsal aus Sabber, das seinen Hinterkopf hinunterlief, "aber ich kann nicht glauben, dass es nur der Überraschung wegen gewesen sein soll. War es, weil wir in dieser Zeit bereits einen Körper hatten, während ihrer mit zurückgebracht werden musste? Oder war es ihr nicht erlaubt hier zu sein, bevor wir sichergestellt haben, dass wir Erfolg haben? Aber falls das so sein sollte, warum ist sie dann schon nach Kaworus Tot zurückgekehrt und nicht erst nach heute?"

"Ich sag dir was Shinji", ein weites Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während sie die Treppen hinaufstiegen. "Das ist mir scheißegal. Sie ist wieder da und das ist alles, was für mich zählt."

Er konnte nicht anders, als ihr zuzustimmen, blieb aber dennoch leise für den Rest ihres Weges. Doch gerade als sie die Schwelle zu ihrer Wohnung übertreten hatten, war ein leises Murmeln von dem schlafenden Kinde zu vernehmen.

"Bin Zuhause..."


*********


Rei sah sich um, ein merkwürdiges Gefühl drohte sie zu überwältigen. Die Verwüstung machte ihr nicht wirklich etwas aus; sie hatte sich sowieso nie wirklich um die Wohnung gekümmert. Sie hatte für viele Jahre ganz allein hier gelebt und Einsamkeit war für sie nichts Unbekanntes. Aber irgendwie schien das Apartment leerer zu sein, als jemals zuvor.

So... leise.

Es war ein gutes Gefühl gewesen, vielleicht sogar jedes bisherige übertreffend, das Glück in den Gesichtern der wiedervereinten Familie zu beobachten. Es hatte sich gut angefühlt, eine solche Dankbarkeit zu empfangen, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob sie den Dank für etwas verdient hatte, das eher ein Zufall sein schien.

Aber nun, da sie weg waren, nachdem sie eine solche Wärme erlebt hatte, fühlte sie sich wieder kalt, trotz der Sonnenstrahlen, die durch die Fenster fielen. Ihre Abreise hatte etwas von ihr genommen und eine Leere hinterlassen, von der sie sich sehnte, sie wieder füllen zu können. Sie hatte gedacht, dass Einsamkeit nichts Unbekanntes für sie wäre...

Doch sie fühlte sich so viel schlimmer an, jetzt, wo sie wusste, was sie wirklich verpasst hatte.


Als sie einen Schritt zur Seite machte, streifte sie etwas mit dem Fuß. Den Blick nach unten richtend, sah sie ein Stück Papier. Neugierig bückte sie sich, um es aufzuheben. Und als sie es ansah, schienen ihre Sorgen plötzlich nicht mehr so groß zu sein.

Vorsichtig platzierte sie es an der freien Stelle an der Wand und stellte sicher, dass die Pflaster wieder klebten. Das an der unteren linken Ecke wollte jedoch nicht, egal wie oft sie mit der Hand darüber strich, also holte sie ein neues und ersetzte es. Ihre Arbeit vollendet, machte sie einen Schritt zurück, ihr Blick wanderte von Bild zu Bild.

Die meisten davon zeigten Mitglieder der gleichen Familie, eine Frau mit roten Haaren, einen Mann mit dunkelbraunen und ein Kind, ein kleines Mädchen. Einige zeigten sie zusammen, auf anderen war nur jeweils einer oder zwei von ihnen. Und da war das, das Rei von Aki gezeichnet hatte.

Schließlich ging Reis Blick zurück auf das Bild in der Mitte. Das, welches sie gerade wieder aufgehängt hatte. Die kleine Gestalt des Mädchens stand dort neben der mit den blauen Haaren, die Striche, die ihre Arme darstellten, miteinander verbunden. Sie alle lächelten Rei entgegen.

Und Rei erwiderte das Lächeln.



****************



Als sie ihr Apartment betrat, fühlte Misato sich wie erschlagen. Das Adrenalin, das sie den Tag über am Laufen gehalten hatte, war schon lange verbraucht, ersetzt durch reine Befriedigung, doch auch die Freude Kaji wiedergesehen zu haben, schien in den Schatten zu rücken, im Vergleich dazu bald eine Dusche zu sehen.

Sie atmete tief durch, als die Tür sich öffnete. Es war endlich vorbei. Sicher, es würde noch ein Haufen Papierkram auf sie zukommen, eine Menge Entscheidungen waren noch zu treffen, viele Fragen gab es noch zu beantworten.

Aber die Kämpfe waren vorbei. Hoffentlich ein für alle mal.

Die Schuhe von ihren schmerzenden Füßen strampelnd, sich nicht die Mühe machend, sie ordentlich an die Seite zu stellen, ging sie hinein. Sie bemerkte Shinji, der vor seinem Zimmer stand, erst, als sie schon fast mit ihm zusammengestoßen war.

"Shinji!" Die Müdigkeit schien auf der Stelle verschwunden zu sein als, wie aus einem Reflex heraus, ihre Arme sich um den genauso überraschten Jungen wickelten.

"Mi-Misato...", flüsterte er. "Schön dich zu sehen, aber..."

"Misato!", zischte Asuka genauso leise wie er, ihm ins Wort fallend, als sie um die Ecke kam, da sie die laute Begrüßung scheinbar gehört hatte. "Schhh! Sei..."

Doch ihr Vormund hörte ihnen nicht wirklich zu und überraschte stattdessen den Rotschopf, als sie ihn mit in die feste Umarmung zog.

"Oh Gott, es tut so gut euch zu sehen!", kreischte Misato entzückt. "Wo wart ihr beide? Als ich zur Krankenstation gekommen bin, wart ihr bereits weg."

"Ich frage mich, was dich so lange aufgehalten hat", murmelte Asuka, während sie sich gegen die ungestüme Umarmung wehrte und Misato zum erröten brachte, durch die Erinnerung an ihr "emotionales" Wiedersehen mit Kaji. "Aber sei endlich still!"

"Still? Warum...?" Misato lockerte die Umarmung, zuerst Asuka und dann Shinji mit fragendem Blick ansehend. Doch stattdessen wuchs ihre Überraschung, als sie den Stift in Shinjis Hand bemerkte und sich schwach daran erinnerte, gesehen zu haben, wie er ihn an der Tür benutzte, bevor sie ihn beinahe umgelaufen hatte. Und gerade als ihr Blick in Richtung Tür wanderte, um zu sehen, was er gemacht hatte, konnte sie gerade noch sehen, dass sein Name auf dem herzförmigen Schild durchgestrichen war, das sie einst aufgehängt hatte und ihn durch etwas anderes ersetzt hatte. Aber was das war, konnte sie nicht mehr lesen, da die Tür sich plötzlich zur Seite bewegte.

"Mama...?", rief eine leise, müde Stimme aus und Misatos Arme entließen nun endlich ihre Schutzbefohlenen, schlaff an ihre Seiten fallend, genauso wie ihr Unterkiefer überrascht nach unten klappte, auf den Anblick des kleinen, braunhaarigen Mädchens hin, das dort im Türrahmen stand, mit der einen Hand schläfrig seine Augen reibend, mit der anderen eine rothaarige Puppe umklammernd.

Asuka zögerte keine Sekunde, bevor sie sich hinkniete und sanft über den Rücken des Mädchens streichelte. "Hey Schätzchen. Haben wir dich aufgeweckt?", fragte sie mit einer Fürsorge, die Misato noch niemals von bei ihr erlebt hatte. Nach einem antwortenden Nicken, nahm sie das Kind noch fester in den Arm und wiegte es leicht hin und her. "Oh, das mir leid. Hast du wenigstens gut geschlafen?"

"Um-hm...", kam die immer noch zaghafte Antwort.

Misatos verwirrter Verstand war kaum in der Lage die Worte zu finden, als sie Shinji auf der Suche nach einer Erklärung ansah. "Ist... ist das...?"

"Ja", sagte er einfach nur, obwohl sein Lächeln, mit Abstand das breiteste, das sie je von ihm gesehen hatte, schon Antwort genug gewesen wäre.

"Misato Katsuragi?", fragte Asuka übertrieben förmlich, langsam aufstehend, eine Hand immer noch auf dem Rücken ihrer Tochter, als sie zur Seite trat und den Weg zwischen den beiden Fremden freigab, woraufhin sich die neugierigen Augen der ältesten die der jüngsten trafen. "Darf ich vorstellen? Aki Ikari!"






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Eine unbekannte Zimmerdecke.

Nur langsam wurde er sich seiner Umgebung bewusst. Er musste feststellen, dass er sich weder bewegen, noch reden konnte; und er hatte überhaupt kein Gefühl in seinem rechten Arm. Aber er war noch am Leben...

Also war es ihm nicht einmal erlaubt, sie auf diese Weise wiederzusehen? Vielleicht verdiente er es wirklich nicht...

Das Geräusch einer sich öffnenden Tür ließ ihn die Ohren spitzen, doch er konnte nicht einmal den Kopf drehen, um zu sehen, wer sein Zimmer betreten hatte.

"Willst du das wirklich tun?"

Die Stimme war vertraut. Ja, es war... dieses Mädchen...

"Ich habe lange genug damit gewartet. Ich kann es nicht ewig vor mir herschieben." Das war der Junge, sein Sohn. "Und es ist ja nicht so, dass Misato noch jemanden braucht, der ihr die Hand hält."

"Wer ist das?" Dies war eine Stimme, die er nicht kannte. Sehr hoch, wie von einem kleinen Kind.

"Das ist mein Vater", sagte Shinji, "Dein Großvater."

Großvater? Konnte es schon so lange gewesen sein?

"Schläft er?" Erneut die junge Stimme. "Es ist noch nicht Schlafenszeit. Warum wachst du ihn nicht auf?"

"Er... er wird nicht aufwachen...", sagte Shinji, fast bedauernd klingend.

"Liegt er darum da? Ist er krank?"

"Nein, er... er wurde ziemlich schlimm verletzt."

Das Gesicht eines braunhaarigen Mädchens füllte plötzlich sein Sichtfeld aus und sah ihn neugierig an.

"Wie kann er mit offenen Augen schlafen?", fragte sie.

Shinji kam nun so nahe, dass er ihn ebenfalls sehen konnte. Ohne seine Brille konnte er es nicht mit Sicherheit sagen, aber der Junge sah eigentlich nicht viel älter aus, als er seine Hand auf die Schulter des Mädchens legte. "Aki... Es ist nicht so, als wenn wir für ein paar Stunden schlafen. Er schläft für eine lange Zeit."

Aki? Dieser Name...? Dies war Aki? Nach allem...?

"Aber er sieht so nicht fröhlich aus", schmollte sie, zu ihrem Vater aufsehend. "Wir sollten ihn aufwecken!"

Shinji lächelte sie an. "Ich sagte doch, er wird nicht aufwachen. Die Ärzte sagen, dass sie nicht wissen, ob er das jemals tun wird."

"Niemals?", fragte sie erneut und der Junge schüttelte den Kopf. Die blauen Augen des Mädchens zeigten ernsthafte Besorgnis, als sie sich ihm wieder zuwandten. "Das wäre aber traurig." Ein erneuter Blick zu ihrem Vater. "Sind sie sicher?"

"Ich fürchte das sind sie."

Sie schien einen Moment darüber nachzudenken, bevor sie... strahlend lächelte. "Ich weiß! Es ist wie im Märchen! Wenn ich ihm einen Kuss gebe, wird er sicher aufwachen!"

Ihr Vater wollte sie scheinbar aufhalten und genau das hätte er selbst auch getan, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, aber Aki war schneller. Ihr kleiner Mund traf direkt auf seinen, in einem kurzen Küsschen. "Bist du jetzt wach?"

Da war ein zurückhaltendes Kichern von Shinji und auch von dem Mädchen, Asuka, außerhalb seines Blickfeldes. "Aki", rief sie, um die Aufmerksamkeit des leicht enttäuschten Kindes auf sich zu ziehen, "komm, warum lassen wir Papa sich nicht mit Opa unterhalten und sehen mal nach Tante Misato?"

Aki sah ihn noch einmal an. "Bis dann Opa!", sagte sie, bevor sie aus seinem Gesichtsfeld verschwand. Kurz darauf öffnete und schloss sich die Tür wieder.

Wie konnte das sein? Es hatte nur für den Bruchteil einer Sekunde angedauert, aber er konnte die Berührung noch immer spüren. Sie war gegangen, aber er konnte noch immer dieses Lächeln sehen.

Wie konnte das sein? So etwas war nicht mehr passiert seit... ihr...

Das Geräusch von kreischendem Metall, das über den Boden kratzte, unterbrach seine Gedanken.

"Das muss merkwürdig für dich sein", sprach Shinji, scheinbar auf einem Stuhl sitzend, den er irgendwo neben sein Bett gezogen hatte. "Sie kennt dich nicht einmal und trotzdem liebt sie dich, nur weil du der Vater ihres Vaters bist. Das ist etwas, was du nie verstanden hast; dass jemand dich lieben könnte, ohne einen besseren Grund zu haben, als dass er von deinem Blut ist. Wer weiß schon, ob sie es immer noch täte, wenn sie dich kennen würde...", murmelte er leise zu sich selbst.

"Andererseits ist es hart sich vorzustellen, dass sie irgendjemanden nicht mögen könnte. Es ist irgendwie komisch, dass jemand der im Grunde völlig allein gelebt hat, für den größten Teil seines Lebens niemand bis auf seine Eltern gekannt hat, sich so schnell anpassen konnte und sich anderen geöffnet hat. Und das als ein Kind von zwei Leuten, die schon immer so viele Probleme genau damit gehabt haben. In ihrer ersten Woche im Kindergarten, hat sie mehr Freunde gefunden, als ich in meinem ganzen Leben." Er lachte leise, sein Stolz in seiner Stimme hörbar.

"Du magst dich fragen, warum du noch am Leben bist. Eigentlich tut das jeder. Die Ärzte haben versucht es zu erklären, aber obwohl ich seit mehreren Jahren Medizin studiere, habe ich es kaum verstanden. Zugegeben, Neurologie war nicht Teil meines Lernstoffes. Aber scheinbar hast du die Waffe in letzter Sekunde verrissen, vielleicht durch eine Erschütterung, oder auch weil du Zweifel bekommen hast, als du schon dabei warst den Abzug zu ziehen.

"Allerdings wärst du trotzdem gestorben, wenn Ritsuko dich nicht gefunden und dir geholfen hätte. Zuerst hat sie immer gesagt, dass sie selbst nicht weiß, warum sie es getan hat. Später ist sie dann umgeschwenkt auf 'In diesem Zustand zu leben, ist eine schlimmere Strafe als der Tod'. Sie besucht dich trotzdem noch recht häufig. Ich weiß nicht wirklich, was ich davon halten soll – niemand von uns tut das. Vielleicht nicht mal sie selbst."

Akagi... Ritsuko... hat...?

"Wo wir bei Besuchen sind... Du fragst dich vielleicht, warum ich mit den anderen gekommen bin und hier trotzdem alleine mit dir sitze. Naja, um ehrlich zu sein, bist du nicht der Hauptgrund für den Krankenhausbesuch. Misato ist... tja, es sieht so aus, als würde Aki bald einen kleinen Spielgefährten haben." Shinji lachte erneut. "Überraschenderweise hat Kaji ihr sofort einen Antrag gemacht, aber sie hat abgelehnt. Ich glaube sie will ihn aus Rache einfach noch eine Weile zappeln lassen, aber irgendwie bezweifle ich, dass sie das länger als ein paar Monate aushalten wird.

"Andererseits werden Asuka und ich bald nochmal heiraten. In drei Wochen, um genau zu sein. Ich hätte gedacht, dass es länger dauern würde, eine Lizenz zu bekommen, wenn man unser körperliches Alter bedenkt, aber ich glaube Misato hat in der Sache ihre Beziehungen ein wenig spielen lassen. Ich schätze, ich sollte etwas sagen wie 'Ich wünschte du könntest auch dort sein', aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich aufrichtig wäre", seufzte er.

"Ich glaube du fragst dich auch, was mir Rei ist. Sie hat dich noch nicht besucht, oder? Du solltest sie mal sehen, es ist, als wäre sie ein anderer Mensch. Okay, das ist vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber trotzdem... Wusstest du, dass sie ein Talent fürs Malen hat? Ich glaube nicht; sie hat angefangen, nachdem sie Aki kennengelernt hat. Aber ernsthaft, ihre Bilder sind unglaublich gut. Ich habe sogar mal einen Brief von einer Galerie in ihrem Apartment gesehen, als wir sie besucht haben, aber sie wollte mir nichts darüber sagen.

"Aki und sie sind so ziemlich unzertrennlich, wenn sie zusammen sind. Es ist faszinierend sie zusammen zu sehen – ich würde sogar fast sagen 'niedlich'. Erst letzte Woche waren wir mit ihnen zum ersten Mal auf dem Rummelplatz und sie hatten beide genau denselben ehrfürchtigen Blick im Gesicht, als sie das Riesenrad gesehen haben."

Dann verebbte sein Kichern. "Es gab einige Diskussionen darüber, ob wir wegziehen müssten; eine neue Identität bekommen, um sicher zu gehen, dass wir in Frieden leben können. Natürlich wäre es sicherer, ich meine, wir alle wissen, dass die religiösen Fanatiker da draußen oder auch unglückliche Anhänger von SEELE uns nicht freundlich grüßen werden, falls wir ihnen auf der Straße begegnen sollten. Es würde uns außerdem die Gelegenheit geben unser Alter ein wenig anzupassen und eine 'offizielle' Geburtsurkunde für Aki zu bekommen, da wir auf diese Weise einer Menge unangenehmer Fragen und Formalitäten wegen unserer ungewöhnlichen Familienverhältnisse aus dem Weg gehen könnten. Immerhin haben uns selbst ein paar der Leute, die uns kennen, nicht abgekauft, dass sie wirklich unsere Tochter ist, bis sie das Ergebnis der DNS-Untersuchung gesehen haben.

"Aber Asuka will davon nichts hören und wie ich zugeben muss, ich auch nicht. Es ist nicht nur der Verlust und das Leugnen unserer Namen und Vergangenheit. Aki hat sich gerade an das Leben hier gewöhnt und es würde ihr alles andere als gut tun, sie wieder aus einer anderen Welt herauszureißen und weg von ihren neugefundenen Freunden. Und SEELE sollte sowieso für eine Weile keine wirkliche Bedrohung sein.

"Den Vorsitzenden Kiel hat man tot aufgefunden, scheinbar hatte er eine Herzattacke, um die Zeit ihres Angriffes herum. Man vermutet, dass der Stress zu viel war, als seine Implantate hätten ausgleichen können. Und die anderen... Naja, Kaji hat irgendwie 'vergessen' seinen Computer-Wurm zu entschärfen und für eine Menge Aufruhr in der Weltpolitik gesorgt. Eines der genannten SEELE-Mitglieder hat Selbstmord begangen, nachdem die Neuigkeiten öffentlich wurden, ein anderer hat es versucht, wurde aber rechtzeitig gefunden. Die restlichen leugnen entweder ihre Rolle in der Organisation, oder versuchen den anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, um am Ende besser wegzukommen. Sie sollten also mehr damit beschäftigt sein, sich gegenseitig die Köpfe abzureißen, als uns nachzustellen.

"Ein anderer Grund, aus dem wir gerne bleiben würden, ist, dass die Yamaderas uns angeboten haben, unser altes Haus zurückzukaufen, da sie sich entschieden haben, bei ihrem Sohn in Tokyo-2 zu bleiben und glücklich wären, wenn wir es übernehmen würden. Wir haben uns seit Akis kleinem Abenteuer recht häufig mit ihnen getroffen, weißt du? Merkwürdigerweise gehörten sie zu den wenigen, die uns auf der Stelle geglaubt haben, als wir uns als ihre Eltern vorgestellt haben. Wir müssen noch zusehen, wie wir den finanziellen Teil handhaben werden, aber der Gedanke daran, nach Hause zu gehen, ist mehr als verlockend, besonders bei unseren momentanen Lebensbedingungen. Wir wollen nicht, dass Aki noch länger in meinem kleinen fensterlosen Zimmer wohnt und Kaji und Misato werden bald selbst mehr Platz brauchen."

Shinji atmete nach all dem Reden tief durch und machte eine lange Pause, bevor er fortfuhr. "Weißt... weißt du, da ist etwas anderes, das ich dir gestehen wollte", murmelte er leise. "Vielleicht... vielleicht kann ich dich jetzt ein bisschen besser verstehen. Als ich dachte, dass ich alles verloren hätte, war ich fast dazu bereit deinem Pfad zu folgen. Es war nur für einen kurzen Moment, aber es wäre ein fataler gewesen. Weil ich dann wirklich alles verloren hätte. Vielleicht war das das einzige, was du niemals wirklich verstanden hast..."

Die Tür öffnete sich wieder und beendete Shinjis Monolog. Der Rotschopf kam in sein Sichtfeld, ihr Kind tragend, das sich an ihrem Shirt festhielt. "Hey, bist du hier fertig?", fragte Asuka leise. "Misatos Untersuchung ist schon vorbei."

Shinji sah noch einmal zu ihm herüber, bevor er sich langsam aus dem Stuhl erhob. "Ja, ich glaube schon", antwortete er, als er sich mit den beiden traf. Aki grinste ihren Vater breit an, sofort mit einer Hand nach seiner Kleidung greifend, in dem Versuch zu ihm herüber zu klettern, worin er sie unterstützte, indem er sie aus Asukas Armen nahm. "Hey mein kleiner Engel. Hattest du Spaß?"

Das Lächeln des Kindes verwandelte sich in ein Schmollen. "Sie haben mich nicht mit den Püppchen spielen lassen."

"Sie meint die Modelle eines Fötus in verschiedenen Stadien", erklärte Asuka halb stöhnend, halb amüsiert, das Haar ihrer Tochter zerzausend, was dazu führte, das Schmollen in seinen vorherigen Zustand zurück zu verwandeln. Sich zu ihm hin beugend, gab sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Also, wie geht es ihm?"

"Oh, er..."

Doch Gendo konnte der Unterhaltung nicht länger folgen. Das leise Gespräch rückte langsam in den Hintergrund und der Schleier vor seinen Augen schien dichter zu werden, wodurch das Bild dieser Familie das letzte, war durch seinen Geist wanderte, bevor der Schlaf ihn wieder einlullte.

Eine Familie...

Ohne es selbst zu merken, lächelte er bei dem Gedanken. Das war es, was er immer gewollt hatte. Er hatte es fast vergessen, bei dem Pfad, den er die letzten zehn Jahre gefolgt war... sie waren einst auch so gewesen. Aber ohne Yui, hatte ein wichtiger Teil gefehlt, den niemand außer ihr ersetzen konnte. Ohne sie, hätten sie unmöglich glücklich sein können.

Nun hatte Shinji all das, was er immer haben wollte. Ein Leben mit Menschen, die ihn bedingungslos liebten. Menschen, mit denen er glücklich sein konnte.

Gendo empfand seinem Sohn gegenüber Neid dafür. Aber vor allem war er – zumindest dies eine Mal – so stolz auf ihn, wie ein Vater nur sein konnte.









A/N: Zähne noch in Ordnung? Insulin Levels im grünen Bereich? Ich weiß, ich weiß, das war ein etwas übertrieben klischeehaftes Ende; alle sind vereint, alle (guten) sind glücklich, die Bösen sind aus dem Weg... aber verklagt mich doch, ich mag Happy Endings. Und es ist ja nicht so, als hätte ich euch nicht vorgewarnt. ;P

War das Kapitel wirklich notwendig? Tja, da fragt ihr den falschen, als Autor würde ich natürlich sagen: Ja. Auch wenn man es von manchen "nur" als einen überlangen Epilog ansehen könnte (obwohl es den eigentlichen Epilog am Ende hat). Aber es wäre nicht wirklich spaßig gewesen, wenn Aki kaum überhaupt mit all den Merkwürdigkeiten, die das "normale" Leben mit sich bringt, konfrontiert worden wäre, oder? Außerdem wollte ich, dass Rei mal wieder eine etwas größere Rolle, außerhalb von "The 16th" bekommt.

Random Notes:

- Ich habe darüber nachgedacht Aki "Hänschen klein" anstelle von "Männlein im Walde" singen zu lassen, da es Wandern als Thema hat. Aber ein Lied über "einen Typen mit einem purpurnem Umhang" war einfach zu verlockend...

- Aki das ganze Kapitel aus ihrem Blickwinkel nochmal erklären zu lassen war vermutlich nicht wirklich notwendig, aber mir hat der Gedanke, sie den Zug als "riesiges Auto" zu beschreiben, einfach zu gut gefallen. :D

- Reis letzte Szene ist eine meiner Lieblingsstellen in der ganzen Geschichte. Da hinzukommen, war allerdings ein ziemliches Problem. Rei hätte mit Sicherheit keine Malutensilien bei sich Zuhause gehabt und es war schon etwas weit hergeholt, Aki mit ihren Kleidern zurückkehren zu lassen (die ganze "sie ist einfach so eingeschlafen"-Sache). Sicher, wie ich schon sagte, wollte ich ein paar Konflikte zwischen ihr und der "normalen" Welt zeigen und sie versuchen zu lassen, einfach aus dem Laden zu gehen, ohne zu wissen, dass sie vorher bezahlen muss, ist ein perfektes Beispiel. Aber alles in allem, haben diese Wachsmaler eine Menge Schaden angerichtet... XD

- Zwei meiner Beta-Leser haben mich darauf hingewiesen, dass nicht ganz klar ist, wie viel Zeit zwischen dem Kennenlernen von Misato und Aki und dem Krankenhaus vergangen ist. Ich selbst dachte eigentlich, dass es offensichtlich ist, dass es nicht nur ein paar Tage waren, aber auch nicht sooo lange ist (die Jahre des Medizinstudiums, von denen Shinji redet, waren natürlich die in der post-TI-Welt). Aber ich wollte das absichtlich unklar lassen, da eine feste Zeit mir nur Probleme mit... ach, lest weiter unten...


Gesamt-A/N:
Tja, das war's. Nach mehr als vier Jahren ist (tatsächlich sogar genau fünf an dem Tag, an dem dies hier veröffentlicht wird (Anmerkung: Das galt natürlich für das Original)) "The 2nd Try", sicherlich für eine ganze Weile meine längste Fanfic, endlich vollendet. Zugegeben, es waren keine sehr konsistenten vier (/fünf) Jahre. Trotzdem, war es ein langer Weg von der Idee für die allererste Szene und der Frage, was dazu geführt haben könnte, dass Asuka und Shinji im Geheimen gegenseitige Zuneigung zeigen.

Obwohl das hier meine bei weitem ambitionierteste Geschichte ist, ist sie mit Sicherheit nicht perfekt. Mehr als einmal scheint eine gewisse, ähm... "Naivität" durch, ob nun zu Anfang, z.B. wie Shinji und Asuka schrecklich schnell mit den traumatischen Erlebnissen des TI fertig werden, ihr neues Heim, das in fast perfektem Zustand ist; oder auch die letzten paar Kapitel, mit dem JA und Kaji, der SEELE auffliegen lässt. Einige Sachen habe ich versucht nachträglich zu verbessern oder zu erklären, andere nicht. Manche würde ich vermutlich nochmal genauso machen, weil es – wie ich in den A/N zu "The 16th" schon sagte – nur Fanfiction ist. Das hier soll einfach nur Spaß machen und nicht in die Top-Liste der Weltliteratur kommen.

Obwohl... Spaß oder nicht, gibt es eine Sache, die mich irgendwie stört. Nämlich, dass ich nur allzu oft Gendo und Misato dazu benutzt habe, um die Geschichte am Laufen zu halten und ich fürchte, dass ich besonders in Gendos Fall mehr als einmal die Charakterisierung verletzt habe.

Nicht jede Idee, die ich hierfür hatte, hat es letztendlich auch in die Geschichte geschafft. In einem verworfenen Handlungsstrang, sollte Asuka kurz vor ihrer Rückkehr schwanger sein, was sie Shinji aber noch nicht gesagt hatte, weil sie ihn überraschten wollte. Der 15th hätte das dann als finalen Schlag gegen sie verwendet, indem er sie sie fragt, wie sie es wagen könne Stärke von Shinji zu schöpfen, wenn sie ihm "Nicht mal von mir erzählt habe?" (In Form einer "anderen" Stimme). Kurz danach (oder davor?), wäre Asuka nochmal schwanger geworden, was am Ende – natürlich – das zweite Kind gewesen wäre, von dem sie angenommen hatte, dass sie es während des Zeitsprungs verloren hat. Aber während die Schwangerschaft eine netter Grund gewesen wäre, Kaworu als Ersatzpiloten herzubringen, wären es ein paar Schwangerschaften zu viel gewesen und hätten Akis Rolle ein wenig geschmälert. Das "es wird niemals wieder sie sein"-Gerede kam ursprünglich
aus der Zeit der zweiten(dritten) Schwangerschaft.

Das Thema "Freundschaft" hätte auch ein bisschen anders angegangen werden können. Ich hatte darüber nachgedacht, ihr einen unsichtbaren Freund zu geben, oder sie Kiko als solchen behandeln zu lassen, sodass sich ihre Eltern darüber sorgen würden. Aber am Ende gefiel es mir besser, sie unwissend zu lassen (auch weil sie hier ihren ersten Freund in Rei findet).

Eine andere, niemals ernsthaft verfolgte, Idee war, dass Asuka und Shinji sich aus irgendeinem Grund nach Akis Geburt trennen und dass erst ihr Verschwinden nach dem Zeitsprung sie wieder zusammenbringt. Wie gesagt, ich hatte niemals wirklich vor das durchzuziehen; es war nur einfach so, dass es mir einfach eingefallen ist, als ich die "Shinji kommt mit ihr von einem Ausflug zurück"-Stellen geschrieben habe. ^_^;

Eine Sache, von der ich zugeben muss, dass ich niemals daran gedacht habe, worauf mich aber mehrere Leser angesprochen haben: Aki selbst den Grund für die Zeitreise sein zu lassen. Ich habe das nie in Betracht gezogen weil a) es immer vorgesehen war, dass sie ein normales Mädchen ist (also keine verrückten Post-Impact-Superkräfte, oder sowas) und b) ihre Unterhaltung mit der roten See in "raise", welche scheinbar viele Leute auf die Idee gebracht hat, dass es ihr Wunsch für das Wohl ihrer Eltern war und nicht andersherum, habe ich erst lange nach dem Flashback in "17th" geschrieben, also war ich wohl irgendwie Blind für diese Möglichkeit. XD

Eine andere Sache, über die sich wohl ein paar Leser Gedanken gemacht haben, waren die Tiere in der Post-TI-Welt; besonders die Stelle mit den Affen in "raise" hat scheinbar mehrere Leute nachdenklich gemacht. Zuerst mal, die kamen nicht aus einem Zoo, Makaken leben tatsächlich in Japan (wie viele den/die Impact/s überlebt hätten, steht auf einem anderen Blatt, aber das Problem hab ich einfach ignoriert, von daher...). Die eigentliche Frage ist aber, warum sie versuchen sollten Aki zu entführen... vielleicht um etwas zu kompensieren...? *hust hust*
Alles in Allem war es niemals als riesen Story-Arc über den Kampf gegen die wilden Kräfte der Natur gedacht. Sicher, ohne die Menschen dort, würden Tiere öfter in die Städte kommen, auch gefährliche Tiere. Aber das ist auch schon alles, was da dran ist: Ich wollte einfach nur zeigen, dass da eine gewisse Bedrohung über der ansonsten so sorgenfreien Post-TI-Welt schwebt, irgendwas, vor dem Aki beschützt werden musste. Nicht mehr und nicht weniger.



Nun möchte ich noch meine Anerkennung für die Geschichten aussprechen, die mich zu der hier inspiriert haben. Nicht notwendigerweise, damit ihr was "neues" zu lesen habt und euch nicht langweilig wird (manche sind vielleicht auch schon unlesbar, im besten Falle, weil die ffn-Filter jetzt auch ältere Geschichten beeinflussen), sondern weil ich denke, dass es einfach fair ist. Ihr könnt euch selbst beglückwünschen, falls ihr ihren Einfluss erkannt haben solltet, mich auslachen, ungläubig den Kopf schütteln oder genervt grunzen, weil ihr das schon wieder seht:
Zu allererst wäre da Strike Fiss mit seinem wohlbekannten "Higher Learning". Ehrlich gesagt sind mir die (offensichtlichen) Parallelen erst später aufgefallen, aber sie verdient diesen Platz schon allein, weil sie mich in die EVA-Fangemeinde gezogen hat.
Zweitens wäre da "Destiny and Time" von Locke1. Viele folgten, seit ich sie gelesen habe, bessere und schlechtere, aber diese Geschichte (oder besser gesagt ihre unvollendete Fortsetzung) war die erste "wahre" Zeitreise-/Zweite-Chanche-Geschichte, die ich gelesen habe, also erwähne ich sie hier.
Ein großer Teil der Hauptidee kam von darksabers "The Sandman Effect", wobei ihr glückliches Post-TI-Leben nichts weiter war, als ein von einem Engel ausgelöster Traum. Obwohl die Story selbst nicht unbedingt eine meiner Lieblingsgeschichten ist, weil sie sich mehr mit Dreiecksbeziehungen und Missverständnissen beschäftigt, mag ich (offensichtlich) die Prämisse. Der Name "Aki" kommt sogar ursprünglich aus dieser Geschichte (wie auch die Idee für den Anfang von "repeat", wo Asuka Shinji anfleht ihr zu sagen, dass es nicht nur ein Traum war).
Und ich glaube ein Nicken in Richtung von Kimigabuchis berühmter RE-TAKE Doujin-Serie sollte auch nicht fehlen. Obwohl sie keinen wirklichen Einfluss auf die Geschichte hatte (das erste Volume kam Jahre nachdem ich mir das hier ausgedacht hatte heraus), hatte sie mit Sicherheit Einfluss auf die ein oder andere Szene.

Außerdem würde ich gerne allen meinen Betalesern danken, auch wenn sie mir oft wohl mehr Probleme bereitet haben, als alles andere :P
Zuerst mal, für dieses Kapitel, Eric Blair, Tarage, LD und William T. Martin. Neben diesen vier: Divine Chaos, Bal'ferrin, Fool's Gold, Nova, Leathal GD Weapon, dan01, Zeroasalimit and dennisud (der eine besondere Erwähnung verdient, weil er mich, nebenbei bemerkt, erst dazu gebracht hat, eine Qualitätskontrolle einzuführen). Dank an euch alle, Leute, auch wenn manche von euch nicht mehr aktiv sind und das hier wohl niemals lesen werden.

Dank geht auch an die Leute, denen diese Geschichte so gefallen hat, dass sie sie für ihre Landsleute übersetz haben/übersetzen: der verdammt schnelle L-Voss (Polnisch), beamknight87 (Spanisch) und Seppuku/Chad/EvilClone(The Breeze)/wer auch immer sonst (Anm. von Jimmy: Moenoel ;) ) an der Deutschen Übersetzung arbeitet, für die ich zu faul bin. :P


Aber der größte Dank geht, natürlich, an all euch Leser da draußen, die die letzten fünf Jahre diese Geschichte verfolgt haben – und ewigen Verzögerungen in Kauf genommen haben.


Tja und das war dann wohl alles. Mehr oder weniger. Ich möchte trotzdem nochmal die Kapitel 6 und 7 überarbeiten. Außerdem möchte ich noch mindestens ein Bild pro Kapitel auf den Seiten haben, auf denen das möglich ist (also evamade und meiner eigenen HP). Und ich denke sogar darüber nach, eine kommentierte Version für meine HP zu machen... aber irgendwie bezweifle ich, dass es genügend Interesse dafür geben würde (ich glaube die meisten haben diesen endlosen Anhang sowieso schon übersprungen. :P)

Und es gibt noch eine andere Sache, die mich auch weiterhin mit dem T2T-Universum verbindet. Also bevor ich Kommentare wie "Fortsetzung bitte!", "ich will mehr Details über das Zeug, worüber Shinji am Ende spricht!" oder "wie hat (...) auf Aki reagiert?" ... tja, ihr solltet vielleicht mal einen Blick auf dies werfen: http://www.informatik.uni-bremen.de/~moenoel/aki/ ;)



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