"Du Bastard! Du weißt gar nichts über sie! Du hast kein Recht über sie zu reden! Ich schwöre, wenn du wagst auch nur ihren Namen noch einmal auszusprechen, werde ich dich umbringen!"

"Mich umbringen? Du scheinst nicht gerade in einer Position zu sein, Todesdrohungen machen zu können. Davon mal abgesehen..." Gelassen rückte er seine Brille zurecht. "Das ist nicht gerade ein mütterliche Art zu reden..."

"Du... ich bring dich um. Ich bring dich um. Ich bring dich um! Ich bring dich um! Ich... argh... bring..."

Als der Körper bewusstlos vor ihm zusammenbrach, fasste Gendo sich unbewusst an den Hals, von dem die gefesselten Hände nur Zentimeter entfernt gewesen waren. Er verbarg die verräterische Bewegung in letzter Sekunde, indem er seine Uniform richtete. Er würde es niemals zugeben, aber da war ein Moment des Schocks gewesen, als sie sich losgerissen hatte und auf seinen Schreibtisch gesprungen war. Vielleicht wäre es besser gewesen, mit dem Jungen anzufangen...




The 2nd try

The Final

Übersetzung: moenoel




Er hatte diese Zellen schon immer gehasst.

Natürlich waren Zellen nicht dafür gemacht, dass ihre Insassen sie mochten, aber in diesem Falle bezweifelte er, dass sie in irgendeinem Land, das sich etwas aus Menschenrechten machte, gesetzlich erlaubt wären.

Nicht dass sich NERV je darum gekümmert hätte.

Der einzige Grund aus dem eine normale Person in einer solchen Zelle, in der es kaum Platz gab, der nicht schon von dem harten Bett und der kalten Toilette in Beschlag genommen wurde, nicht auf der Stelle klaustrophobisch wurde, war die permanente Dunkelheit. Das war vermutlich die schlimmste psychologische Waffe, die dieser Ort aufzubieten hatte; er nahm einem jede Möglichkeit den Fluss der Zeit wahrzunehmen und ließ einem nichts anderes zu tun, als nachzudenken.

Und Shinji hatte viel nachgedacht seit... seit er hierher gebracht worden war. Nachdenken und sich sorgen.

Er hätte damit rechnen sollen. Sie hatten über jeden möglichen Weg nachgedacht zu verändern was passiert war, aber sie hatten eine wichtige Sache unterschätzt: Gendo Ikari war kein Narr und auch nur zu hoffen, dass er einfach darüber hinwegsehen würde, was sie taten, war reines Wunschdenken. Sie waren offensichtlich nicht vorsichtig genug gewesen, um zu verhindern, dass sein Vater etwas herausfindet.

Aber warum musste es gerade jetzt passieren? Sie waren so nahe dran gewesen...

Nicht zu wissen was mit Asuka passiert war, war jedoch das Schlimmste für ihn. Er hatte nicht wirklich erwartet, dass man erlauben würde, dass sie zusammenbleiben oder dass man seine Fragen nach ihr beantworten würde. Doch je länger er es ertragen musste nichts von ihr zu hören, desto mehr machte es ihn wahnsinnig.

Zum bestimmt hundertsten Mal machte er sich eine mentale Notiz, sich erneut für den Monat zu entschuldigen, in dem er ihr Sorgen und Zweifel bereitet hatte.

Wie lange war er bloß schon hier gewesen? Nach allem was er wusste, konnte die JSSDF bereits in das Hauptquartier eingedrungen sein, auf dem Weg zu den Arrestzellen, wo sie beinahe so leichte Beute wären, wie er es sich beim letzten Mal selbst hatte sein lassen. Oder vielleicht waren die gnadenlosen Soldaten bereits dort gewesen und hatten sich nicht um die Zellen geschert, was bedeuten würde, dass niemand übrig war der ihn befreien könnte.

Frustriert trat Shinji gegen die Zellenwand. Zu seiner Überraschung flutete Licht in die Dunkelheit, als die Tür sich im selben Moment öffnete, doch der lächerliche Gedanke, er hätte zufällig einen geheimen "Exit"-Knopf getroffen, wurden auf der Stelle zerstört, als die schattenhaften Gestalten von zwei NERV-Agenten sichtbar wurden.

"Der Commander würde sich gerne mit dir unterhalten."


*********


'Der Commander.'

Shinji fragte sich ob er diesen Mann jemals wieder als etwas anderes sehen würde. Die Art und Weise wie er dort an diesem protzigen Schreibtisch saß, seinen Sohn anstarrte wie einen gewöhnlichen Kriminellen – eigentlich dieselbe Weise, wie er jeden anstarrte. Dass er nicht einmal väterliche Enttäuschung über sein ungehorsames Kind zeigen konnte...

"Sie dürfen gehen", sagte der ältere Ikari zu den beiden Agenten, die Shinji in das Büro gebracht hatten.

"Sind Sie sicher, Sir?", fragte einer von ihnen. "Nachdem...?"

"Muss ich mich erst wiederholen?"

"Nein, Sir!", erwiderten beide mit einem hastigen Salut.

Shinji grinste matt, als er den Schlägertypen dabei zusah, wie sie die Tür hinter sich schlossen. "Du scheinst dich ja heute ziemlich mutig zu fühlen", erlaubte er sich sarkastisch zu kommentieren und rüttelte dabei demonstrativ an den übertriebenen, dreilagigen Handschellen, die noch immer seine Handgelenke fesselten.

Mit all der Frustration, die er während der letzten Stunden angehäuft hatte, machte er sich keine Mühe mehr die Fassade aufrecht zu erhalten. Es machte sowieso keinen Sinn mehr; wie sein altes Ich zu handeln, unsicher und unwissend, würde ihm in dieser Situation nichts bringen. Sein Vater wäre nicht so weit gegangen, ohne einen harten Verdacht und er würde keine Ruhe geben, bis Shinji ihn bestätigen würde. Nun gab es nur noch die Frage, wie viel sein alter Herr tatsächlich wusste.

Der Commander schien sich nicht besonders um seine ungewöhnliche Unverfrorenheit zu kümmern. "Ich ziehe es vor diese Unterhaltung privat zu halten", sagte er gelassen. "Und ich hatte den Eindruck, dass dir das auch lieber wäre. Immerhin warst du bis jetzt sehr vorsichtig, deine Rückkehr in diese Zeit geheim zu halten. Nichtsdestotrotz musste ich ein paar Vorsichtsmaßnahmen treffen."

Shinjis Augen fielen auf die Pistole, die auf dem Schreibtisch neben seinem Vater lag, aber sie bereitete ihm weniger Sorgen, als die vorherige Bestätigung seiner Ängste.

"Das Second", fuhr Gendo fort, "hat recht aufbrausend auf meine Fragen reagiert, besonders als wir über die Kommunikation von euch beiden während des Vorfalls mit dem fünfzehnten Engel sprachen. Wir mussten sie ruhig stellen, nachdem sie versuchte mich anzugreifen, als ich nach dieser... 'Aki'... fragte."

Shinjis Nägel gruben sich in seine bebenden Handflächen. Selten zuvor hatte er solch eine rasende Wut empfunden, wie in diesem Moment für seinen Vater. Das einzige das ihn zurückhielt, war das Wissen, dass der Commander genau das wollte: ihn provozieren. Wenn er Asuka wirklich etwas angetan hatte, würde er dafür später bezahlen.

"Was... was willst du?", presste Shinji zwischen den Zähnen heraus.

"Ich bin mir sicher, dass du dir dessen bewusst bist." Sein Vater nahm sich die Zeit seine Brille zu richten, bevor er fortfuhr. "Ich will Wissen... was passieren wird."

"Was?" Es war nicht so, dass Shinji es nicht verstand. Das Wissen um die Zukunft war vermutlich für jeden eine Verlockung und sogar noch mehr für jemanden mit so entscheidenden Plänen, wie denen des Commanders. Was er aber nicht begreifen konnte, war die Arroganz des Mannes vor ihm.

Der ältere Ikari missinterpretierte sein Zögern jedoch. "Du brauchst nicht den Dummen spielen. Ich weiß, dass du es gesehen hast. Die Unterhaltung mit Soryu hat meine Theorie bereits bestätigt, aber durch ihre mangelnde Kooperation fehlen mir immer noch die Details."

Shinji versuchte seinen Zorn herunterzuschlucken, hatte jedoch wenig Erfolg. "Was lässt dich in dem Glauben, dass ich dir mehr sage als sie? Wirst du mich foltern? Oder sie vor meinen Augen noch mehr verletzen?"

Doch die darauf folgenden Worte des Commanders trafen ihn härter, als alles davon es hätte können. "Du bist...", sprach er beinahe bittend, "mein Sohn..."

Shinji traute seinen Ohren nicht.

"Was?", flüsterte er heiser, seine zitternden Arme rüttelten unwillkürlich an den Handschellen um seine Handgelenke. "WAS?? Diese Worte... diese Worte nach denen ich mich so lange gesehnt habe sie zu hören... und du wagst es", Tränen sammelten sich in seinen Augen, aber er wusste nicht ob sie von der Wut oder der Enttäuschung kamen, "du WAGST es sie jetzt zu sagen? Du warst niemals ein Vater für mich. Du hast mich fort geschickt, mich nur zurückgerufen, um gegen meinen Willen in den EVA zu steigen, hast mich durch die schrecklichste Zeit meines Lebens gezwungen. Gerade in den letzten paar Stunden hast du mich eingesperrt, indirekt damit gedroht mich zu töten und als schlimmstes von allen mein vermisstes Kind dazu benutzt die Frau die ich liebe zu quälen. Und du erwartest ernsthaft, dass ich einfach ein... guter Sohn bin... und dir alles sage, was du wissen willst..."

"Das wäre der zu bevorzugende Weg", fasste Gendo zusammen, "aber ich kann auch drastischere Maßnahmen ergreifen, wenn es ein muss."

"Ich... ich hasse es dein Sohn zu sein. Ich hasse es dich als meinen Vater zu haben. Weil... weil ich wirklich wünschte, dass ich dich in diesem Moment von ganzen Herzen hassen könnte." Shinji schaffte es den Fluss seiner Tränen zu stoppen, doch unfähig sie abzuwischen waren seine Wangen noch immer feucht, als er seinen Blick vom Boden wieder auf den Mann vor ihm hob; ein kaltes, wahnsinniges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er das tat. "Du willst es wirklich wissen? Na gut", knurrte er ruhig. "Du wirst sterben!"

Falls diese Ankündigung Gendo in irgendeiner Weise berührt hatte, ließ er sich nichts davon anmerken. "Leere Drohungen werden dir auch nicht weiterhelfen."

Shinjis Grinsen verschwand so schnell, wie es gekommen war, als er das kalte Starren seines Vaters mit einem erwiderte, das es leicht mit ihm aufnehmen konnte. "Das war keine Drohung! Du wirst sterben! Jeder wird sterben! Da hast recht; ich habe es gesehen! Ich habe das Ende der Welt gesehen! Und alles nur wegen deinen selbstsüchtigen Plänen!"

Die Stille, die seinem Ausbruch folgte, wurde nur durch sein Keuchen gestört, dass von den entfernten Wänden widerhallte.

"Es wird dir nichts als den Tod bringen", fügte Shinji flüsternd hinzu, doch es war laut genug in der Stille. "Dachtest du wirklich, sie würde dadurch zu dir zurück kommen?"

Für einem Moment hätte er schwören könne, dass er eine Reaktion im Gesicht seines Vaters ausmachen konnte. Obwohl es vermutlich nur in seiner Vorstellung war, da sich nicht ein einziger Muskel bewegt hatte, hatte er den alten, gebrochenen Mann hinter der harten Maske gesehen.

"Geh."

Shinji blinzelte überrascht. Der Commander war gelassen, aber nicht in der kalten Art und Weise, wie er es von seinem Vater gewohnt war. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte gedacht es wäre die Stimme eines anderen.

"Offensichtlich habe ich mit meiner Annahme falsch gelegen. Ich habe keine Zeit für die lächerlichen Streiche zweier Kinder."

"Aber..." Er konnte nicht glauben was er da hörte. Der Mann, der sie für Stunden hatte einsperren lasen, wenn nicht gar Tage, der vielleicht sogar so weit gegangen war Asuka zu foltern, um die Informationen zu erhalten die er wollte, gab nun so einfach auf – nachdem er eigentlich bekommen hatte was er wollte?

"Du findest... das Second Children in Raum 303 der Krankenstation. Die Wache vor der Tür wird dir die Handschellen abnehmen."

"Ich... ich mache keine Witze." Shinji rang durch seine Verwirrung hinweg nach Worten. "Es ist die Wahr..."

"Geh!", schnitt der Commander ihn ab, mit wieder aufflammender Härte.

Shinji seufzte wütend, aber würde die Entscheidung nicht weiter hinterfragen, die nur zu seinem Vorteil war. Also wandte er sich ab und ging zum Ausgang ohne zurückzusehen.

Langsam realisierte er, dass, obwohl er die Frage ehrlich beantwortete hatte, es natürlich nicht das war, was der Mann hatte hören wollen. Es war nicht so, dass sein Vater ihm nicht glaubte. Aber der Commander, sein Vater, dieser alte, gebrochene Mann; alles was er wollte war eine Bestätigung. Alles was aussagte, dass seine Träume nicht in Erfüllung gehen würden – solche Dinge wollte er einfach nicht glauben.

'"Stell kein Fragen, auf die du die Antwort nicht hören möchtest."'


*********


Zimmer 303. Warum hatte es gerade dieses sein müssen? Es konnte nicht sein, dass alle anderen in Benutzung waren, oder? War der Kranial-Flügel der einzige, der abgelegen genug war, damit es nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen würde sie hierhin zu bringen? Das Schicksal musste geglaubt haben, dass es ziemlich lustig sei, ihn auf diese Art an seinen schwächsten Moment zu erinnern.

Es war viel zu sehr wie damals. Sicher, es gab nicht so viele Maschinen dort, die permanent ihren Zustand überwachten und es gab keine Infusion, um sie während ihres Komas am Leben zu erhalten. Aber sie in diesem Bett liegen zu sehen, das leichte, rhythmische Heben und Senken ihrer Brust die einzige Reaktion, als er sanft ihren Namen aussprach, war genug um seinen Magen durch die Hilflosigkeit verkrampfen zu lassen, genau wie es damals gewesen war.

Ein anderer Unterschied waren die Fesseln, die benutzt wurden um ihre Arme am Rahmen des Bettes festzuhalten, doch er hatte sie schnell gelöst, wonach sie fast sofort auf die Seite rollte, ihm den Rücken zuwendend. Das verstärkte nur noch das Gefühl der unangenehmen Vertrautheit.

Für eine Weile war er dabei geblieben sie zu beobachten, neben ihrem Bett sitzend, während er ihre warme Hand hielt, die weiche Haut mit seinem Daumen streichelnd.

Doch schließlich rollte er sie vorsichtig wieder auf den Rücken. Ihr Gesicht in den Händen haltend, sodass es nicht zur Seite wegfallen konnte, beugte er sich langsam zu ihren leicht geöffneten Lippen herunter und berührte sie mit seinen eigenen, für einige Sekunden so verweilend.

"Die schlafende Schönheit wach küssen?", fragte eine heisere Stimme. "Vielleicht hättest du das beim letzten Mal versuchen sollen."

Sein Lächeln übertraf ihr erschöpftes Grinsen. "Ich bezweifle irgendwie, dass das damals funktioniert hätte."

"Es wäre besser gewesen, als eine bestimmte andere Aktivität."

"Ich weiß." Er beende das Thema mit einem weiteren Kuss. "Wie fühlst du dich?"

"Müde. Ich weiß nicht was die mir gegeben haben, aber es war wahrscheinlich genug um einen Elefanten umzuhauen."

Shinji lachte auf diesen Vergleich hin. "Du hast nicht einmal annähernd die Figur eines Elefanten."

"Aber vielleicht habe ich ihnen Angst eingejagt, wie ein wild randalierender." Ihr Gesicht verhärtete sich, als die Erinnerung vollständig zurückkehrte. "Dieser... dieser Bastard! Er hatte kein Recht... nicht... über sie..."

"Schh." Er streichelte ihre Wange. "Ist ja gut."

Sie ließ sich von ihm beruhigen, sank wieder in das Kissen, aussehend als würde sie gleich wieder einschlafen. Doch dann blinzelte sie, als würde ihr gerade etwas auffallen. "Wie... wie bist du überhaupt hierher gekommen? Bist du irgendwie entkommen? Du... du hast ihm nichts verraten, oder?"

"Doch, das habe ich. Aber es war nicht wirklich das, was er hören wollte." Er machte eine kurze Pause und sah wie die Neugier in ihren Augen zunahm. Er schüttelte schnell mit dem Kopf. "Mach dir darüber keine Sorgen. Ruh dich ein wenig aus. Wir müssen schon viel zu bald in Topform sein."

Asuka versuchte nicht einmal zu widersprechen. Ein leichtes nicken, dann fielen ihre kaum geöffneten Augenlider schon wieder zu.



****************



"Level 1 Alarm!", spöttelte Shigeru. "Manchmal frage ich mich wirklich, was die sich dabei denken! Erst sagen sie der Junge sei der letzte Engel gewesen und nun sagen sie, dass wir nicht einmal die Basis verlassen dürfen."

"Naja, hoffen wir mal, dass er wirklich der letzte war", begann auch Makoto ihre Vorgesetzten schlecht zu reden. "Wenn sie jetzt noch feststellen, dass sie einen Fehler gemacht haben, hoffen wir besser, dass die JSSDF noch ein paar N2-Bomben übrig hat."

"Richtig, wir haben zwei Piloten ohne EVA und zwei EVAs ohne Piloten. Mit den paar Waffen, die wir sonst haben, sind wir nichts weiter als eine Zielscheibe."

"Ich verstehe das mit Shinji und Asuka sowieso nicht. Sie wurden wegen Verschwörung verhaftet, aber warum sollten sie gegen uns arbeiten? Sie sind unsere eigenen Piloten."

"Vielleicht hat sie eine feindliche Gruppierung einer Gehirnwäsche unterzogen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Sektion 2 etwas verbockt hat."

"Aber warum haben sie dann nicht versucht mit den EVAs zu flüchten, oder Chaos und Verwüstungen anzurichten, um unsere Reputation für immer zu zerstören? Oder uns einfach mit ihnen angegriffen? Wir konnten Einheit-01 nicht stoppen, als Shinji zuvor Befehle missachtet hat, also hatte zumindest er alle Chancen die er bräuchte."

"Vielleicht wollten sie warten, bis die Engel zerstört sind. Es hat immerhin niemand einen Weg gefunden, sie auf konventionelle Weise zu zerstören. Aber wo wir gerade von regulären Gegnern sprechen..."

"Fang gar nicht erst davon an", flehte Maya, sich schüttelnd, zum ersten Mal die Diskussion unterbrechend. "Wenn wir nicht aufgelöst werden... ich hoffe wir werden die Evangelions niemals gegen Menschen einsetzen. E-Eher würde ich aussteigen."

Ein unangenehmes Schweigen fiel über die drei Kollegen und Freunde. Obwohl sie alle drei dieselben moralischen Bedenken hatte, war Maya die einzige von ihnen, die deren Wichtigkeit über die ihres Jobs stellte, aber keiner der beiden Männer wollte das laut aussprechen.

"Naja, es gibt natürlich auch einige Gerüchte die besagen, dass Commander Ikari sie nur aus dem Weg haben wollte, nun da er sie nicht mehr braucht", wechselte Makoto schließlich das Thema.

"Aus dem Weg haben?", fragte Shigeru, eine Augenbraue hebend. "Wofür?"

Makoto zuckte nur mit den Schultern, aber Maya erhob leise das Wort.

"Glaubt ihr daran, was gesagt wird? Dass Shinji und Asuka aus...", ihr flüsternder Tonfall wurde sogar noch leise, "... der Zukunft kommen?"

"Wer sagt das?", fragte Makoto, der Unglaube deutlich in seiner Stimme.

Die nervöse Frau biss sich auf die Lippe und wollte sich nur noch hinter ihrem Kaffeebecher verstecken. Das hätte ihr nicht herausrutschen sollen, aber sie war nie jemand gewesen, der Geheimnisse für sich behalten konnte. "I-ich war da, als sie die Aufnahmen wiederherstellten, als der Junge... während des Angriffs des letzten Engels. Sub-Commander Fuyutsuki sagte mir ich sollte vergessen, was ich gehört habe, aber..." Sie schloss ihre Augen, fast als würde sie jede Sekunde die Konsequenzen ihres Verrates erwarten. "Es hat sich angehört, als wären sie schon für eine ganze Weile zusammen. Dass... dass sie verheiratet waren und sogar ein Kind hatten. Und dann irgendwie 'zurück geschickt' wurden und es deswegen verloren haben."

"Zeitreise?", sinnierte Shigeru, einen Blick mit Makoto austauschend. "Ist das überhaupt möglich?"

"Ich weiß es nicht. Aber Shinji hörte sich so aufgebracht über den Verlust dieser 'Aki' an... ich glaube nicht, dass er das nur gespielt hat", rechtfertigte sich Maya. "Scheinbar haben sie versucht einige Dinge zum Besseren zu verändern. Vielleicht will der Commander...", sie senkte ihre Stimme noch weiter, "vielleicht will er nicht, dass sich etwas ändert."

"Ändert... inwiefern...?"

Die drei sahen sich gegenseitig fragend an. "Weiß einer von euch, was das 'Instrumentality Project' eigentlich ist...?"



****************



Das helle Licht des Vollmondes fiel durch das Fenster, doch das war nicht der Grund, aus dem Rei aufwachte.

Sie konnte es fühlen Es rief sie, lauter als jemals zuvor. Die Zeit ihr Schicksal zu erfüllen war nahe.

Lautlos stand sie auf, sich nicht die Mühe machend, sich etwas anderes anzuziehen, als das Shirt, das sie trug und ging zur Tür.

Nur ein einziges Mal wollte sie noch schwimmen gehen, bevor er sie rufen würde.. Dann würde sie endlich wieder frei sein; frei von den Schmerzen und den Sorgen, die sie in dieser Welt verfolgten.

Ja, das war die Stimme, auf die sie hören sollte... Nicht die, die ihr Angst machte; die, die ihr sagte, dass der Grund für ihre Existenz falsch war, dass seine selbstsüchtigen Wünsche keine Bedeutung mehr hatten. Die, die sie in letzter Zeit daran hatte zweifeln lassen, dass dieser Weg der richtige für die Menschheit war.

Wenn sie auf diese Stimmen hören würde, würde sie niemals in der Lage sein zu -

"Wo gehst du hin?"

Reis Augen weiteten sich schlagartig. Ihre Hand berührte nicht einmal die Türklinke.



****************



Misatos Finger flogen über die Tastatur ihres Laptops, was gleichzeitig eine praktische Methode war sie warm zu halten, in der Enge ihres Versteckes in den weiten Tiefen des MAGI-Kühlsystem. Sich von diesen Knoten aus in die Datenbank zu hacken, war einfacher gewesen als sie gedacht hätte, aber es war schwer zu sagen, ob es an Kajis hervorragender Anleitung lag, oder weil NERV nicht erwartet hätte, dass ein Spion diesen Ort finden (oder überhaupt soweit kommen) würde, oder dass dieser Ort so ungeschützt war, weil er einfach vergessen wurde, während die Basis und der Supercomputer noch gebaut wurden.

Sie hatte Kajis Abschiedsgeschenk bislang nicht voll ausgeschöpft. Da sie zwei Zeitreisende zuhause hatte, konnte sie viele Antworten direkt bekommen. Aber sogar die beiden wussten nicht alles, was innerhalb von NERV vorging und sie waren widerwillig, sie in alle kritischen Details einzuweihen, bis die Möglichkeit aufzufliegen keine Bedrohung mehr für sie darstellte.

Scheinbar war diese Geheimhaltung umsonst gewesen.

Misato konnte nicht anders, als sich schuldig zu fühlen, dass sie sich versteckte, während Shinji und Asuka in Arrest waren. Es fühlte sich falsch an, als würde sie davonlaufen, sie im Stich lassen. Aber sie wusste, dass sie ihnen auch nicht helfen konnte, wenn sie sich selbst einsperren ließe. Also war, bis sie sicher sein konnte, dass der Commander nichts von ihrem Mitwirken an der dummerweise nicht so geheimem Transmission wusste, ein taktischer Rückzug angebrachter. Sie hatte die Kommandozentrale so diskret wie möglich verlassen, nachdem der letzte Engel besiegt worden war und dabei darauf geachtet, dass niemand sie verfolgt hatte, als sie ihr Versteck für die letzten unangenehmen Stunden betreten hatte.

Ein lautes Geräusch durchschnitt plötzliche die Stille und ließen den Major instinktiv zusammenzucken, wodurch der Computer auf ihrem Schoß hart zu Boden fiel.

'Haben sie mich...?' Ihre Hand war bereits an ihrer Waffe, als sie realisierte, dass das Geräusch das Klingeln ihres Handys war. Sie hatte es eingeschaltet, als klar wurde, dass NERV besseres zu tun hatte, als sie zu orten um sie einzusperren. Wenn es stimmte, was sie herausgefunden hatte, dann konnten sie es sich nicht leisten jetzt ihre Einsatzleiterin zu verlieren – obwohl das eigentlich auch auf ihre einzigen beiden aktiven Piloten zutraf. Wer konnte schon sagen, was der Commander zurzeit dachte... 'Aufgekratzt, dass ich nicht lache...'

Das Telefon aus ihrer Jacke holend, überdachte sie erneut ihre Entscheidung. Die Ruf-ID zeigte nur an, dass der Anruf von der Kommandozentrale kam. Aber wenn sie sie wirklich hätten finden wollen, hätten sie das schon längst tun können. Sie drückte den Knopf.

"Katsuragi hier... Makoto? ... Nein, ich habe... ein paar Nachforschungen angestellt... Irgendwelche Vorfälle?... Was? Sind sie? Wirklich? Das ist großartig! ... Ja, ich werde sie so bald wie möglich besuchen. Raum 303 sagst du? ... Ja, danke."

Die Verbindung beendend, atmete Misato erleichtert auf. Endlich ein paar gute Neuigkeiten, selbst wenn sie dadurch Ikaris Entscheidung noch stärker anzweifelte als zuvor. Hatte er sie einfach nur erschrecken und einschüchtern wollen, um ihnen zu zeigen, dass er noch immer der Boss war? Nicht wirklich der beste Weg seine Untergebenen zu motivieren.

Den Kopf schüttelnd drückte sie eine Schnellwahltaste.

"Rits? Ich bin's. Wie weit bis du? ... Wirklich? ... Er ist da? Oh, du hast meine Gedanken gelesen." Einen flüchtigen Blick auf das Display des umgefallenen Laptops werfend, schüttelte sie sich ein wenig auf den Anblick des Bildes der weißen Kreatur hin. "Ich mag vielleicht ein paar Vermutungen gehabt haben, aber du hättest mir wirklich sagen können, dass Ikari uns in einen heiligen Krieg gegen SEELE führt."



****************



Shinji hatte selbst versucht ein wenig Schlaf zu bekommen, während er neben Asukas Bett saß, aber die Aufregung wegen des kommenden Tages hatte ihn kaum ein paar Mal für wenige Minuten einnicken lassen. Er hatte so schnell wie möglich versucht Misato zu erreichen, um sie zu informieren, aber sie war seit Stunden von niemandem gesehen worden. Mehr als je zuvor verfluchte er sich selbst, dass er sie nicht schon viel früher in die Details eingeweiht hatte. Wenn sie es nicht schafften, sie rechtzeitig zu warnen, würden sie nicht mehr in der Lage sein die nötigen Vorbereitungen zu treffen und das nur, weil sie auf Nummer sicher hatten gehen wollen.

Asuka wachte auf nachdem es schon lange dunkel geworden war. Erst als sie schon aus dem Bett war und ihre müden Glieder gestreckt hatte, kam endlich eine bekannte lilahaarige Frau durch die Tür.

"Hey ihr zwei, Hyoga sagte ihr wollt mich sprechen?"

"Misato!", rief Shinji erleichtert. "Wo warst du so lange? Ich habe schon vor Stunden versucht dich zu erreichen."

"Sorry. Aber solange ihr außer Gefecht wart, habe ich entschieden Kajis Abschiedsgeschenk zu benutzen und selbst ein paar Nachforschungen anzustellen."

"Egal! Wenn wir uns nicht beeilen, dann...", er verstummte, fühlte Übelkeit in sich aufsteigen, als er an die blutigen Details jenes Tages denken musste.

"Die JSSDF könnte uns jeden Moment angreifen", antwortete Asuka für ihn.

"Die JSSDF? Warum sollten sie...?", sie brach mitten im Satz ab, als es ihr klar wurde. "SEELE..."

"Vermutlich. Ich nehme an man hat ihnen gesagt, dass wir den Third Impact auslösen wollen. Anders kann ich mir nicht erklären wie sie... sie...", Shinji presste seine Augenlider zusammen, um den Drang zu unterdrücken, seinen Mageninhalt zu entleeren, als die Erinnerungen, die er normalerweise so weit wie möglich verdrängte, wieder hochkamen. "Es war nicht nur ein Angriff, es war ein Massaker! Ich war nicht ganz bei mir zu der Zeit, das hilft, nicht daran denken zu müssen. Aber ich habe das meiste mit angehört und das allein war genug, dass ich bis heute Albträume davon habe. Die Schüsse, die Schreie. Es war ihnen egal ob die Leute bewaffnet waren oder nicht. Manchmal hat es sogar nach verbranntem Fleisch gestunken."

Misato musste sich sichtlich schütteln. "Ich habe selbst herausgefunden, dass SEELE die EVA-Serie benutzen will, um den Third Impact auszulösen. Aber ich habe geglaubt sie würden nur die gegen uns einsetzen. Ich wusste, dass sie ein paar hochrangige Leute auf der Gehaltsliste haben, aber dass ihr Einfluss weit genug geht, um die JSSDF dazu zu bringen so einen drastischen, unprovozierten Angriff zu starten...", sie seufzte, ihre Schläfen massierend. "Ich glaube ich könnte ein wenig Schlaf vertragen. Zumindest Ikari muss wohl schon seine eigenen Vorahnungen haben. Das würde zumindest die Ausgangssperre erklären."

"Ausgangssperre?", wunderte sich Shinji überrascht.

"Ja, hat er das letztes Mal nicht getan?"

Er schüttelte den Kopf. "Wie ich schon sagte, ich war damals ziemlich neben der Spur. Verdammt und ich wollte doch..." Er hörte sofort auf herum zu murmeln, als er bemerkte, dass er kurz davor war sich zu verplappern, jedoch zu spät für die beiden Frauen, die ihn erwartungsvoll ansahen. "Ver-vergesst es..."

Asuka hielt ihren misstrauischen Blick ein wenig länger als Misato, offensichtlich nicht erfreut über eine mögliche Planänderung, von der sie nichts wusste, aber letztendlich wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Major zu. "Wir müssen außerdem Rei überwachen lassen, damit sie nicht zu dem Riesen da unten kommt."

"Rei?"

Shinji nickte. "Sie war das Zentrum des eigentlichen Third Impact, nachdem sie irgendwie mit dieser Lilith verschmolzen ist."

"So ähnlich wie mit EVA-00?", überlegte Misato.

"Naja... auf gewisse Weise. Sie schien sich bewusster darüber zu sein, was sie tat, als mit dem EVA. Und... sehr viel mächtiger. Und sie hat mich von allen Leuten dazu auserkoren zu entscheiden, was mit dieser Macht passiert. Wegen meinem Geisteszustand zu der Zeit... wollte ich einfach nur noch sterben... und die ganze Welt, die mir so viel Leid zugefügt hat, mit mir nehmen."

Misatos Augen weiteten sich schockiert. "Du? Du warst der Grund für...?"

Wieder nickte er ernst. "Ich war noch immer voller Schuldgefühle, weil ich Kaworu getötet hatte, ich hatte Angst vor Rei wegen dem, was ich erst kurz zuvor über sie herausgefunden hatte, Asuka lag im Koma. Und ich habe ihr etwas angetan, wodurch ich mich nur noch schlechter gefühlt habe. Zumindest damals."

"Es ist immer noch widerlich", warf Asuka brummend ein, bevor ein schwaches Grinsen auf ihrem Gesicht erschien, "Aber zumindest wartest du inzwischen bis ich wach bin."

Shinji lachte schwach, aber es verging ihm schnell wieder. "Kurz danach begann der Angriff. Dabei wurdest du... wurdest du angeschossen, als du versuchtest mich zu meinem EVA zu schleifen. Du hast versucht es so aussehen zu lassen, als wäre es nicht so schlimm, aber nachdem du außer Sicht warst, da wusste ich...", er hob eine Hand an seine Brust, "ich wusste, dass du tot warst. Und das nur weil ich zu kaputt war, um selbst zu den Cages zu kommen."

Inzwischen musste er sich dazu zwingen sie weiter anzusehen, versuchend nicht von den aufkommenden Bildern der Vergangenheit überwältigt zu werden. Dieses traurige Lächeln, als die Aufzugtüren sich schlossen... "As-Asuka war währenddessen aus ihrem Koma erwacht und kämpfte, aber schon wieder habe ich... habe ich nur Trübsal geblasen. EVA-01 war in Bakelit eingefroren und der Anblick allein war genug gewesen, um mich aufgeben zu lassen. Als ich dann endlich raus gekommen bin, um ihr zu helfen, da... da war nichts weiter übrig von Einheit-02, als eine verstümmelte Leiche."

Misatos geschockte Augen wanderten herüber zu Asuka abwesend wirkendem Gesicht. Shinji konnte sich vorstellen, dass es sich abscheulich anfühlen musste, von ihrem eigenen Tod zu hören, aber zumindest konnte sie sich, anders als der Rotschopf, nicht daran erinnern.

"Du siehst, ich war zu dem Zeitpunkt nicht unbedingt objektiv genug, um über das Schicksal der Menschheit zu entscheiden", fuhr er fort. "Aber ich habe meinen Fehler letztendlich eingesehen. Ich habe eingesehen, dass in einer Welt ohne Schmerz auch keine anderen Emotionen existieren konnten. Wenn ich irgendwann einmal wirklich glücklich sein wollte, musste ich in die Realität zurückkehren, selbst wenn das beutete, wieder Schmerz, Trauer und Einsamkeit zu erfahren, solange diese Gefühle nur echt sein würden. Also habe ich es beendet und damit jedem die Möglichkeit gegeben ebenfalls zurückzukehren. Aber aus irgendeinem Grund war, wie du bereits weißt, Asuka die einzige, die sich dazu entschied."

"Wie du siehst", er nahm einen tiefen Atemzug, "von SEELE einmal abgesehen, müssen wir auch Rei daran hindern sich mit Lilith zu vereinen. Wir können nicht wissen, ob sie dieses Mal die Wünsche meines Vaters erfüllen würde, oder selbst etwa tut. Und selbst wenn sie wieder mich wählt, können wir immer noch nicht sicher sein, dass alles wieder gut wird, wenn ich sie bitte es zu stoppen und wieder normal zu werden."

Der Major nickte, aber ihr Gesichtsausdruck war alles andere als beruhigt. "Da gibt es nur ein Problem: Wir wissen nicht wo Rei ist. Wir haben bereits versucht sie hier her zu holen als die Ausgangssperre verhängt wurde, aber sie war nicht zuhause und ihr Telefon hat sie zurückgelassen."

Shinjis geschockter Blick traf Asukas. War es bereits zu spät?

"Warum zerstören wir dann nicht einfach Lilith?", schlug Asuka aggressiv vor. "Wir müssen das Ding sowieso irgendwann loswerden und während dem Angriff..."

"Werden wir alles brauchen, was wir haben", beendete die Taktikerin für sie den Satz, die Idee mit einem Kopfschütteln verwerfend. "Und wenn es für den Commander so wichtig ist wie ich denke, dass es das ist, würde ich mal bezweifeln, dass die JSSDF genug Ablenkung für uns erzeugen könnte, damit wir Lilith hinter seinem Rücken zerstören können."

Der Rotschopf zuckte mit den Schultern. "Schon gut, schon gut! Aber lass uns gehen!", drängte Asuka und machte sich auf den Weg zur Tür. "Wenn wir im Moment in der Richtung nichts machen können, werden wir uns darum kümmern, wenn wir es können. Ich möchte nicht tatenlos hier herumsitzen, wenn unsere 'Gäste' eintreffen."

"Möchtest du dich nicht erstmal umziehen?", fragte Misato sie, auf das Krankenhemd zeigend, das sie noch immer trug.

"Das würde nicht viel Sinn machen. Ich ziehe gleich in der Umkleide direkt meinen Plugsuit an."



****************



'"Dachtest du wirklich sie würde dadurch zu dir zurück kommen?"'

Warum wollten ihm die Worte des Jungen nicht aus dem Kopf gehen? Er hatte keine Zeit für solche Dummheiten. Die alten Männer würden schon bald ihren nächsten Zug machen und er musste ihnen zuvorkommen. Die Chancen, dass keiner von ihnen Erfolgreich sein würde, waren quasi bei Null. Er konnte es sich nicht leisten seinen Vorsprung durch das Verhör von ein paar rebellischen, lügenden Teenagern zu verlieren. Ob sie sich diese Geschichte nun aus Spaß an der Freude ausgedacht hatten, um ihn zu verärgern oder weil sie tatsächlich dem Wahnsinn anheim gefallen waren; schon bald würde das keinen Unterschied mehr machen. Doch je länger sie SEELE aufhalten konnten, desto besser für ihn.

Es war als wisse sogar das Implantat in seiner Hand, dass der verheißene Tag gekommen war.

Ironischer weise wusste Kiel es ebenso. "Die verheißene Zeit ist gekommen!", donnerte seine Stimme, unverfälscht, doch trotzdem hinter seinem monolithischen Hologramm versteckt. "Da die Lanze des Longinus verloren ist, können wir Lilith nicht länger benutzen um fortzufahren. Unsere einzige Hoffnung ist es, Liliths einzig wahren Spross zu benutzen, EVA-01."

Gendo hatte dieses Vorgehen vermutet, doch er verspannte sich trotzdem auf diese Worte hin, auch wenn er professionell genug war, um sich nichts anmerken zu lassen. Sie für die Pläne der alten Männer zu opfern war definitiv nicht akzeptabel. "Das stimmt nicht mit SEELEs ursprünglichem Szenario überein."

"Die Menschheit hat ihren Höhepunkt erreicht um die Evangelions zu erschaffen", protestierte Fuyutsuki auf seine eigene Art. Es war fast schon überraschend den Professor an seiner Seite zu finden. In letzter Zeit war er dem Anschein nach immer distanzierter geworden.

"Die Menschheit muss in eine neue Welt aufsteigen. Aus diesem Grund wurde die EVA-Serie erschaffen", erinnerte Gendo, immer noch vorgebend sich nur an den Plan zu halten, der vor so langer Zeit gemacht wurde.

"Wir haben nicht vor unsere menschliche Form aufzugeben, um den EVA als unsere Arche zu benutzen", zeigte einer von ihnen sein wahres Gesicht hinter seiner holographischen Maske und die anderen stimmten zu.

"Es ist nur ein Teil des Prozesses diejenigen wiederzugebären , die gefangen sind."

"Das Schicksal der Zerstörung ist ebenso der Segen der Wiedergeburt."

"Ein Sakrament des Todes um Gott, Menschen und alle anderen Lebensformen zu vereinen."

Heuchler. Das war alles was sie waren. Sie sprachen davon der gesamten Menschheit das größere Wohl zu bescheren. Aber so waren Menschen nun mal nicht.

Gendo hatte genug von ihnen. "Der Tod erschafft gar nichts", sprach er feindselig.

"Dann werden wir euch den Tod bringen!", kündigte Kiels Stimme an, bevor die Monolithen sich in Luft auflösten.

'"Es wird dir nichts als den Tod bringen."' Er zog die Stirn in Falten, als die Worte seines Sohnes in seinem Kopf widerhallten. 'Nicht, wenn ich es verhindern kann.'



****************



Shinji atmete tief durch, mit dem Objekt in seiner Hosentasche herumfingernd, als er vor der Tür stand. Er war nicht so nervös wie die meisten anderen Männer in seiner Situation, zumindest nicht aus den selben Gründen. Er hatte keine Angst vor Zurückweisung. Aber er wusste wie sie sein konnte, wenn ihr jemand Sorgen bereitete – und er hatte keinen Zweifel, dass er das getan hatte. Sie würde es lieben; dessen war er sich sicher. Aber es bewahrte ihn nicht vor der Ohrfeige, die er bereits erwartet hatte, als er endlich den Raum betrat.

"'Ich komme sofort', am Arsch! Du warst für drei Stunden weg!"

"Sorry, ich musste einfach rausgehen um..."

"RAUS? Wo zum Teufel bist du gewesen?!", schrie Asuka ihn an. Wie sie es angekündigt hatte, trug sie bereits ihren Plugsuit, bereit jederzeit auszurücken. "Wie bist du mit der aktiven Ausgangssperre überhaupt raus gekommen?"

"Genauso so, wie wir während dem Stromausfall rein gekommen sind. Wir sollten Misato sagen, sie soll die Luftschächte besser bewachen lassen."

"Du Idiot! Was wenn sie es schon hätten? Du hättest erschossen werden können, bevor jemand gemerkt hätte, dass du es bist, der da rumkriecht!"

"Ja, ich weiß. Die Wachen am Eingang waren ziemlich unruhig als ich zurückgekommen bin, obwohl sie mich eigentlich kennen", zuckte Shinji mit den Schultern. "Aber ich musste vor dem Kampf etwas von zuhause holen."

"Was hast du dir dabei gedacht?!", fuhr Asuka unbeirrt fort. "Du weißt, dass sie jederzeit hier auftauchen könnten! Was wenn sie dich erwischt hätten? Du hast dein Leben für irgendein blödes Ding riskiert? Du... du hättest..."

"Beruhige dich", fiel Shinji ihr ins Wort, seine Hände auf ihre Schultern legend. "Mein Verstand hat zu der Zeit vielleicht nicht am besten funktioniert, sodass ich mir nicht jedes kleine Detail merken konnte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht bei Nacht angegriffen haben."

"Das bedeutet nicht, dass sie nicht schon in der Nähe sein könnten! Sie hätten..." Wieder wurde sie von ihm unterbrochen, dieses Mal von einem Finger auf ihren Lippen.

"Selbst wenn sie es gekonnt hätten, sie haben nicht", versuchte Shinji sie zu beruhigen, obwohl ihm selbst ein kalter Schauer über den Rücken lief, da er selbst nicht an diese Möglichkeit gedacht hatte. Aber nun war nicht die Zeit für Schuldgefühle. Vorsichtig schob er sie zu der Bank, die zwischen den Spinden verlief. "Wa-warum setzt du dich nicht erstmal hin?"

Sie tat es, obwohl sie ziemlich verwirrt wegen der Aufforderung zu sein schien und sogar noch mehr, als er sich vor sie hinkniete und in seine linke Hosentasche griff.

"Was das 'blöde Ding' angeht... naja, das mag es vielleicht sein, aber..." Er lächelte als er ihr überraschtes Keuchen hörte, das sie von sich gab, als er das samtene Schmuckkästchen hervorholte. "Ich wollte das hier tun, bevor wir da raus gehen."

"Aber... Shinji, wir sind doch schon..."

"Ich weiß, dass wir es sind, zumindest im Geiste. Und... und es war die beste Zeit meines Lebens. Aber nach allem was passiert ist, fühlt es sich richtig an dieses Band zu erneuern, auch vor dem Gesetz und unseren Freunden." Aufblickend sah er, wie sie sich auf die bebende Lippe biss, als er das Kästchen öffnete um den goldenen Ring zu enthüllen. "Asuka? Willst du mich noch einmal heiraten?"

"Baka!", fluchte sie leise, ihre Augen von ihm abwendend. Das war nicht wirklich die Reaktion, die er sich erhofft hatte. "Weist du nicht, dass es Unglück bringt, so etwas vor einem Kampf zu machen? Du weißt schon... wie zu sagen, dass es der letzte Job ist, bevor man in den Ruhestand geht."

"Asuka...?", fragte er bestürzt, kaum daran glaubend, dass die kurz davor stand wegen so einem Aberglauben abzulehnen.

Er wurde nicht enttäuscht, als sie sich mit wässrigen Augen und einem breiten Lächeln wieder zu ihm wandte. "Du kannst von Glück reden, dass ich nicht an Unglück glaube", kündigte sie begierig an, bevor sie sich zu ihm herunterbeugte, sein Gesicht mit ihren Händen umschloss, um ihm einen sanften Kuss zu geben, erst auf die Lippen, dann einen auf die Nase und zum Schluss auf seine Stirn. "Natürlich will ich, Baka", flüsterte sie mit einer Stimme, die vor Glück zitterte.

Den Knopf am Armband ihres Plugsuits drückend, löste sie das enge Outfit weit genug von ihrem Oberkörper, damit sie ihren Arm herausziehen konnte. Sie ließ ihn ihre Hand halten, während er mit seiner freien den Ring aus dem Schmuckkästchen holte. Ihre Augen ließen nicht voneinander ab, als er ihn über ihren Finger steifte.

Als ihr Blick letztendlich zu dem goldenen Band mit dem kleinen roten Stein darauf wanderte, konnte Shinji in ihren Augen sehen, dass sie es endlich bemerkt hatte.

"Shinji... ist das...?"

Er nickte. "Er hat ein ganzes Stück mehr gekostet als das letzte Mal, aber dafür ist er unbeschädigt und in deiner Größe." Auf ihre Verblüffung hin lächelnd, stand er auf und küsste ihre Stirn, während ihr Blick noch immer auf ihrer Hand ruhte. "Naja, ich gehe dann mal besser und bereite mich auch vor."

Er wandte sich um zu gehen, kam aber nur ein paar Schritte weit.

"Shinji...?"

Von ihrer leisen Stimme aufgehalten, drehte er sich um, um zu hören was sie beschäftigte. Doch sie ließ ihn warten. Ihre Augen gesenkt, dachte sie wahrscheinlich darüber nach, ob sie wirklich aussprechen wollte, worüber sie nachdachte.

"Würdest... würdest für die Nacht hier bleiben... bei mir?" Sie ließ kaum einen Zweifel an der tieferen Bedeutung ihrer Bitte, ihre Brust ein wenig mehr entblößend, als sie es bereits war.

Shinji schluckte schwer, als er langsam wieder zu ihr ging. Technisch gesehen war es alles andere als ihr erstes Mal, aber es war schon so lange her, dass es sich fast so anfühlte.

"Bist du dir sicher?", fragte er, während er sich neben sie setzte und sie in eine enge Umarmung zog. "Sollten wir morgen nicht in Topform sein?"

"Baka", flüsterte sie lächelnd, ihre Arme lose um seinen Nacken legend. "Ich verlange keine Nacht voll wildem, leidenschaftlichen Sex. Wir müssen nicht ganz bis zum wörtlichen Höhepunkt gehen. Ich... ich möchte nur für eine Weile Liebe machen, okay?"

"Okay", antwortete er mit einem Kuss. "Obwohl eine Bank in einem Umkleideraum nicht gerade das war, was ich mir für unser 'neues erstes Mal' vorgestellt hatte. Hast du keine Angst vor diesen 'alten Perverslingen', mit ihren Überwachungskameras?"

Sie stimmte in sein Kichern mit ein. "Lass sie zugucken. Sie würden wohl sowieso durch extremes Nasenbluten sterben, wenn sie es tun würden."

Ihre Lippen trafen sich erneut, der Kuss gewann schnell an Leidenschaft, als ihre Hände begannen auf ihren Körpern umherzustreichen; sein Shirt fiel auf den Boden, während ihr Plugsuit Zentimeter um Zentimeter herunterrutschte.

"Aber denk dran", hauchte Asuka zwischen ihrem Keuchen, den Kuss kurz unterbrechend. "Zumindest... zumindest körperlich bin ich..."

"Ja, ich weiß", versicherte Shinji ihr. "Ich werde dieses Mal vorsichtig sein."

Keine weiteten Worte wurden für die nächsten Stunden zwischen den beiden Liebhabern gewechselt, als sie für das erste Mal eins wurden – wieder einmal.



****************



Es war nicht die beste Zeit um eine Pause zu machen, aber Fuyutsuki war nicht mehr der Jüngste und die scheinbar endlose Wartezeit auf SEELEs Erstschlag hatte seinen Tribut von ihm gefordert. Und natürlich musste es genau dann passieren, wenn er nicht da war.

Er eilte so schnell er konnte zurück in die Kommandozentrale, als der Alarm ertönte. Wenn seine Informationen richtig waren, würden sie zuerst einen subtilen Anlauf unternehmen und versuchen die MAGI zu hacken und diese zweifellos dazu benutzen Kontrolle über die Anlage zu erlangen. Doch er glaubte nicht wirklich daran, dass es völlig ohne Blutvergießen von statten laufen würde, selbst wenn es gelingen sollte. Und das Ergebnis wäre sogar noch schlimmer.

Wenn sie es irgendwie schaffen könnten den ersten Angriff aufzuhalten, dann würde es nicht lange dauern, bis SEELE ihnen alles entgegenwerfen würde was sie hatten, um das Hauptquartier einzunehmen. Egal wie man es betrachtete, es sah nicht gut aus für NERV. Auf die eine oder die andere Weise würde dieser Tag mit Sicherheit der sein, an dem alles enden würde.

Währen er durch die Gänge eilte, liefen ihm viele aufgeregte Mitarbeiter über den Weg, doch er war überrascht eine Gestalt zu sehen, die sich in ihrer schwarzen Uniform auf ihn zubewegte.

"Ikari, der Alarm", erinnerte er den jüngeren Mann. "Kommst du nicht?"

"Nein", sagte Gendo klar und deutlich, als er an ihm vorbeilief. "Fuyutsuki... Kümmere dich um die Steine, die die alten Männer uns in den Weg legen."

"Schon?", fragte er ältere gehässig genug um den Commander zu alarmieren. Doch Ikari ließ sich nichts anmerken, er blieb nur stehen und erwiderte sein Starren.

"Ich werde ihnen zuvorkommen. Und ich werde kein Risiko eingehen", kündigte er an, bevor er seinen Weg fortsetzte.

Kozo wusste, dass er ihn aufhalten sollte. Sein Szenario, es ging entgegen ihren alten Plänen, gegen ihre Wünsche. Niemand, vermutlich nicht einmal Ikari selbst, konnte sagen ob sein Ausgang besser wäre, als der den SEELE anstrebte.

Er wusste, dass er ihn aufhalten sollte. Aber... er konnte ihn auch verstehen. Weil auch er sie vermisste.

"Ikari", rief er schwermütig seinem Vorgesetzten hinterher. "Grüß Yui von mir."



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Misato hasste das. Alles was sie tun konnte, war sich die Diagramme anzusehen und sich die ganzen technischen Einzelheiten anzuhören, die sie sowieso kaum begriff. Sie bevorzugte es, den Feind sehen zu können. Es erinnerte sie viel zu sehr an den elften Engel, nur schlimmer. Dieses Mal waren es ihre eigenen MAGI-Systeme, von überall auf der Welt, die versuchten sich in das Original zu hacken.

Und als wäre das nicht schon schlimm genug, waren auch noch alle Kommunikationsleitungen nach außen blockiert. Sogar die Sattelitenverbindungen wurden gestört. Damit konnten sie, selbst wenn sie es wollten, nicht aufgeben, geschweige denn sich erklären oder gar um Hilfe rufen.

Ritsuko hatte ihr versichert, dass ihr Plan davon nicht gefährdet wurde, aber alles was Misato machen konnte, war zu hoffen, dass der Doktor recht hatte. Immerhin hatte ihre Freundin bereits erklärt, dass sie diese verbleibenden Kommunikationsmittel nicht dazu verwenden konnten um eine Nachricht zu senden, da sie an ein einziges Terminal gebunden waren und kein Mensch in der Nähe wäre sie zu empfangen.

Einen flüchtigen Blick auf die unteren Ebene der Kommandozentrale werfend, konnte sie das angehobene Gehäuse von MAGI-Caspar sehen, in dem Ritsuko gerade an etwas arbeitete, an dem die nun feindlich gesinnten Computer eine Weile zu kauen hätten.

Lang genug, damit die JSSDF die Pforten der Hölle für NERV öffnen konnte.

Selbst wenn sie es nicht bereits gehört hätte, wäre sie auch leicht selbst zu diesem Schluss gekommen. Nicht aufzugeben, wie es der Befehl A-801 verlangte, war immerhin gleichzusetzen mit offener Rebellion und würde mit einer harten Bestrafung beantwortet werden – erst recht wenn man ihre potentielle Bedrohung beachtete. Aber SEELE einfach gewinnen zu lassen stand außer Frage.

"Der Hackversuch gegen die MAGI wurde aufgehalten", kündigte Maya an, begleitet von einer Veränderung auf den Displays, auf denen nun ein überlappendes Hexagon-Muster anzeigte, dass die Typ-666-Firewall erfolgreich aktiviert worden war. "Eine Danang Typ-B-Verteidigung wurde erfolgreich aufgebaut. Externer Zugriff wird für die nächsten 62 Stunden unmöglich sein."

"Es ist also vorbei?", fragte einer der Operatoren naiver weise.

"Nein. Sie werden nicht so einfach aufgeben", murmelte sie betrübt. "Es fängt gerade erst an..."

Ihre Augen schließend, versuchte sie ihren Kopf für die bevorstehende Aufgabe frei zu bekommen. Dies würde kein Kampf gegen einen unbekannten Feind sein. Er wäre nicht gegen riesige Monster mit unglaublichen Kräften. Dieser Kampf würde gegen andere Menschen ausgefochten werden. Ein Feind, dem sie zahlenmäßig weit unterlegen waren. Ein Feind, der ihre Stärken kannte und noch wichtiger, ihre Schwächen. Ein Feind, gegen den sie niemals vorbereitet waren zu kämpfen. Das würde ihr bisher härtester Kampf werden.

'Ohne weitere Engel wird hiernach vielleicht alles vorbei sein. Vielleicht kann ich dich dann endlich loslassen...' Ihr Blick ging nach unten, wo ihre Hand sich fest um das Kreuz um ihren Hals klammerte. 'Vater...'

***

Ein Stück weiter unten, in den Tiefen von MAGI-Casper, erlaubte Ritsuko sich ein leichtes, siegreiches Seufzen, als sie die Tastatur zur Seite legte. Nun da sie fertig war, musste sie so schnell wie möglich zurückkehren. Ohne Zweifel würde SEELE bald ihre schwere Artillerie auffahren und wenn sie vermeiden wollte, durch umkämpftes Gebiet zu rennen, musste sie sich beeilen.

'Das wird wohl das letzte Mal, dass ich ihm die Stirn biete. Ich weiß, er hätte Schlimmeres verdient, aber ich bin sicher, dass das hier ihn mehr verletzen wird, als der Tod. Meinst du nicht auch...' ihre Hand strich über den Stahl, der Caspers Kybernetisches "Gehirn" beinhaltete, '...Mutter?'


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Toshiki Asakura hatte sich schon immer etwas darauf eingebildet ein "Hardliner" zu sein. Die Zeit des Chaos nach dem Second Impact hatte es nicht erlaubt, irgendwelche Schwächen zu zeigen. Die Nation hatte starke Männer wie ihn gebraucht, um sie zu führen, sie zu ihrem vorherigen Glanz zurückzubringen. Und sein Kurs hatte ihm letztendlich die Position des Premierministers eingebracht.

Aber von NERVs Verrat zu erfahren, einer paramilitärischen Organisation, die mit den mächtigsten der Menschheit bekannten Waffen ausgestattet war, war auf jeden Fall... beunruhigend, selbst für ihn. Wenn er daran denken musste, dass er einst stolz darauf gewesen war, ihre Hauptbasis auf japanischem Boden zu haben. Aber andererseits hatte er diesem Ikari noch nie getraut.

Er hatte noch gar nicht bemerkt, wie sehr die Anspannung ihn beeinflusste, bis er zusammenzuckte, als die Tür zu seinem riesigen Büro plötzlich aufflog. Er wollte eine wütende Ermahnung bellen das nächste Mal zu klopfen, doch dann erkannte er die Person, die auf so eine ungestüme Weise eingetreten war, gefolgt von seiner sichtlich aufgeregten Sekretärin.

"Sir, es tut mir fürchterlich leid, aber er wollte nicht...", brabbelte sie, wurde jedoch von dem unrasierten Eindringling unterbrochen.

"Entschuldigen sie mein plötzliches Eindringen, Sir, aber es ist sehr dringend. Wenn sie wollen, wiederhole ich meine Sicherheitsüberprüfung, aber es hat mich schon die letzten 34 Male so viel Zeit gekostet hierher zu kommen."

Toshiki nickte nachdenklich. "Bitte entschuldigen Sie uns, Frau Yamashita", sagte er seiner Sekretärin, die seiner Aufforderung das Büro zu verlassen nach einer höflichen Verbeugung nachkam.

"Ich erinnere mich an Sie, Herr Kaji", sprach er den Eindringling an, sobald sich die Türen geschlossen hatten. "Sie sind einer der Agenten, die für den Geheimdienst arbeiten. Darauf angesetzt NERV zu infiltrieren und ein Auge auf ihre Absichten zu haben, wenn ich nicht irre."

"Ja, aber ich befürchte wir haben nicht die Zeit für Formalitäten. Premierminister Asakura, ich haben in den letzten Monaten einige Daten gesammelt, die darauf hinweisen, dass es zumindest einen hochrangigen Verräter im Militär gibt. General Kato wird scheinbar von einer mächtigen Geheimorganisation namens SEELE beeinflusst. Und wie ich hörte, hat er vor kurzem das Kommando über eine beunruhigende Operation gegen NERV übernommen."

"Hmm, wenn es stimmt was Sie sagen, dann mag es in der Tat beunruhigend sein. Aber zurück zu ihren persönlichen Daten. Mir kam zu Ohren Sie seien...tot", sprach er gelassen, während er seine versteckte Pistole unter seinem Schreibtisch hervorholte und sie ohne zu zögern auf den Spion richtete, "und ich würde es wirklich hassen, wenn der ganze Papierkram umsonst gemacht worden wäre."

Doch der Mann mit dem Pferdeschwanz schien von dieser Wandlung nicht im Geringsten überrascht zu sein. Tatsächlich grinste er sogar. "Dachten Sie wirklich ich würde nichts von dem hochrangigsten Verräter der japanischen Nation wissen?"

"Das ist wohl Ansichtssache", grinste Toshiki. "Und Sie müssen entweder sehr mutig oder ein Narr sein, dass Sie mich so direkt damit konfrontieren."

"Brechen Sie den Angriff auf NERV ab", verlangte Kaji ruhig.

Seinen Ohren nicht trauend, wedelte Toshiki mit der Waffe. "Ich glaube Sie sind sich der Situation nicht ganz bewusst, in der Sie sich befinden. Wenn Sie glauben ich würde wegen meiner Reputation zögern, dann ist das ein fataler Fehler von Ihnen. Mein Personal ist sehr diskret. Es wäre nicht das erste Mal, dass dieses Büro sauber gemacht werden müsste."

"Ich glaube Sie sind sich der Situation nicht ganz bewusst", sagte Kaji, leise kichernd. "Ich habe natürlich gewisse Vorkehrungen getroffen, um Sie bei bester Gesundheit wieder zu verlassen. Wenn ich mich nicht zurückmelde, werden einige sehr unangenehme Dokumente an die Öffentlichkeit geraten. Über den Second Impact, SEELE, ihre Ziele und natürlich deren kleine Bauernopfer, wie Sie."

Toshiki runzelte die Stirn. Dieser Kerl konnte nicht einfach mit so einer lahmen Geschichte hier aufkreuzen und einfach so erwarten, dass er sie ihm abkaufte, oder? "Es gibt keine nationale oder internationale Polizei, Nachrichtenagentur oder Regierung, die irgendetwas von dem verwenden würden, was Sie ihnen vielleicht zusenden könnten. SEELE wird es abfangen, bevor es veröffentlicht werden kann."

"SEELE mag vielleicht die Kontrolle über alle, oder zumindest viele der wichtigen Stellen haben, um die Wahrheit vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Also habe ich mich natürlich darum gekümmert, dass die Informationen direkt zu den Menschen gelangen." Sein Grinsen wurde breiter. "Das Internet ist eine tolle Sache, denken Sie nicht?"

"Das Internet?", brach der Premierminister plötzlich in schallendes Gelächter aus. "Das Internet ist eine Farce! Verschwörungstheorien finden Sie dort überall. Deren Anhänger sind aber zu wenige, um eine Gefahr darzustellen. Niemand wird es ernst nehmen."

"Oh, ich glaube das hängt vom Maßstab ab. In zwei Stunden wird ein Wurm aktiviert, der bereits in den Servern aller großen Nachrichtenagenturen implantiert ist und die normalen Inhalte durch meine 'Sondermeldung' ersetzen. Und selbst wenn sie die Server rechtzeitig vom Netz nehmen könnten, was allein schon eine Menge Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Fragen aufwerfen würde, wird es die Dinge nur ein wenig verzögern. Wie es Würmer normalerweise tun, wird er sich im gesamten Internet verbreiten und die Leute zu jeder Zeit an Ihre Pläne erinnern."

"Sogenannte Beweise können jederzeit widerlegt werden", zischte Toshiki, ein wenig zu verärgert, wie er selbst bemerkte. Er durfte keine Schwäche zeigen, vor diesem viel zu selbstgefällig grinsenden Bastard.

"Oh, ich kann es kaum erwarten die Geschichte zu hören, die Sie den Massen vorwerfen, um diese Sache zu vertuschen. Ein Meteorit wird diesmal wohl nicht funktionieren, glaube ich. Aber egal was es ist, die Menschen werden sich an dieses Ereignis erinnern und es werden immer Stimmen laut werden, die ihre Glaubhaftigkeit anzweifeln."

Bemerkend, dass die Hand, die die Waffe hielt, viel zu sehr zitterte, legte er sie zögerlich auf den Schreibtisch. Er hasste es das zuzugeben, aber für den Moment hatte dieser Typ ihn in der Hand. Er musste sicher gehen, dass er später seine Rache bekommen würde. "W-was wollen Sie?"

"Brechen Sie den Angriff auf NERV ab", sprach Kaji, nun todernst.

Toshiki konnte nicht glauben, was er da hörte. "Sie... Sie Narr! Wollen Sie wirklich, dass NERV den Third Impact auslöst?!"

Die Gesichtszüge des Spions verhärteten sich. "Sie sind der Narr, wenn Sie wirklich glauben, dass SEELE ihn verhindern will! Nur weil sie Ihre Karriere finanziert haben, heißt das nicht, dass sie immer recht haben!"

"Sie... sie würden nicht...!" Toshiki erblasste. Sie würden es nicht tun. Sie waren die Guten. Sie trafen ein paar drastische und unpopuläre Maßnahmen im Geheimen, arbeiteten aber immer auf das höhere Ziel hin. Warum hätten Sie ihm sonst geholfen diese Position zu erreichen, wenn nicht für das größere Wohl von Japan...?

Er sackte in seinem Stuhl zusammen, als er die unangenehmen Schlüsse zog. "Es ist zu spät", murmelte er nur. "Es hat bereits begonnen. Und sie haben strikte Anweisung Funkstille zu halten, sobald das Signal gegeben wurde."

"Damit, was immer dort auch passieren mag, nicht zu Ihnen zurückverfolgt werden und als grauenhafter Alleingang von ein paar verräterischen Soldaten abgetan werden kann, falls es nicht so läuft, wie es sollte", zischte Kaji verächtlich. "Dann ordern Sie die verbleibenden Truppen so schnell wie möglich nach Tokyo-3! Wenn wir es ihnen nicht über Funk sagen können, dass müssen wir es von Angesicht zu Angesicht tun – oder von Waffe zu Waffe, wenn es sein muss!"


*********


Die Arme vor der Brust verschränkt, trommelten die Finger von Misatos rechter Hand nervös gegen ihren linken Ellenbogen. "Wie kommt die Evakuierung des zivilen Personals voran?"

"Ungefähr die Hälfte hat die inneren Schutzräume erreicht."

Nicht schnell genug. "Nicht schnell genug", wiederholte sie laut. "Wir könnten jederzeit..."

Die ersten Explosionen unterbrachen sie in genau diesem Moment.

"Die Radarstellungen acht bis siebzehn senden nicht mehr!", rief jemand, als ein Monitor nach anderem nur noch Rauschen anzeigte.

"Ein JSSDF Tech-Bataillon
durchbricht den Gora-Verteidigungsperimeter!"

"Zwei Bataillone rücken von Gotemba aus vor!"

Misatos Hände ballten sich zu Fäusten als mehr und mehr Berichte über Verluste und erobertes Gelände hereinkamen, ihr Verstand raste in dem Versuch die Situation zu analysieren. Wenn Shinji nur in der Lage gewesen wäre, sich an etwas von taktischer Relevanz zu erinnern. Die feindlichen Truppen waren bereits dabei einzufallen, aber warum würden sie...?

'Moment! Sie würden mit Sicherheit als erstes versuchen die größte Gefahr für sie auszuschalten, aber sie haben nichts, womit sie den EVAs gefährlich werden könnten. Aber sie könnten die Schwachpunkte der EVAs angreifen...'

"Der Angriff von Westen ist ein Ablenkungsmanöver!", rief sie ihre Erkenntnis heraus. "Wenn ihr tatsächliches Ziel die EVAs sind, werden sie versuchen sich um die Piloten zu kümmern! Wo sind Shinji und Asuka?"

"Sie sind bereits in den Cages und melden, dass sie bereit sind auszurücken", erklärte ihr Makoto.

"Gut. Zumindest eine Nachricht, die nicht niederschmetternd ist", seufzte Misato erleichtert. "Bring die Evangelions direkt an die Oberfläche, sobald sie bereit sind. Was ist mit Rei?"

"Aufenthaltsort unbekannt", berichtete Shigeru. "Wir wissen immer noch nicht, wo sie sein könnte."

Misato knirschte mit den Zähnen. Dass sie nicht gefunden werden konnte bedeutete entweder, dass sie beim Commander war und kurz davor stand de Third Impact auszulösen, oder dass sie bereits tot war. Und ein ekelerregender Teil von ihr wünschte sich fast letzteres. Aber dass der Commander ausgerechnet jetzt nicht hier war, machte diese Möglichkeit immer unwahrscheinlicher.

Doch sie hatte jetzt andere Dinge, um die sie sich kümmern musste. Die angreifenden Truppen sickerten immer noch schneller in die Gänge von NERV, als sie es erwartet hätte, jede Blockade, die NERV ihnen in den Weg stellte einfach so durchbrechend, als wäre sie gar nicht da.

Shinji hatte ihr gesagt, dass sie jeden töten würden, der ihnen über den Weg lief, doch vielleicht hatte sie ihre grausame Effizienz unterschätzt. Sie hatte darüber nachgedacht ihre Leute zu sammeln und sie die erwarteten Angreifer abfangen zu lassen, doch nun war es offensichtlich, dass sie sie in den Sicheren Tod geschickt hätte.

Nein, dies war keine Schlacht, die sie im offenen Kampf gewinnen konnten.

Sie musste nachdenken! Was hätte sie zuvor getan? Und was könnte sie tun, um es noch effektiver zu machen? Sie entließ ein frustriertes Seufzen, bevor sie sich zusammenriss und dass Komm aktivierte. "An alle: Rückzug in den zentralen Komplex! Blockiert den Weg hinter euch so gut es geht, aber versucht nicht sie direkt aufzuhalten. Wer es in der nächsten Minute nicht schaffen kann..." Sie verstummte. Dies war die Art Entscheidung, bei denen sie es hasste das Kommando zu haben; Entscheidungen die Menschenleben zu einfachen Zahlen reduzierten, in einer grausamen Kosten-Nutzen-Analyse. "Versteckt euch und betet, dass sie euch nicht finden."

Es war zu bezweifeln, dass es irgendjemand überleben würde, der dazu gezwungen war. Die, die, genau wie die feindlichen Soldaten, noch in den äußeren Ebenen waren, hatten kaum eine Chance es rechtzeitig zu schaffen. Aber sie hatten kaum eine Wahl.

"Füllt die Ebenen zwei bis vier mit Bakelit, in 50 Sekunden", befahl Misato ruhig. "Öffnet alle Tore, alle Türen, damit jeder Gang und jeder Raum geflutet wird. Wir sollten eine ganze Menge damit erwischen und sie dadurch zumindest eine Weile aufhalten. Wenn wir Glück haben, lange genug."

"Lange genug... wofür?"

Misato wünschte sie hätte eine Antwort auf diese Frage.


*********


Die Panzer richteten auf der Stelle ihre Kanonen auf die beiden Giganten, verschwendeten ihre Munition gegen die undurchdringlichen AT-Felder. VTOLs umkreisten die Köpfe der Titanen, wie lästige Käfer; die Piloten waren scheinbar überrascht durch die Hindernisse, die plötzlich in ihre Flugbahn katapultiert wurden, als einer zu spät auswich und gegen das orange Verteidigungsfeld von EVA-01 prallte.

Shinjis Komm-Fenster erschien zu ihrer Linken und zeigte sein bedrücktes Gesicht. "Asuka..."

"Ist schon gut", sagte der Rotschopf sanft, nur all zu gut wissend, dass er keine Menschen töten würde, solange es wirklich keinen anderen Weg mehr gab. Es war nicht so, dass der Gedanke Leben zu nehmen ihr besser gefiel, aber sie konnte ihr Gewissen eher davon überzeugen, dass es ein notwendiger Akt der Selbstverteidigung war, als er es konnte. "Ich kümmere mich um sie. Diese Typen sind immerhin nicht das wirkliche Problem. Sorge nur dafür, dass sie mein Kabel nicht erwischen, okay?"

Er lächelte schwach, als er nickte. "Natürlich."

Asuka grinste ihn an, bevor sie ihre Augen schloss; einen tiefen Atemzug nehmend. Dann preschte sie vor.

***

General Kato mochte überhaupt nicht, was er dort durch sein Fernglas sah, ein paar Kilometer vom Schlachtfeld entfernt; doch wenn man die Größe seiner Feinde betrachtete, hätten sie auch gleich neben ihm stehen können. Das rote Monster holte seine VTOLs vom Himmel, als seien es Fliegen, zerstörte seine Panzer, als würde es Käfer unter seinen riesigen Fußsohlen zerquetschen und das Schlimmste dabei war, dass es dabei keinen sichtbaren Schaden nahm. Sogar Bombardements mit multiplen Sprengköpfen wurden von diesem verdammten Kraftfeld aufgehalten, bevor sie auch nur in dessen Nähe kommen konnten.

Es hatte einen einzelnen Moment der Hoffnung gegeben, als eine Rakete ins Ziel gefunden hatte und direkt in den hässlichen Kopf des Biests eingeschlagen war, doch das hatte nicht einmal einen Kratzer hinterlassen. Entweder konnte dieser Schild seine Ausmaße jederzeit verändern, oder die Panzerung war dicker als man es ihnen gesagt hatte. Diesen kümmerlichen Fortschritt mit anzusehen, den sie bis jetzt in ihrem Vorstoß gemacht hatten; so eine gewaltige Menge an Kraft, Geld und nicht zu vergessen Menschenleben gegen diese scheinbar undurchdringliche rote Wand zu verlieren war niederschmetternd.

Doch er hätte sich seinen Rang nicht verdient, wenn solch ein Rückschlag genug gewesen wäre, um ihn alle Hoffnung auf einen Sieg verlieren zu lassen. Es wäre wünschenswert gewesen die Evangelions und ihre Piloten "sicherzustellen", bevor sie sich an dem Kampf hätten beteiligen können, aber es war nicht so, als hätten sie sich überhaupt nicht auf diese Situation vorbereitet.

"Das Kabel!", bellte er den Befehl zu seinem Komm-Offizier. "Konzentriert alle Feuerkraft auf das Kabel!"

"Es hat keinen Sinn, Sir! Lila bewacht es!"

"WAS?!", sofort fuhr er herum, um seinen Blick auf den zweiten Giganten zu richten, der bis jetzt scheinbar nicht in die Kampfhandlungen eingegriffen hatte. Und tatsächlich blieb er immer in der Nähe des Kabels des roten, wobei er sich beeindruckend darunter hinweg duckte und hinüber sprang, ohne dass der Pilot des roten sich darüber Gedanken machen musste, dass sein Partner ausversehen seine Bewegungsfreiheit einschränkte. Wann immer eine seiner Einheiten das Feuer auf die Energieversorgung eröffnete, würden diese orangen Hexagone erscheinen, die offensichtlich von der lila Einheit erzeugt wurden.

Und Lila hatte selbst kein Kabel als Schwachpunkt.

Kato grunzte frustriert. "Ich glaube das war's dann für uns..."

Einer seiner Offiziere warf ihm einen Blick zu, wartete auf seinen Befehl. "Rückzug, Sir?"

Der General schloss nachdenklich seine Augen. Er hatte immer noch eine N2-Mine zu seiner Verfügung, aber die war wertvoll und er hatte Engel gesehen, die mehr als einer davon wiederstanden hatten. Wer konnte ihm also garantieren, dass es genug sein würde, um die Kreaturen loszuwerden, die alle anderen übertroffen hatten? Und er hatte geplant damit die Geofront zu durchbrechen.

"Ja", bestätigte er endlich, sein Gesicht zu einer Grimasse verzogen. Egal wie sinnlos ein Kampf war, es war immer ein Angriff auf seine Ehre aufzugeben, selbst wenn es nur aus taktischen Gründen war. "Geben Sie das Signal und fordern Sie die großen Jungs an. Lasst die Monster sich gegenseitig umbringen."

***

"Ich habe hier acht, nein, neun Transportflugzeuge auf dem Schirm!", berichtete Aoba. "Sie werfen... werfen EVAs ab?"

"Die EVA-Serie", murmelte Misato, nicht annähernd so überrascht, doch sie war alles andere als erfreut über die Nachricht. "Hat länger gedauert als erwartet."

"N-neun?", keuchte Maya. "Gegen zwei?"

"Tja, ich werde die Quote ein wenig verbessern", murmelte Misato zu sich selbst, bereits an ihrem Handy herumfummelnd. Es klingelte nur ein einziges Mal. "Ritsuko? Bist du fertig da unten?"

"Schon auf dem Weg", kam die knappe Antwort der Blondine aus dem Lautsprecher.

Der Major grinste. "Braves Mädchen", lobte sie, bevor die das Gespräch beendete und ihr Handy wieder wegsteckte.

Hyuga hatte, wie die meisten der anderen, von dem kurzen Austausch nichts mitbekommen. "Ernsthaft, neun gegen zwei. Die übertreiben... MOMENT! Da ist noch ein Signal, das sich schnell nähert!"

"Mach dir keine Sorgen darüber", kündigte Misato nun laut an. "Das ist einer von unseren!"

***

"Bist du bereit?"

"So bereit wie ich jemals sein werde", antwortete sie mit einem müden Lächeln, ihre Augen nicht von den weißen Punkten abwendend, die aus dieser Entfernung fast wie Vögel aussahen. "Was nicht besonders viel ist."

Sie in dieser Höhe beobachtend, fragte sie sich, ob sie nicht vielleicht nach einer Waffe mit großer Reichweite hätten fragen sollen, um ein oder zwei von ihnen aus der Entfernung abzuschießen, solange sie noch in der Luft waren. Aber sie wusste besser als jeder andere, dass es mehr als einen Schuss brauchen würde, um einen von ihnen dauerhaft zu erledigen, egal wie genau.

Ihr Herz klopfte wie wild, doch es war schwer zu sagen ob das von der Anstrengung des vorherigen Kampfes kam, oder durch die Aufregung des bevorstehenden. Vermutlich etwas von beidem. Tief durchatmend, spannte sie ihre Hände an, um etwas gegen das kribbelnde Gefühl darin zu machen, das von ihrem EVA ausging. Vermutlich als Resultat der eiligen Reparaturen, nachdem sie vom letzten Engel abgetrennt worden waren. Aber das war immer noch besser als mit Stummeln zu kämpfen, auch wenn sie das nicht besonders beruhigte, im Angesicht des vermutlich härtesten Kampf ihres Lebens.

Rücken an Rücken warteten die beiden Einheiten darauf, dass die weißen Bestien ihren Abstieg beendeten, während sie sie umkreisten. Kurz bevor die neun EVAs krachend auf dem Boden aufschlugen, stürmten Shinji und Asuka auf den jeweils nächsten Feind zu und warfen sie nieder, bevor sie einen festen Stand hatten, oder gar Kampfbereit waren.

So war zumindest der Plan.

Weniger als eine Sekunde nachdem sie ihr Ziel niedergerungen hatte, spürte sie dessen Füße im Rücken ihres EVAs, wodurch stattdessen sie umgeworfen wurde. Sie nutzte den Schwung um sich abzurollen, bevor sie ein unbewegliches Ziel für die anderen darstellen konnte, sich umdrehend, als sie sich aufrappelte.

Die Einheit die sie umgeworfen hatte war ebenfalls bereits wieder auf den Füßen und ihr schon wieder gefährliche nahe, sodass sie kaum Zeit hatten dem Hieb des Schwertes auszuweichen, welches sie noch immer führte. Sehr zu Asukas Überraschung, wurde dem vergeltenden Tritt genauso elegant ausgewichen, wie ihr folgender Versuch dessen Arm zu greifen, um sie zu werfen, wodurch sie einfach an der Einheit vorbeilief.

Aus dem Augenwinkel bemerkend, dass sich ihr zwei weitere Einheiten näherten und eine weitere ihrem Kabel, entschied sie, dass es besser war sich zurückzuziehen. Shinji musste auf ähnliche Schwierigkeiten gestoßen sein, denn sie trafen sich an ihrem Ausgangspunkt, Rücken an Rücken den abartig grinsenden Monstrositäten gegenüberstehend.

"Irgendwas stimmt hier nicht! Sie sollten nicht so stark sein!", rief Asuka, als sie ihr Progmesser aus ihrem Schulterholster holte, was Shinji ihr sofort gleichtat.

"Aber ich dachte, dass sie... naja...", seine Stimme wurde so leise, dass man sie zwischen seinem schweren Atemzügen kaum verstehen konnte, "dich besiegt haben..."

Sie schüttelte diesen Gedanken schnell von sich. "Aber nur weil sie sich regeneriert haben. Und wegen den..." Ein Keuchen entwich ihrer Kehle, als sie mit einem Augenblinzeln bemerkte, dass die beiden, die gegen Einheit-01 gekämpft hatten, ihre Schwerter bereits verwandelt hatten, "Lanzen... Sie waren damals nicht annähernd so gute Kämpfer. Es sei denn..."

Ihre plötzliche Erkenntnis erzeugte ein eisiges Gefühl tief in ihren Eingeweiden. Es war nicht nur der Tod, den sie ihr gebracht hatten, es war die totale Zerstörung gewesen. Und dafür spürte sie eiskalten Zorn in sich aufsteigen, weit über den Hass hinausgehend, den sie damals verspürt hatte. "Sie haben nur mit mir gespielt..."

"Was?"

"Mir wäre ohne das Kabel früher oder später die Energie ausgegangen", fuhr sie mit flacher Stimme fort. "Sie wussten, dass ich sie nicht besiegen konnte. Sie haben einfach gewartet; haben ein wenig Spaß mit mir gehabt, während sie das taten. Sie wollten nur meinen Stolz anfachen, sodass sie ihn wieder zerschmettern konnten. Sie haben mit mir gespielt, wie eine Katze mit einer Maus, bevor sie ihr das Genick bricht."

"Asuka...", keuchte Shinji fassungslos. "Bi-Bist du sicher, dass sie überhaupt bösartig sein können? Sie hätten damit riskiert..."

"Es ist mir egal, warum sie es getan haben!", ließ sie ihn mit einem erbosten Schrei verstummen. "Aber ich werde sie dafür bezahlen lassen!"

Damit stürmte sie voran, nicht auf Shinjis Rufe achtend, dass sie warten, sich beruhigen sollte, es überdenken und ein Plan machen. Doch obwohl sich diese weißen Bestien bereits versammelten um sie zu empfangen, obwohl sie sie bereits zum zweiten Mal überrascht hatten, würde sie nicht nachgeben. Sie würde sie zerstören, sie in Stücke reißen, bis sie sich sicher sein konnte, dass sie nie wieder aufstehen würden.

Doch dann kam sie zu einem abrupten Halt. Ein riesiger Schatten sprang scheinbar aus dem Nichts auf das Schlachtfeld und fuhr auf einen der überraschten MP-EVAs hernieder, bevor die anderen reagieren konnten.

"W-was ist das?", fragte Asuka sich keuchend.

Shinji erkannte die kantige, graue und rote Gestalt auf der Stelle, doch er war nicht weniger überrascht. "Der Jet Alone?"

"Hey ihr!", kam eine selbstsicher Stimme durch das Komm. "Ich habe gehört ihr könntet ein bisschen Hilfe gebrauchen!"

"Touji?", fragte Shinji, verblüfft darüber die Stimme seines Freundes zu hören.

"Jap, ich bin's."

Asuka konnte es sogar noch weniger glauben. "Du steuerst dieses Ding?"

"Naja, ja..."

***

"... und nein. Ich glaube 'fernsteuern' ist das bessere Wort", sagte Touji von seinem Sitz aus, in einer der Räume tief im Hauptquartier, während er Ritsuko einen Blick zuwarf. "Aber ich glaube der Doc kann das besser erklären."

Die Blondine verzog auf den Spitznamen hin das Gesicht, entschied aber, dass es der falsche Zeitpunkt für Streitereien war. "Wie du dich vielleicht erinnerst, Shinji, war Jet Alone darauf ausgelegt unbemannt zu operieren und über Funk von mehreren Terminals aus gesteuert zu werden. Ich habe diesen simplen Aufbau durch eine effektivere und mehr intuitive Steuerung ersetzt, die mehr der der EVAs ähnelt."

Tatsächlich war Toujis Pilotensitz ein altes Modell aus einem Entryplug-Prototypen; er trug sogar ein Interface-Headset. Doch aus diesem, genau wie aus den Steuerelementen, verliefen Kabel zu einem nahegelegenen MAGI-Terminal, damit der Supercomputer die empfangenen Signale umwandeln und an den Roboter senden konnte.

"Aber...", begann Shinji, merkbar nervös, da, wie auf den Displays zu sehen war, die feindlichen EVAs wieder auf dem Vormarsch waren, nachdem die anfängliche Überraschung nachgelassen hatte. "Wie seid ihr da rangekommen? Wurde er nicht nach dem Vorfall von der Regierung beschlagnahmt? Wenn überhaupt, dann hätte ich erwartet, dass er auf der anderen Seite ist."

"Ihr hattet eure Geheimnisse, ich hatte meine", kam Misato über den offenen Kanal dazu und erlaubte sich einen kleinen Moment des Triumphes in diesem Chaos. "Aber sagen wir einfach wir haben einen gemeinsamen Freund, der uns dieses Geschenk hat zukommen lassen."

"Wir haben unsere ersten Testläufe gestartet, als die Ausgangssperre verhängt wurde", erklärte Misato. "Perfektes Timing, denn sonst hätten wir Touji niemals rechtzeitig hier rein bekommen."

"Er hat das Ding vorher noch nie gesteuert?", protestierte Asuka schrille Stimme über das Komm während sie instinktiv einem Schlag von hinten auswich.

"Oh, mach dir keine Sorgen, Soryu!", bellte Touji neckisch zurück. "Ich habe schon ein paar Simulationen durchlaufen. Und ich glaube ich halte mich gut genug!"

"Wie auch immer", quittierte Asuka grinsend, nachdem sie ihren Angreifer über ihre Schulter geworfen hatte. "Komm uns einfach nicht in die Quere!"

"Ich in eure?", lachte der Junge als Erwiderung, an den Kontrollen reißend um den Roboter herumzudrehen, zwei Einheiten gleichzeitig treffend. "Ich wette ich mache mehr fertig als du!"

Ritsuko räusperte sich um die Teenager an den Ernst der Lage zu erinnern. Immerhin war dies ein Kampf, der über Leben und Tod der gesamten menschlichen Rasse entscheiden könnte und keine freundschaftliche Auseinandersetzung. "Denkt dran, der Jet Alone hat weder ein AT-Feld, noch kann er eins neutralisieren, also müsst ihr euch darum kümmern", sprach sie die EVA-Piloten an. "Aber auf der anderen Seite macht das auch gleichzeitig den Vorteil der Lanzen wieder wett."

"Und denkt auch daran, dass das Ding mit Atomenergie läuft", übernahm Misato wieder, leicht das Gesicht verziehend, als sie sich daran erinnerte, wie sie unnötigerweise versucht hatte den Koloss aufzuhalten. "Eine Atomexplosion ist nicht so schlimm wie der Third Impact, aber ich würde es trotzdem vorziehen so etwas wenn möglich zu vermeiden."

"Verstanden", bestätigte Shinji.

"Dann lasst uns ihnen zeigen, dass Zahlen für uns nichts bedeuten!", kündigte Touji an.

"Das musst du mir nicht sagen", stimmte Asuka mit ein. "Ich habe die Ergebnisse deines letzten Mathe-Tests gesehen."

Ritsuko schüttelte den Kopf. Kinder...

***

"Statusbericht!"

"Shinjo-Trupp hier!", antwortete Akita in das Funkgerät. "Wir haben Ebene zwei endlich gesichert, over!"

"Warum hat das so lange gedauert?", plärrte die arrogante Stimme in Erwiderung.

Den Soldaten regte das mehr als auf. "Dieses Bakelit war überall! Wir haben keinen Weg herum gefunden, also mussten wir uns da durcharbeiten!" Er atmete tief durch und versuchte zu entscheiden, ob er seine Wut gegenüber einem Vorgesetzten Luft machen sollte oder nicht. "Und das wäre viel schneller gegangen, wenn wir die versprochenen Verstärkungen hier hätten!"

"Wir haben sie nicht an Lila und Rot vorbeibekommen!"

Akita seufzte. "Das ist vielleicht sowieso egal. Wir sind kaum auf Widerstand gestoßen, seit sie die oberen Ebenen blockiert haben!"

"Das sollte nicht allzu überraschend sein; die meisten von denen haben keine militärische Ausbildung. Sie haben uns vermutlich alles was sie hatten entgegen geworfen, bevor sie sich in ihren Löchern verkrochen haben."

"Nein, Sir, ich meinte dass uns quasi überhaupt niemand über den Weg gelaufen ist." Er machte eine Pause und sah sich nach dem Rest seines Trupps um. "Glauben Sie das ist eine Falle?"

***

Gendo Ikari war kein Mann der in bloßer Vorfreude offen lächelte, doch er war durchaus freudig erregt, als er durch die dunklen Gänge des Terminal Dogma wanderte, die Beschleunigung seines Herzschlages nicht abstreitbar, als er sich seinem Ziel näherte. Es war nun so nahe, die Jahre der Arbeit trugen endlich Früchte. Sobald Rei zu ihm stieß war es nur noch eine Frage von Minuten, bis er sie endlich wiedersehen würde.

Die letzte Tür glitt vor ihm zur Seite.

"Ich wusste ich würde dich hier...", er verstummte als er seinen Fehler bemerkte. Die Kammer war leer, nur die Überreste der Klone trieben in dem noch immer erleuchteten LCL-Tank umher.

Er war sich sicher gewesen, dass sie hierher kommen würde, zu dem Ort an dem sie wieder einmal geboren wurde. Vielleicht war er zu früh und sie bereitete sich noch immer darauf vor ihren Körper zu verlassen, ihr eigenes AT-Feld zu neutralisieren. Aber hätte er sie dann nicht auf seinem Weg hierher bemerken müssen?

Er drehte sich um, seine Schritte beschleunigend, als er begann den gesicherten Bereich abzusuchen. Das Pochen seines Herzens war noch immer da, doch es wurde nicht länger durch Vorfreude ausgelöst. Unsicherheit und Furcht durchfluteten ihn.

Sie musste hier sein! Es war ihre Bestimmung, ihr Schicksal! Jede Faser ihres Seins würde sie inzwischen hier her ziehen. Dass sie von NERV nicht gefunden werden konnte, musste bedeuten, dass sie unten im Terminal Dogma war! Sie musste hier irgendwo sein!

Aber wo er auch suchte, die Becken, den Geburtsraum, dem Friedhof, die alten Labors; sie war nirgendwo zu finden!

Ein Gedanke, der zu schrecklich war, um wahr zu sein verfolgte ihn die ganze Zeit über: 'Hatte der Junge recht gehabt?'
Was wenn SEELE sie in die Finger bekommen hatte, lange bevor der Angriff begonnen hatte? Selbst wenn noch Ersatz gegeben hätte, hätte er keine Zeit gehabt sie zu erwecken. Aber selbst wenn sein Geheimdienst Anordnung hatte, ihn nicht mit Trivialitäten zu belästigen, würde er mit Sicherheit wissen, wenn ihr irgendetwas passiert wäre – oder den Agenten die sich um ihre Sicherheit kümmerten. Auf der anderen Seite hatte sich herausgestellt, dass sie schon zuvor die Piloten aus den Augen verloren hatten. Könnte es sein, dass es mehr Verräter in seinen Reigen gab, als er angenommen hatte?

Was immer es war, das Rei daran gehindert hatte zu kommen, es gab nichts was er noch tun konnte, um sie hier her zu bekommen. Und ohne sie entglitt einfach alles seiner Kontrolle, alles wofür er gearbeitet hatte, er war so nahe gewesen, dass er es schon fast hätte berühren können.

Es konnte einfach nicht sein...

Er fiel auf die Knie, physisch erschöpft, aber viel mehr emotional ausgelaugt. So nahe...

Als er zum Gesicht des Giganten aufblickte, starrten die sieben Augen der Maske zurück auf ihn. Sie schienen sich in seine Seele zu brennen, ihn dafür zu verhöhnen, dass er so töricht gewesen war. Lilith mochte gefangen sein, hilflos ihren Untersuchungen ausgesetzt, ihren Tests, ihren Experimenten um ihre Macht zu erlangen. Aber nun war es als würde sie ihn auslachen, weil er geglaubt hatte er könnte diese Macht an sich reißen. Niemals zuvor hatte er bemerkt, wie sinnlos es doch gewesen war, wie minderwertig er doch war, selbst mit all der Wissenschaft der Menschheit hinter sich, im Vergleich zu dieser Gottheit.

Da war ein Jucken in seiner rechten Handfläche, ein Verlangen in ihm das hier allein zu Ende zu bringen, die Verbindung ohne ein Medium einzugehen, doch Gendo wusste es besser, als dass er auf Adams Verlockungen hören würde. Er hätte keine Chance es zu kontrollieren.

In dem Moment realisierte er, dass alles wofür er gearbeitet hatte, alles was ihn all die Jahre dazu gebracht hatte weiter zu machen, alles wofür er seine Menschlichkeit geopfert hatte, umsonst gewesen war.

Und das nur weil die Person, die eigentlich die verlässlichste Figur in seinem Spiel gewesen war, seine Hoffnungen verraten hatte.

Er hatte also verloren. Ihre Verteidigung würde letztendlich überrannt werden. Nichts konnte die JSSDF daran hindern die heiligsten Bereiche der Geofront zu betreten.

Aber als seine Hand den kalten Stahl in seiner Tasche umfasste, realisierte er, dass es vielleicht noch einen anderen Weg gab, Yui wieder zu sehen.

Und während hunderte Meter über ihm die Pistolen und Gewehre der Soldaten in den Gängen und Korridoren hämmerten, hallte ein einzelner Schuss im Terminal Dogma wieder.

***

Nachdem die anfängliche Überraschung über den unerwarteten Feind nachgelassen hatte, zeigten die Massenproduktions-Evangelions kein weiteres Zögern, geschweige denn Respekt für NERVs Kämpfer. Anders als in Asukas erstem Kampf mit diesen Kreaturen, warteten sie nicht darauf einer nach dem anderen angegriffen zu werden. Sie rückten in Gruppen vor, doch nicht einfach drei gegen einen – sobald einer der drei Feinde angegriffen war, gingen sie sofort weiter zum nächsten, unabhängig davon, ob sie einen Treffer gelandet hatten oder erfolgreich abgewehrt wurden oder sogar selbst getreten oder von einem Progmesser geschnitten worden waren.

Dadurch zwangen sie die Piloten sich gegen diesen scheinbar endlosen Schwarm zu verteidigen, ohne dass diese eine Chance hatten, sich einen bestimmten Gegner zu konzentrieren, um ernsthaften Schaden anzurichten. Einige verschärften die Lage sogar noch dadurch, dass sie ihre Flügel wieder entfalteten und mit ihren Schwertern aus der Luft auf ihre Bodengebundenen Widersacher herniederfuhren. Unnötig zu sagen, dass besonders die rothaarige Piloten alles andere als glücklich mit der Situation war.

"GottVERDAMMT!", fluchte sie frustriert, als sie es knapp vermied enthauptet zu werden, während ihre eigene Waffe wieder mal ins Leere traf. "Vielleicht solltet ihr beiden verschwinden, ich habe mich allein besser gegen diese Dinger geschlagen!"

"Asuka!", schaffte Shinji es zu protestieren, obwohl er gerade selbst einige Probleme mit den weißen Bestien hatte. "Sag sowas nicht!"

"Aber sie hat vielleicht gar nicht so unrecht", sinnierte Misato über das Komm. "Wenn ihr euch weiter verteilt, müssten sie ihr Angriffsmuster aufbrechen. Bewegt euch einfach nicht zu weit voneinander weg, falls einer Unterstützung braucht, wenn sie sich plötzlich auf einen einzelnen konzentrieren."

"Leichter gesagt als getan!", schoss Asuka zurück.

"Warum benutzen sie diese Lanzen nicht?", wunderte sich Touji. Während er nicht in direkter Gefahr war, so wie Shinji und Asuka, strengte es ihn trotzdem genauso sehr an, seinen riesigen Avatar unbeschädigt zu halten. Es war nicht die Synchronrate, die nicht annähernd so hoch war, wie während seiner kurzen Erfahrungen mit EVA-03. Aber er war hier um zu helfen und nicht um dabei zuzusehen, wie sein Roboter in Stücke gerissen wurde, ohne dass er wenigstens einen dieser Bastarde für seine Freunde erledigt hätte.

"Sie wollen vielleicht einfach vermeiden sich gegenseitig – SCHEISSE!", Asukas Schlussfolgerung ging in den Alarmsignalen unter, die ertönten, als ihr Batterie-Timer startete. Hinter ihr, in dem allgemeinen Chaos bis zu diesem Moment unerkannt, stand eines der grinsenden Monster, dessen Klinge noch immer zwischen den beiden Enden des soeben durchtrennten Umbilikalkabels im Boden steckte. "Gut! Jetzt reicht's!"

Rasend vor Wut, versuchte Asuka nicht einmal dem folgenden Schlag abzuwehren. Stattdessen stürme sie mit einem wilden Schlachtruf auf den EVA zu und verpasste ihm einen Kopfstoß, bevor er zuschlagen konnte. Der Einschlag des roten Evangelions gegen seine Brust, brachte die überraschte Einheit dazu ihre Waffe fallen zu lassen, nach der Asuka auf der Stelle hechtete, während ihr Widersacher noch beschäftigt war.

"Asuka, beruhige dich", bat Shinji, als sie begann wild mit der Klinge um sich zu schlagen und damit ihre Angreifer ein wenig auf Abstand brachte. "Denk an deine Energiereserven! Du solltest einfach..."

"Ich sollte einfach was?", bellte sie zurück. "Mich in Sicherheit bringen und sie dir überlassen? Sei nicht albern! Ich habe noch viereinhalb Minuten um sie zu erledigen!"

"Asuka...", versuchte Shinji es erneut, gab es jedoch auf. "Versprich mir nur, dass du die letzten zwanzig Sekunden dazu gebrauchst hier abzuhauen!"

Den Austausch beobachtend, entging Touji beinahe die MP-Einheit, die die neue Gefahr, die von EVA-02 ausging, ignorierte und sich auf den JA stürzte. Beinahe.

Er duckte sich zur Seite weg um dem Schlag auszuweichen und ließ zur selben Zeit seinen Arm nach vorne schießen. Die Einheit kam zu einem unsanften Stillstand, als sie die metallene Hand einen seiner Flügel griff. Touji nutzte den Schwung des JA um den EVA herumzuschleudern, mit der Absicht ihn in einen nahegelegenen Bergrücken zu werfen. Doch ein lautes, reißendes Geräusch kündigte den Fehlschlag seines Vorhabens an, obwohl das nicht unbedingt schlecht war. Mit einem Flügel weniger schlug der EVA hart auf dem Boden auf, der weiße Körper überschlug sich mehrmals, seine Masse riss die Erde auf, bis er gegen eine kleine Felsformation prallte und liegen blieb.

"Wohoo!", beglückwünschte Touji sich selbst. "Damit ist der erste erledigt!"

"Nicht erledigt genug!", kam Asukas Schrei nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie mit ihrem EVA an dem JA vorbei auf die scheinbar außer Gefecht gesetzte Einheit zustürmte und rammte die scharfe Spitze der Klinge tief in den roten Kern. Funken flogen als sie es tiefer und tiefer hineindrängte, mehr und mehr Risse zogen sich über die glatte Oberfläche. Der nicht ganz so tote EVA bäumte sich plötzlich mit einem lauten Kreischen auf, seine Arme griffen nach seinem Angreifer – und fielen schlaff herunter, als der Kern in tausend Stücke zersplitterte.

Ein irres, aber sehr befriedigtes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des schwer atmenden Mädchens aus, als es sich umdrehte. "Erster..."

***

Nicht einen Moment später ging ein Aufschrei durch die Versammlungshalle von SEELE. "Sie haben EVA-09 zerstört! Wie konnte das passieren?"

"Die EVA-Serie sollte unaufhaltsam sein! Selbst die Kerne sollten ihre Funktion bis zu einer Schadensquote von 63 Prozent nicht einstellen!"

"Alles ist verloren! Wie sollen wir nun die Zeremonie einleiten?"

"Es gibt keinen Grund in Panik auszubrechen! Wir haben immer noch einen Ersatz auf dem Schlachtfeld."

"Ein Ersatz der nicht auf unserer Seite steht und dem die nötige Energie fehlt!"

"Es macht keinen Unterschied. So lange wir gewinnen, können wir Lilith und Adam von Ikari sicherstellen. Wir werden einen neuen Evangelion bauen, der den Platz des gefallenen einnehmen wird. Die Zeremonie wird lediglich verschoben."

"Einen neuen bauen? Sie haben leicht reden! Aber was ist wenn noch mehr fallen? Mein Land hat alle seine Ressourcen für den Bau derer, die wir jetzt haben aufgebraucht! Und ich weiß mit Sicherheit, dass wir nicht die einzigen sind!"

"Ich stimme zu. Es wäre billiger das Weltraumprogramm wieder aufleben zu lassen. Wir könnten die original Lanze zurückholen!"

"Die Lanze wird uns nur weiterhelfen, wenn wir tatsächlich siegreich sind! Wir haben den Fehler gemacht, all unsere Hoffnungen in diesen einen Angriff zu stecken! Wir waren zu leichtsinnig und haben diese Kinder unterschätzt!"

"Wie könnten wir verlieren? Wir haben lediglich eine Einheit verloren! Wir sind ihnen zahlenmäßig immer noch weit überlegen!"

"Lasst uns jetzt nicht untereinander streiten! Wir können uns an diese neue Situation anpassen, sobald dieser Kampf gewonnen ist."

"In der Tat. Gibt es Neuigkeiten von dieser verräterischen Staffel, die gesichtet wurde?"

"Wir haben andere Sorgen, als ein paar vermisste VTOLs!"

Die Diskussion heizte sich immer weiter auf, die Zwischenrufe überlagerten sich und keiner wusste mehr, wer überhaupt was gesagt hatte, hinter ihren anonymen Hologrammen.

In dem aufkommenden Chaos war jedoch keinem aufgefallen, dass der Monolith mit der Aufschrift "SEELE-01" stumm blieb.

***

"Sir!", schrie der Pilot des VTOLs über das Dröhnen der Triebwerke hinweg. "Wir nähern uns Tokyo-3!"

Kaji signalisierte nur, dass er verstanden hatte und richtete seinen Blick wieder aus dem Fenster. Die Mitteilung war nicht wirklich nötig gewesen. Selbst aus einigen Kilometern Entfernung war der Kampf zwischen den nun noch elf Giganten kaum zu übersehen. Er verspürte ein wenig Stolz zu sehen, dass Katsuragi sein Geschenk gefunden hatte und es zu nutzen wusste. Aber sie waren trotzdem in der Unterzahl und es war schwer zu sagen ob Asukas und Shinjis Erfahrung und das Element der Überraschung in Form des JA genug waren, um es mit den Massenproduktions-EVAs aufzunehmen.

"Gibt es eine Möglichkeit sie aufzuhalten?", fragte er Sakamoto, den Anführer der Einheit, die ihn begleitete.

Die meisten der Soldaten waren, um es nett zu sagen, nicht gerade davon begeistert, gegen ihre eigenen Kameraden vorgehen zu müssen. Doch einige, die zu einem gewissen Grad wussten worum es ging, waren glücklich das aufhalten zu können, was vielleicht die größte Schande der JSSDF werden könnte. Sakamoto hätte eigentlich sogar Teil des Angriffsteams sein sollen, doch er hatte sich geweigert; unwillig alle zu töten, die ihm über den Weg laufen sollten, unbewaffnete Zivilisten und sogar Kinder.

"Wenn das das Ende der Menschheit bedeutet hätte, wäre ich zumindest als ein Mann abgetreten und nicht als ein Monster", hatte er Kaji gesagt. In Anbetracht der delikaten Situation, hatten sie sich keine Sorgen um ein Kriegsgericht wegen dieser Insubordination machen müssen, doch sie wurden in ihrer Basis unter einem kompletten Embargo festgehalten. Aber das hatte ihm drei komplette Trupps verschafft, die nun auf dem Weg in die Kampfzone waren und andere waren nur kurz hinter ihnen.

"Ich fürchte nicht." Sakamoto schüttelte den Kopf. "Wir haben keine Kontrolle über sie."

"Hatte ich befürchtet", murmelte Kaji, während er dabei zusah, wie Einheit-02 einen Tritt an den Kopf abblockte. "Dann viel Glück, Kinder..."

Er wollte gerade von dem Fenster weggehen, als etwas auf dem Parkplatz unter ihnen seine Aufmerksamkeit erregte. "LANDEN SIE SOFORT AUF DIESER STRASSE!", schrie er dem Piloten ohne weiter darüber nachzudenken zu, bevor er auf die Einstiegsluke zustürmte.

Sich eilig sichernd, riss er dem überraschten Soldaten neben sich das Gewehr aus der Hand und öffnete die Verriegelung. Die Dekompression erfasste ihn sofort,
versuchte alles aus der Kabine zu reißen, doch er hielt sich ruhig und legte auf sein Ziel an. Komischerweise schien dort nur ein Soldat mit erhobener Waffe zu stehen, im Gegensatz zu den dreien, von denen er dachte sie gesehen zu haben, doch der blaue Haarschopf war unverwechselbar. Er wusste zwar nicht was sie so weit hier draußen machte, aber jetzt war nicht die Zeit um darüber nachzudenken. Die ersten beiden Schüsse gingen wegen der großen Entfernung und der Bewegung des Fluggeräts daneben, doch der dritte traf ins Ziel. Offenbar nicht tödlich, aber er wollte sowieso nur etwas Zeit gewinnen. Erst dann bemerkte er, dass die beiden anderen Körper, die er zuvor gesehen hatte, bereits am Boden lagen.

Wenige Sekunden später war das VTOL tief genug, damit er sicher herausspringen konnte und Kaji rannte zu dem Parkplatz, gefolgt von Sakamoto und ein paar anderen der Gruppe.

Rei schien auf sie zu warten.

"Ich weiß ihre Hilfe zu schätzen, Herr Kaji", danke sie ihm höflich, während die Soldaten zu ihrem verwundeten und den scheinbar toten Kameraden eilten.

"Kein Problem", tat der Mann mit dem Pferdeschwanz den Dank ab. "Obwohl es schon eine ziemliche Überraschung war, dich hier draußen zu sehen."

"Ich habe versucht zu entkommen, bevor sie zuschlagen konnten", gab Rei ruhig zu. "Ich war mir sicher, dass es im Hauptquartier nicht sicher sein würde."

Kaji betrachtete sie für einen Moment, aber wie es bei ihr üblich war, sagte ihre Körpersprache nicht mehr als ihre Worte aus. "Ich habe nicht unbedingt über Sicherheitsgründe gesprochen..."

"Ich..." Unerwarteter weise zeigte sie eine Ausnahme für diese Regel, ihre Augen flattern kurz zu Boden. "Ich hatte meine Gründe den Commander... nicht zu unterstützen..."

Erkennend, dass das wohl das meiste war, was er im Moment aus ihr herausbekommen würde, nickte er. "Also gut, das macht uns einiges leichter. Sakamoto!", rief er dem Offizier zu. "Haben wir Platz für einen Anhalter?"

"Ich fürchte das würde ein bisschen Eng werden, mit diesen drei hier an Bord!", antwortete der Soldat und blickte dabei auf seine gefallenen Kameraden, die gerade in das VTOL getragen wurden.

Kaji kratzte sich am Kinn, eine Sekunde nachdenkend, als seine Augen auf den hastig gestoppten Patrouillen-Jeep fielen. Sie würden ihn wohl nicht mehr brauchen, oder?

"Glauben Sie, sie schaffen den Rest auch allein?", rief er noch einmal hinüber. Es war wirklich eine unnötige Frage, denn er war eigentlich nicht mehr als ein Passagier, ohne einen wirklichen Einfluss auf die JSSDF-Truppen. Aber ein Teil von ihm hoffte wohl darauf ein "Nein" zu hören, nur um zu fühlen, dass er gebraucht wurde.

Doch natürlich kam es nicht so, als Sakamoto den Daumen hob.

"Also gut.", Kaji wandte sich wieder Rei zu. "Wir werden diesen Jeep nehmen und ich werde dich hinbringen wo du willst, bis das ganze vorbei ist."

Rei nickte, folgte ihm aber nicht, als er auf das Fahrzeug zuging. "Könnten Sie das Fahrzeug auf die andere Seite der Bäume fahren? Ich möchte nicht noch einmal an dieser Stelle vorbeikommen."

"Ähm, sicher", murmelte er, während sie auf die nahegelegene Ansammlung von Bäumen zuhielt, die sich zwischen dem Parkplatz und der Straße befand, "aber warum kann ich dich nicht einfach jetzt mitnehmen?"

Sie blieb kurz stehen. "Ich muss noch jemanden abholen."

"Wa...?"

***

Der Verlust einer ihrer Brüder hatte die MP-Evangelions dazu gezwungen ihre Strategie zu ändern. Anstatt ihre Beute zusammen zu halten und gemeinsam anzugreifen, bildeten sie nun Gruppen, um sie auseinander zu treiben, wobei sie noch viel härter angriffen. Bis auf die zwei Einheiten, die den Jet Alone angriffen, hatten inzwischen alle ihre Schwerter gegen die Lanzen eingetauscht. Als sie bemerkt hatten, dass ein Stich mit einer Lanze die dicke Panzerung des Roboters kaum verletzte, hatten sie ihre Waffen schnell in ihre Ursprungsform zurückgebracht.

"Hey, Asuka!", rief Touji dem Rotschopf zu, die ihre drei Widersacher noch immer mit dem erbeuteten Schwert bekämpfte. "Warum verwandelst du das Ding nicht auch? Ich dachte EVAs wären allergisch gegen diese Lanzen-Dinger."

"Sicher, kein Problem", antwortete Asuka, der Sarkasmus deutlich in ihren Worten zu hören, als sie ihr inzwischen obsoletes Progmesser zielgenau einem ihrer Gegner in den Kopf warf. Doch wie erwartet hatte der Einschlag kaum eine Wirkung auf das weiße Monster, dem der Stahl in seinem Gehirn scheinbar gar nichts ausmachte. Aber für Asuka war es Ablenkung genug, um ihr Schwert in seine Schulter zu rammen und damit den Arm praktisch abzutrennen, bevor der EVA entkommen konnte. "Du müsstest mir nur sagen wie!"

"Wie kommt es, dass sie sie nicht werfen?", wunderte sich Shinji. Er war momentan der mit den mit Abstand meisten Problemen, da er sich nur mit seinem Progmesser gegen drei EVAs verteidigen musste. Unnötig zu sagen, dass er mehr damit beschäftig war ihren Lanzenstichen auszuweichen, als mit irgendwas sonst, in dem Versuch so viel Abstand wie möglich von ihnen zu gewinnen. "Dann könnte ich mir wenigstens eine davon schnappen!"

"Du hast vermutlich gerade deine eigene Frage beantwortet", wies ihn Misato über das Komm hin. "Sie wollen – HEY! Touji, pass auf!"

Zwei fliegende Einheiten stürzten sich von hinten auf den JA und griffen ihn bei den Schultern und den Stäben, die aus dem Kopf hervorragten. Scheinbar hatte sie vorgehabt ihn gegen einen Berg zu schmettern, oder aus großer Höhe fallen zu lassen, als leichtes Opfer, sobald er den Bodenkontakt verloren hatte. Doch sie schafften es nur den schweren Giganten für eine kurze Strecke über den Boden zu schleifen, bevor Touji reagierte und begann wild mit den elastischen Armen des Roboters um sich zu schlagen.

Obwohl er aus seiner Position nicht sehr hart zuschlagen konnte, stellte sich die Nähe zu seinen beiden Angreifern als fatal für sie heraus. Die getroffene Einheit wurde vom Kurs abgedrängt und krachte in die andere, wodurch beide zu Boden stürzten, als ihre Flügel sich ineinander verfingen.

Touji grinste triumphierend in seinem Sitz. "Ha. So leicht kriegt ihr mich..." Sein Spotten verstummte, als er sah, dass die einzige Reaktion des Roboters auf seinen letzten Befehl darin bestand, nach vorne zusammen zu sacken und sich nicht mehr zu bewegen. Er zog wieder und wieder an der Steuerung, aber es tat sich nichts. "Was ist los mit dem Ding?!"

Akagis Grimasse während sie ihre Statusanzeigen überprüfte zeigte ihm bereits mehr als er wissen musste. "Sieht so aus, als hätten sie die Antennen
beim letzten Angriff beschädigt. Die Signalstärke liegt bei unter fünf Prozent!"

Touji ließ sich in seinen Sitz fallen, nicht in Entspannung, sondern in reiner Wut. Wegen so einer leichten Beschädigung besiegt zu werden, konnte er nur noch hilflos zusehen, wie seine Freunde noch immer um ihr Leben kämpften. Knurrend ließ er seine Frustration ab, indem er mit seiner Faust gegen die nun nutzlosen Steuerelemente schlug.

"Tut mir leid, Leute", murmelte er. "Ich denke ihr müsst euch allein um den Rest kümmern."

***

"Misato? Hier ist Ritsuko", sagte die Blondine in ihr Handy, während sie tiefer in den Komplex wanderte, ihr Schritttempo ein Gang schneller als sonst. "Ja, ich weiß dass du 'ein wenig beschäftigt' bist! Aber weißt du, ich habe dir auch gesagt, dass ich noch etwas anderes zu tun habe und nun, da unser kleines Spielzeug kaputt ist, muss ich mich wirklich auf den Weg... Was? Ja, ich wollte gerade dazu kommen; ich wollte nur wissen, ob der Commander sich in der Zwischenzeit hat blicken lassen?" Sie kniff die Augen auf die negative Antwort hin zusammen, ein Fluchen unterdrückend. "Ja, das hatte ich befürchtet. Aber trotzdem danke."

Sie beendete die Verbindung mit einem wütenden Schnauben.

"Verdammt", entkam es ihr doch noch, die Fernbedienung in der Tasche ihres Laborkittels berührend, als sie den Aufzug bestieg, der sie runter ins Terminal Dogma bringen würde. "Ich wollte, dass er sieht, wie ich seine Hoffnungen zerstöre, nicht dass er mit ihnen geht."

***

Asuka blieb entsetzt stehen, als die Erinnerungen sie überwältigten. Eine dritte Einheit hatte sich mit den beiden getroffen, die den JA ausgeschaltet hatten und einer nach dem anderen kam von den anderen Gruppen dazu. Sie hatten nicht die Absicht ihre metallische Beute zu verschlingen, aber es verschaffte ihnen eine sadistische Freude, ihre Klauen in den hilflosen Roboter zu schlagen und ihn in Fetzen zu reißen. Und sie spürte es, sie spürte es als wäre es ihr eigener EVA, ihr eigenes Fleisch und ihre eigenen Knochen, die auseinander gerissen wurden.

Der Schock dauerte nur für wenige Sekunden an, doch das war bereits viel zu lange. Sie versuchte auszuweichen, war aber nicht schnell genug.

Ihre Schulter explodierte in Schmerzen.

Der Einschlag der Lanze warf sie nach vorne, brachte ihren EVA dazu, krachend zu Boden zu fallen. Die Überraschung hielt nicht lange an, aber der Schmerz blieb. Ihr Atem war reduziert auf Keuchen, als sie sich stumm dafür verfluchte die Bedrohung nicht rechtzeitig erkannt zu haben. Jetzt, da ihre Kampfessinne wieder zu ihr zurückkehrten, wollte sie eilig den unbeschädigten Arm ihres EVA zu dieser verdammten Lanze bringen, die dessen linke Schulter aufgespießt hatte und sie nun am Boden festhielt, wodurch sie ein gefährliches Maß an Bewegungsfreiheit verloren hatte, während der Kampf noch in vollem Gange war.

Aber ihre Versuche sich zu befreien wurden schnell unterbrochen. Aufblickend, sah sie eine riesige weiße Hand, die das rote Handgelenk von EVA-02 umklammerte – genau wie das abscheulich kranke Grinsen von dessen Besitzer. Sechs dumpfe Aufschläge erschütterten den Boden um sie herum und ließen keinen Zweifel daran, dass Verstärkung eingetroffen war.

Sie lächelte traurig, als ihre Augen zu ihrem Ringfinger wanderten, wo eine kleine Wölbung den Plugsuit dehnte. 'Baka... ich hab doch gesagt es bringt Unglück sowas vorher zu machen.'

Sie schaffte es kaum ein Wimmern zurückzuhalten, als sie fühlte wie die Klauen die Panzerung ihres EVAs ergriffen. Das Schlimmste am Tod war das Wissen, dass man bald sterben würde. Der Verlust der eigenen Existenz; jede Form Glück wurde einem weg genommen, ohne die Chance es jemals wieder zu erlangen.

Sie wollte nicht sterben. Noch nicht und nicht auf diese Weise.

Aber sie wusste wie klein die Chance war, dass Shinji sie alle noch rechtzeitig besiegen konnte, falls er ihr zu Hilfe eilen konnte. Sie konnte nur hoffen, dass er am Ende siegreich dastehen würde, sodass wenigstens er mit allen anderen weiterleben konnte. Und vielleicht würde sie dann endlich Aki wieder...

Ihr Angst war fort. Da war ein Gefühl, ein Gefühl von Stolz und Liebe. Aber da auch etwas anderes, etwas das sich anfühlte wie... Traurigkeit?

'Leb wohl?'

Als sie es verstand, war es bereits zu spät.

***

Gerade als Shinji es geschafft hatte ein wenig Abstand zwischen sich und der angreifenden Einheit zu schaffen, riss er EVA-01 wieder herum, um zu sehen wohin die anderen plötzlich verschwunden waren. Doch was er sah ließ ihn auf der Stelle erstarren.

Shinji wollte es nicht sehen. Aber er konnte sich auch nicht abwenden. Während dieses einen Momentes konnte er gar nichts tun. Er konnte nicht mal blinzeln.

Shinji wollte es nicht sehen. Doch er sah alles.

Er sah wie die Massenproduktions-EVAs versuchten den Flammen zu entkommen. Er sah wie sie alle von der Explosion erfasst wurden, die sie in die Hölle beförderte, wie sie es verdient hatten. Aber das war inzwischen egal.

Er sah wie sich Einheit-02 selbstzerstörte.

"A... Asu... Ah...", es war nicht mal ein Flüstern, nur ein Röcheln. Er merkte nicht einmal, dass er es war, der diese Geräusche machte.

Sie hatten gewusst, dass es durch ihre Änderungen schlimmer werden konnte. Sie hatten es immer gewusst. Aber er wollte niemals mit ansehen...

Erst als etwas am Arm seines EVAs zog und ihn zu Boden schleuderte, erinnerte ein Teil von ihm sich vage daran, dass dort noch ein Gegner war, der ihn verfolgt hatte und sich nun über seine Einheit beugte.

Noch eins von diesen weißen Monstern. Es war ihre Schuld... Es war ihre Schuld, dass Asuka... Asuka...

Das Biest sah es nicht mal kommen.

Die Hände von EVA-01 ergriffen seinen Hals, bevor es überhaupt darüber nachdenken konnte auszuweichen. Sie drückten fester und fester zu. Vielleicht versuchte die Bestie sich zu wehren, aber Shinji fühlte keine Schläge. Er fühlte nichts außer Hass.

Das leuchtende Weiß wurde mit Blut besudelt, als der Hals unter der erbarmungslosen Druck aufriss. Er schrie, als er den leblosen Körper von sich warf; schrie seinen Verlust und seinen Hass in die Welt hinaus, als er aufstand; schrie nach dem Werkzeug um sie bezahlen zu lassen!

Es war ihre Schuld! Jeder! Die von allen...!

Alles war egal. Der Mann, der er für sie geworden war. Was sie zusammen erreicht hatten. Ihre Familie... erst Aki... und nun sie auch noch...

Alles war egal. Sogar ob er der Grund sein würde. Zumindest – vielleicht – konnte er sie so wieder sehen. Und vielleicht würden sie ihm vergeben.

"Du wirst mir helfen, oder... Mutter?"

***

Der Schock wollte Mayas Gesicht einfach nicht verlassen, während sie den Bildschirm anstarrte, der den Krater zeigte wo Einheit-02 nur Augenblicke zuvor noch gewesen war. Sie hatte den Kindern nie besonders nahe gestanden, aber sie hatte immer mit ihnen mitgefühlt. Immerhin waren sie es, die immer für sie gekämpft hatten; einfache Teenager, die ihr Leben riskierten während das Wohl der Menschheit auf ihren Schultern lastete. Und nun hatte es eines gekostet.

Doch ein leiser Alarm zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, bevor sie vollständig von Schuldgefühlen und Trauer verschlungen wurde. "Shinjis... Shinjis Synchronrate steigt..."

***

Ein pochender Schmerz ließ ihr ein Stöhnen entweichen, als sie ihre Augen auf zwang, in ihrem Kopf drehte sich immer noch alles. Als wäre die Wunde, die die Lanze verursacht hatte, nicht genug gewesen, hatte das LCL es nicht geschafft den Aufschlag vollständig zu absorbieren, als der Plug gegen eine Felswand gekracht war, die er auch noch herunter rollte, bis der zylindrische Behälter endlich liegen blieb.

Mit ihrem guten Arm griff sie nach dem Griff für den Notfallausstieg und hievte sich aus dem Pilotensitz. Anders als die Außenseite, die durch die Reibung auf ein nicht unbeträchtliches Maß erhitzt worden sein sollte, war davon im Inneren kaum etwas zu spüren, da das LCL die meiste Hitze absorbiert hatte. Der Plugsuit hatte den Rest Problemlos abgedämpft, doch das machte es nicht leichter die Luke von Hand zu öffnen, besonders wenn man nur eine richtig benutzen konnte.

Endlich schaffte sie es die Verriegelung zu lösen, eifrig zu sehen was während der Minute, die sie verpasst hatte, draußen passiert war.

Sie wünschte sich fast, dass sie es nicht getan hätte.

***

Misato hörte Mayas Ankündigung, aber sie schaffte es kaum ihre Professionalität aufrecht zu erhalten, die in der momentanen Lage noch immer gebraucht wurde. Die Explosion von EVA-02 hatte ein Loch in ihr Herz gerissen, das die Leere nun nutzte um einzudringen. Sie konnte sich nicht einmal annähernd vorstellen, wie sie sich Shinji gerade fühlen musste. Und sie konnte es ihm nicht vorhalten, dass er den Kampf scheinbar aufgegeben hatte.

Selbst wenn das das Ende der Welt bedeutete.

***

Einheit-01 füllte das meiste ihres Sichtfeldes aus, ohrenbetäubend den Krater anheulend, in dem ihr EVA gewesen war. Der Gigant war ihr zu nahe, als dass sie das Gesicht hätte sehen können, aber sie konnte sich leicht die rot glühenden Augen der dämonischen Kreatur vorstellen.

Hastig griff sie in den Plug um das Kommunikationssystem zu aktivieren, bevor er sich selbst verlieren würde, diesmal vielleicht endgültig.

"Shinji, beruhige dich! Ich wurde rechtzeitig raus geschossen!"

Doch falls er sie hören konnte, zeigte er keine Reaktion.

***

Jeden in der Kommandozentrale überraschte die Stimme, wobei Misato auf jeden Fall den erleichtertsten Seufzer von sich gab. Die Stimmung hielt jedoch nicht lange an, als Maya erneut berichtete.

"Synchronwert steigt immer noch, nähert sich 100 Prozent!"

"Warum hört er nicht auf?!" Misato fuhr herum. "Hat er sie nicht gehört?"

"Sie muss die Leitung ausversehen nur zu uns geöffnet haben!", informierte Shigeru sie aufgeregt.

"Dann sagt's ihr!"

Aber er schüttelte nur den Kopf. "I-ich glaube kaum, dass sie uns da draußen hören wird, bei all dem Lärm", antwortet er resigniert.

Sie wollte den Befehl bereits ändern, als Makoto sie unterbrach. "AT-Feld dehnt sich aus!"

***

Ihr Haar begann in einem merkwürdigen Wind zu flattern, der durch den unmenschlichen Schrei des EVAs nur noch stärker zu werden schien. Sich wagend umher zu sehen, bemerkte sie das tatsächlich Staub und Trümmer umherflogen, Bäume abknickten um einen Kreis zu bilden, wodurch es den Anschein machte, dass die lila Einheit nicht nur das Zentrum sondern sogar die Quelle des kalten Sturms war.

"Es geht mir gut Shinji, reg dich ab!", schrie sie mit steigender Nervosität in das Komm.

Ein merkwürdiges Beben ging durch ihren Körper und ließ sie wieder aufblicken. Der EVA befreite sich erneut von seiner fesselnden Panzerung und entblößte seinen roten Kern vor der Welt. Ihr Mund stand offen, in einem geschockten Keuchen, als ein AT-Feld, wie sie es noch niemals zuvor gesehen hatte, sich vom Rücken des EVAs ausbreitete, wie deformierte Flügel, während es seine Arme zur Seite ausstreckte und sich zurücklehnte, als würde es etwas von oben kommendes mit offenen Armen empfangen.

Und dieses etwas stieß bereits durch die Wolkendecke.

***

"Irgendetwas dringt mit enormer Geschwindigkeit in die Atmosphäre ein!"

Das war das Letzte, was Misato jetzt gebrauchen konnte.

"Stellt sie endlich durch!"

***

"GOTTVERDAMMT, BAKA! HÖR AUF!"

***

"Asuka...?"

***

Riesige, blutverschmierte Hände stoppten den Flug der Lanze des Longinus auf der Stelle.

Sie drückte gegen den Halt, so nahe am Ziel, nur wenige Meter waren zwischen seinem spitzen Ende und dem roten Kern, der die Lanze mit seiner unendlichen Energie zu sich gerufen hatte. Doch der neue Meister der Lanze wünschte nicht länger die Zerstörung.

Stattdessen wurde sie in die teilweise enthauptete Massenproduktions-Einheit gerammt, die gerade wieder auf die Beine gekommen war. Ohne Widerstand glitt sie durch den Körper und durchstach direkt die S2 Engine. EVA-01 drehte sich nicht einmal um, um zu sehen, wie sie leblos von der roten Waffe rutschte.

Seine glühenden Augen suchten das Gelände um den Krater herum ab, den die Explosion hinterlassen hatte. Es gab keine Überreste, die man eindeutig Einheit-02 hätte zuordnen können, aber da lagen ein paar weiße Teile herum, eine Hand hier, ein halber Kopf dort.

Einer hatte die die Explosion scheinbar überlebt, versuchte mit seinem rechten Arm wegzukriechen, der dessen einzige verbliebene Gliedmaße war. Es war eigentlich nicht mehr als ein verbrannter Arm und ein Torso, das meiste der Panzerung war weg. Es wurde leblos, als EVA-01 die Lanze in seinem flackernden Kern versenkte.

Endlich, in einiger Entfernung, konnte er die zylindrischen Umrisse eines Entryplugs ausmachen, eine kleine rote Gestalt darin sah zu ihm auf. Die Gestalt sprang heraus und winkte hinauf zu dem Giganten.

Doch es war unmöglich ihr geschocktes Gesicht zu sehen, als der Evangelion seine energetischen Flügel spreizte und vom Boden abhob, höher und höher steigend.

***

"Ist es nun in Ordnung?"

"Ja. Es geht ihr gut. Das ist alles was für mich zählt. Aber...", Shinji wandte seinen Blick ab, "... ist das wirklich notwendig?"

"Es darf kein einziger EVA zurück bleiben. Nur wen sie – und die Lanze des Longinus – fort sind, hat die Welt eine Chance. Shinji, du weißt, dass dies getan werden muss, oder?"

Er nickte. "Solange die Sonne, der Mond und die Erde existieren, ist alles gut", rezitierte er. Doch sein Lächeln, selbst dieses traurige, verblasste, als er wieder aufblickte. Von jemandem der einem wichtig war Abschied zu nehmen kam immer zu plötzlich. "Aber willst du das auch wirklich? Willst du wirklich für alle Ewigkeit dort sein? Wirst du nicht... einsam sein?"

"Nein...", war die ehrliche Antwort, "Denn du wirst im Herzen immer bei mir sein." Stolz lächelnd, streichelte sie ihm über die Wange. "Leb wohl, mein Sohn. Kümmer dich um die, die du liebst; deine kleine Familie, deine Freunde. Sei immer da für die, die dich brauchen. Lebe wohl..."

"Leb wohl... Mutter..."



****************



Als Shinji seine Augen öffnete, war seine erste Reaktion sie wieder zu schließen, wegen dem hellen, blendenden Licht. Er wartete einen Moment, blinzelte noch zweimal, bevor er sich die weiße Fläche über ihm anstarrend fand. "Unbekannte Zimmerdecke..."

"Du solltest sie langsam kennen..."

Überrascht von der unerwarteten Stimme, drehte er seinen Kopf. Asuka saß auf dem Bett neben seinem und lächelte ihn an. Neben dem Verband um ihre Schulter, der sie dazu zwang eine Schlinge zu tragen, verdeckten nur einige Pflaster die wenigen Verletzungen an ihrem Körper. Davon abgesehen schien sie völlig in Ordnung zu sein.

"Ich weiß nicht, ich denke sie haben sie neu gestrichen...", scherzte er trocken, als er sich aufsetzte.

Asuka stand von ihrer Matratze auf und kam zu ihm herüber, küsste seine Stirn.

"Guten Nachmittag, Schlafmütze", spöttelte sie übertrieben. "Ernsthaft, du wurdest aus ein paar läppischen hundert Metern oder so raus geschossen, wovon du nur ein paar blaue Flecken davongetragen hast, während ich öfter und härter getroffen wurde, meine Schulter aufgespießt wurde – aber schau wer sich entschieden hat für ein paar Stunden das Bewusstsein zu verlieren."

"Du hast vergessen zu erwähnen, dass du auch raus geschossen wurdest."

"Hm, oh ja, ich wollte nicht, dass du dich zu schlecht fühlst", zuckte sie spielerisch mit den Schultern. Auf sein Bett kletternd und sich mit den Beinen Links und rechts auf seine setzend, legte sie ihre Arme lose um seine Schultern; grinsend, als sie ihm in die Augen sah. "Weißt du, wir wurden beide von unseren Müttern 'rausgeworfen'. Ich frage mich wie die Leute das wohl interpretieren würden."

"Naja, auf eine gewisse Weise haben sie nur für unser eigenes Wohl getan." Er grinste, die lose Umarmung erwidernd, indem er seine Hände auf ihre Hüften legte. "Ich frage mich nur, wie wir... du weißt schon... uns um den Rest kümmern sollen."

"Ich glaube darüber müssen wir uns keine Sorgen mehr machen." Er sah fragend an, drängte sie zu das zu erklären, was sie grinsend tat. "Ritsuko hat für uns Lilith entsorgt."

Shinji blinzelte Überrascht. "Was?"

"Ja", hörte Asuka sich selbst ein wenig überrascht an. "Sie hat die MAGI dazu programmiert, die Sprengladungen zu zünden, die für die Selbstzerstörung des HQs gedacht waren, aber nur die im Terminal Dogma und ein paar, zu der Zeit leeren, Etagen darüber. Was auch immer von Lilith diese Explosion überstanden hat, liegt jetzt unter ein paar hundert Tonnen Stahlbeton."

Verdutzt, war Shinji sprachlos.

Doch Asuka Gesicht wurde plötzlich ernster, angespannt; ihre Stimme senkte sich zu einem hoffenden Flüstern. "Also... haben wir es geschafft, oder?"

Schwach, aber zufrieden lächelnd, nickte er. "Ja."

Sie presste sich plötzlicher enger an ihn, hielt ihn ganz fest. "Dann können wir... können wir sie endlich betrauern?", fragte sie, kaum in der Lage ihr Schluchzen zurückzuhalten.

Seine Stimmung senkte sich sofort, der große Sieg vergessen, als er fühlte, wie seine Augen nach ihren Worten feucht wurden. "Ja", wiederholte er, aber ernster diesmal, als er ebenfalls ihre Umarmung enger zog. "Auf jede Weise, die wir wollen."

"Ich... ich glaube ich hätte gerne eine Beerdigung für sie. Auch wenn das Grab leer wäre. Nur... nur als eine Erinnerung für alle, dass sie da war; dass sie nicht nur ein..." Ihre Stimme wurde plötzlich abgeschnitten, durch das Zischen der sich öffnenden Tür.

Rei wich einen Schritt zurück, als sie sie sah, ihre fahlen Wangen färbten sich in ein blasses Pink. "Ich entschuldige mich. Es war nicht meine Absicht euch zu stören."

Das Paar tauschte einen Blick aus und ließ dann langsam voneinander ab.

"Nein, Rei, ist schon gut", sagte Shinji. Sie hier zu sehen war eine Erleichterung, aber auch wenn er viele Fragen an sie hatte, beließ er es vorerst bei einem: "Können wir irgendwas für dich tun?"

Das blauhaarige Mädchen nickte. "Ihr müsst mich zu meinem Apartment begleiten. Da ist... etwas das ich euch zeigen muss."


*********


Asuka lief ein Schauer über den Rücken, als sie Reis Wohnung betrat. Da die mysteriöse Pilotin es scheinbar ungewöhnlich eilig hatte und Shinji noch einige Formulare ausfüllen musste (und sich umziehen), bevor er die Krankenstation verlassen konnte, hatten sie sich darauf geeinigt, dass die beiden Mädchen vorgehen würden.

Asuka hatte von Shinji über Reis schreckliche Lebensbedingungen gehört, aber es war das erste Mal, dass sie das heruntergekommen Gebäude mit eigenen Augen sah. Sie hatte nicht erwartet, dass es so schlimm sein würde.

Zumindest schien Rei die Wände mit ein paar Bildern dekoriert zu haben, aber Asukas Aufmerksamkeit war mehr auf die Einschusslöcher gerichtet, die überall zu sehen waren. Sie konnte sich nicht erinnern, dass damals welche in Misatos Apartment gewesen wären und sie hoffte, dass es dieses Mal auch so war. Anscheinend hatten sie entweder gewusst wo die Piloten zu erwarten waren, oder SEELE hatte die JSSDF angewiesen, dass Rei von ihnen dreien die größte Bedrohung war und um jeden Preis eliminiert werden musste. Das würde auch erklären, warum sie sich nicht die Mühe gemacht haben genau zu sein und stattdessen wahllos auf alles geschossen hatten, was ihnen vor den Lauf gekommen war. Es war überraschend, dass sie keine Granaten benutzt oder gleich das ganze Gebäude gesprengt hatten.

Nur ein Glas stand noch auf dem Kühlschrank in der Ecke, aber die Scherben rundherum zeigten, dass dort noch ein paar mehr gewesen waren. Das Bett stand in der Mitte des Raumes in einem merkwürdigen Winkel, die ebenfalls durchsiebte Matratze lag nicht ganz gerade auf dem Rahmen, wodurch Asuka vermutete, dass es provisorisch wieder aufgestellt wurde, nachdem es bei dem Angriff umgeworfen worden war.

Sie schüttelte den Kopf und drehte sich zu ihrem Gastgeber um. "Also was wolltest du uns zeigen?", fragte Asuka, Neugierde aber auch ein wenig Ärger in der Stimme, während Rei sich umsah, scheinbar selbst auf der Suche nach diesem Etwas.

Doch bevor das blauhaarige Mädchen antworten konnte, wurde die Aufmerksamkeit des Rotschopfes plötzlich auf ein Rascheln hinter den Vorhängen zu ihrer Linken gelenkt. Sie konnte nicht sagen, ob ihr Atem und ihr Herz anhielten oder sich eher um ein Vielfaches beschleunigten, als ihre geweiteten blauen Augen auf ein ähnliches Paar traf, als die Vorhänge zögerlich zur Seite geschoben wurden.

"Mama...?"





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A/N: Ohh, wär das nicht ein schöner Punkt es zu beenden? Offensichtlich genug und doch so offen, wie Eva-mäßig...
Aber so sehr ich Eva liebe, wie es ist, ich bin nicht Anno und es sieht mir einfach nicht ähnlich mein "Wissen" wie es hierzu kam für mich zu behalten. Also erwartet "end" sehr bald, dass die Ereignisse von Reis Vortag behandelt, bevor der letzte Vorhang für T2t fällt. Auch wenn diejenigen unter euch mit schwachen Zähnen vielleicht bevorzugen, hier den Schlussstrich zu ziehen, wenn ihr wisst, was ich meine...

Random Notes:
- Die ersten Zeilen wurden im Nachhinein hinzugefügt. Ich wollte (offensichtlich) EoEs Status Quo so schnell wie möglich herstellen, aber es kam einfach zu sehr aus dem Nichts. Ihr ursprüngliches Koma hatte ja schließlich auch eine Einleitung.

- Keine Ahnung, ob der Ort von dem Misato in die MAGI hackt wirklich "in den weiten Tiefen des MAGI-Kühlsystem" war. Aber es war offensichtlich kalt dort, von daher...

- Ich weiß, die ganze Geschichte mit dem JA (besonders wie er besorgt wurde) war etwas "naiv" umgesetzt, aber er bekommt immer so viel Spott vom fandom ("Könnte nie und nimmer einen Engel besiegen *LULz*"), dass ich dem armen Ding zumindest einen (wenn auch kurzen) Moment zu glänzen geben wollte. Und es gab mir einen Grund, Toji wieder ins Spiel zu bringen.
Wo wir von Spiel reden, ich habe kürzlich (Anm. "kürzlich") gehört, dass das Prime Modell das Gleiche im EVA2 PS2/PSP Spiel macht (ich wusste vom JA Prime, aber ich dachte, er wäre ein Gegner...^^; ), so dass die Idee des JA, der beim MP-Kampf aushilft gar nicht so neu ist, wie ich dachte... *schmoll*

- Ich sollte es wohl besser erwähnen. Jungs: Ein Ring wird euch nicht automatisch eine heiße Nacht bescheren. Das gilt nur für Figuren in einer klischeehaften Geschichte. ;P

- Danke an LD, William T. Martin und Tarage fürs pre-reading.

- Gendo... Ah, ich glaube, dass behalte ich mir für die Notes im letzten Kapitel vor. Ich seh euch bald. Sehr bald... (und ich mein es)


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